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Günstiger WohnraumBund fördert Eigenanteil bei Wohnungsgenossenschaften

11. Oktober 2022, 09:05 Uhr

In Ostdeutschland gibt es viele günstige Genossenschaftswohnungen. Wer hier einzieht, muss einen Anteil der Genossenschaft kaufen und wird dafür an Unternehmensgewinnen beteiligt. Ein neues Förderprogramm der Bundesregierung vergibt nun Kredite für diese Eigenanteile an den Genossenschaften.

Die BWG Halle-Merseburg ist eine der großen Wohnungsgenossenschaften in Sachsen-Anhalt. 5000 Wohnungen gehören zur Bau- und Wohnungsgenossenschaft. Lutz Haake, Sprecher des Vorstands, sieht in dem neuen Förderprogramm der Bundesregierung ein positives Signal für alle Wohnungsgenossenschaften, aber: "Ich glaube wirklich nicht, dass das jetzt dazu führt, dass mehr Menschen sich aktiv für eine Mitgliedschaft in der Genossenschaft entscheiden."

Das Förderprogramm gibt es seit dem 4. Oktober. Privatpersonen können ein vergünstigtes Darlehen für den Kauf eines Genossenschaftsanteils beantragen. Kredite im Wert von bis zu 100.000 Euro werden vergeben.

Bei der BWG Halle lägen die Eigenanteile gerade mal zwischen 155 und 2.300 Euro, sagt Haake. "Da haben wir andere Instrumente in den Genossenschaften. Beispielsweise Ratenzahlungen, die bis runtergehen können auf 50 Euro im Monat und die in aller Regel auch nicht verzinst werden. Da hat jemand, der in eine Genossenschaft möchte, genug Möglichkeiten, ohne eine nochmalige Darlehensaufnahme oder Kreditaufnahme, sich seinen Wunsch zu erfüllen."

Jede vierte Wohnung in Sachsen-Anhalt ist Genossenschaftswohnung

Auch Ronald Meißner glaubt, dass die großen Bestandsgenossenschaften von dem Kredit kaum profitieren. Für manche aber könne das Förderprogramm sinnvoll sein, sagt der Direktor des Verbands der Wohnungsgenossenschaften Sachsen-Anhalt: "Anders fällt die Beurteilung aus für sogenannte Kleinstgenossenschaften, die sich vielleicht zu fünft, zu sechst, zu siebent zusammenfinden und ein Objekt kaufen wollen. Da kann ich mir vorstellen, wenn man sieht, dass die absolute Förderhöhe je Person maximal 100.000 Euro ausmacht, dass dieses Instrument den Wohnungsgenossenschaftsneubau befördern kann."

Fast jede vierte Mietwohnung in Sachsen-Anhalt ist eine Genossenschaftswohnung. Die Monatsmiete liegt im Schnitt bei 5,10 Euro pro Quadratmeter.

Insgesamt wohnten in Deutschland aber nur zehn Prozent der Menschen in einer genossenschaftlichen Wohnung, sagt Pekka Sagner vom Institut der Deutschen Wirtschaft. Das meiste Wohnungsangebot würde über den freien Markt bereitgestellt. Vor allem der Neubau müsse stärker unterstützt werden, fordert der Wohnungsmarktexperte: "Das ist zum Beispiel dann auch in Form einer Neuauflage der KfW-Förderung für energieeffizientes Bauen mit einer Verstetigung der Fördersummen. Denn vielen Unternehmen ist insbesondere daran gelegen, die Planbarkeit zu garantieren bei diesen Förderungsinstrumenten: Dass man sich auf diese Argumente und diese Förderungsinstrumente fokussiert, um in der Breite neuen Wohnraum schaffen zu können."

Sonst könnte das ambitionierte Ziel der Bundesregierung von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr nicht erreicht werden.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 11. Oktober 2022 | 07:25 Uhr