Fleisch Regal in einem Discounter
Weil zu wenig Kunden Fleisch kaufen, senken die Discounter als Kaufanreiz die Preise. Bildrechte: imago/Geisser

Lebensmittel Weitere Supermarktketten wollen Fleischpreise senken

05. Juli 2022, 12:37 Uhr

Nach Aldi wollen nun offenbar weitere Supermarktketten die Preise für Fleischprodukte senken. Wie der Discounter Netto MDR AKTUELL mitteilte, werden die Preise in den kommenden Tagen an die neue Marktsituation angepasst. Ähnlich äußerte sich Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka, zu dem Netto gehört.

Vor einem Aldi-Markt in Leipzig: Die angekündigte Preissenkung des Discounters um bis zu zehn Prozent auf Rinder- und Schweinefleisch sorgt hier für unterschiedliche Reaktionen. Viele finden es gut, dass die Preise nach unten gehen. Andere aber finden es erschreckend, wenn das ausgerechnet beim Fleisch so ist. Sie geben lieber mehr Geld für Bio- oder regionales Fleisch aus, oder verzichten ganz, auch und gerade in der Grillsaison, betonen viele.

Preise werden gesenkt, um Nachfrage anzukurbeln

Ein Trend, den auch Kristina Klein sieht. Sie ist Professorin für Marketing an der Universität Bremen, wo sie die Arbeitsgruppe "Konsumentenverhalten" leitet. Mehr Bewusstsein für Tierwohl und Umwelt, pflanzliche Fleischalternativen, dazu die hohen Preise – das habe in den vergangenen Monaten schlicht dazu geführt, dass jetzt zu viel Fleisch auf dem Markt sei.

Klein sagt: "Das heißt, die Preise werden gesenkt, damit die Nachfrage wieder steigt. Damit die Übermengen, die momentan von den Verbraucherinnen und Verbrauchern nicht abgenommen werden, reduziert werden können."

Ab welchem Preis die Menschen Fleisch lieber links liegen lassen, ist schwer zu sagen. Das hänge stark vom individuellen Budget ab.

Bastian Popp ist der Direktor des Instituts für Handel und Internationales Marketing an der Universität des Saarlandes und sagt: "Bei Fleisch kann man natürlich eher verzichten. Das ist schon so, dass man sicherlich die Auswirkungen der Inflation beim Fleisch deutlich früher merkt als in anderen Kategorien, die einfach notwendig sind."

Auch andere Supermärkte könnten nachziehen

In Sachen Marketing sei es clever von Aldi, hier voranzugehen und sich als besonders günstig zu positionieren, sagt Popp. Er geht davon aus, dass auch andere Supermärkte bald nachziehen und die Fleischpreise senken.

Auch Konsumentenforscherin Kristina Klein glaubt das: "Man geht tatsächlich davon aus, dass auch Supermarktketten wie Edeka, wie Rewe und so weiter ein ähnliches Problem haben, denn auch sie stehen vor den Mehrmengen, die nicht abgenommen werden. Das heißt: Auch hier könnten Preisreduktionen folgen."

Und tatsächlich kündigt Netto auf Nachfrage von MDR AKTUELL an: "Auch wir werden unsere Preise für einige Fleischprodukte in den kommenden Tagen an die neue Marktsituation anpassen." Kaufland dagegen schreibt, man mache zu Preisentwicklungen grundsätzlich keine Angaben. Lidl und Rewe haben auf die Anfrage bis zur gesetzten Deadline nicht reagiert.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 05. Juli 2022 | 06:00 Uhr

35 Kommentare

O.B. am 06.07.2022

Die meisten können aufgrund ihres Geldbeutels nicht selbst entscheiden was sie ihrem Körper antun. Bester Beweis ist das der Fleischer der sich in jedem kleinen Kaff befand pleite gegangen ist weil man es sich einfach nicht leisten konnte. Das gleiche gilt für Bäckereien Schuhläden oder um mal jemand namentlich zu nehmen läden wie Schlecker. Wer hat schon Lust auf Massenware , Konsevierungsstoffe oder China zu unterstützen!?

kleinerfrontkaempfer am 05.07.2022

"Nach einer vor wenigen Wochen veröffentlichten, repräsentativen Forsa-Umfrage haben 42 Prozent der Menschen in Deutschland ihren Fleisch- und Fisch-Konsum reduziert, um sparsamer zu kochen."
Denn aufwendige Zubereitung und Strapazieren von Herd und Pfanne bringt den Stromzähler richtig in Fahrt. Da sind schneller ein paar Würstchen, ein Spiegelei oder eine Dosensuppe fertig und auf dem Tisch.
Ein Trend der z.B. bei Bedürftigen der Tafeln in England vorherrscht. Dort sind schnell und einfache Gerichte und Lebensmittel inzwischen der Renner. Man hat die Strompreise im Blick!

Kritische am 05.07.2022

Eigentlich wäre ein niedrigerer Fleischkonsum wünschenswert. Für die viel zu dicken Menschen, das Klima und das Tierwohl. In Deutschland verhungert keiner. Was da früher verkauft wurde, war pervers. Das KANN nicht gesund sein. Und die Erzeuger hatten keine Anreize für bessere Tierhaltung. Aber wie hier schon gesagt, der Kapitalismus frisst seine Kinder. Nun muss das Fleisch verkauft werden, auf Teufel komm raus. Hähnchen für 2,99, Hackfleisch für unter 3 Euro, tägliche Grillorgien mit dem 10er Pack Bratwurst....Da mag sich keiner vorstellen, was da drin ist. Die Krankenkassen werden es spüren, Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Allergien, Herz-Kreislauf....Kauft, Leute kauft.

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