Rohre in deutschen und russischen Nationalfarben auf Rubelscheinen
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Ukraine-Krieg Russland drosselt Gaslieferung nach Deutschland

14. Juni 2022, 16:18 Uhr

Der russische Staatskonzern will seine Gaslieferung an Deutschland drastisch senken. Die Schuld dafür gibt Gazprom dem deutschen Siemens-Konzern. Siemens hat mittlerweile bestätigt, dass eine Gasturbine überholt wird. Der unter Treuhandverwaltung stehende deutsche Ableger "Gazprom Germania" soll unterdessen eine Milliardenhilfe und einen neuen Namen bekommen.

Der russische Staatskonzern Gazprom hat angekündigt, seine Gaslieferung durch die Pipeline Nord Stream 1 um 40 Prozent zu senken. Das Unternehmen erklärte, es könne nur noch eine Durchleitung von 100 Millionen Kubikmetern Gas am Tag anstelle der üblichen 167 Millionen Kubikmeter sichergestellt werden.

Gazprom sieht Schuld bei Siemens – Technikkonzern bestätigt Gasturbinen-Überholung

Die Schuld dafür gab Gazprom dem deutschen Siemens-Konzern. Dieser habe Gasverdichter-Aggregate nicht rechtzeitig aus der Reparatur zurückgeliefert. Wie lange die Lieferung gedrosselt bleibt, teilte Gazprom nicht mit.

Energietechnikkonzern Siemens Energy hat derweil die Überholung einer Gasturbine der Ostseepipeline Nord Stream bestätigt. Aufgrund der von Kanada verhängten Sanktionen könne sie derzeit nicht aus Montréal zurückgeliefert werden, teilte eine Sprecherin des Konzerns mit. Siemens Energy hatte der Sprecherin zufolge 2009 Gasturbinen für eine Verdichterstation der Nord Stream 1-Gaspipeline in Russland geliefert. Sie sind demnach für die Druckerhöhung des Erdgases in der Pipeline erforderlich.

Am Dienstagnachmittag sei allerdings noch kein verringerter Durchfluss durch Nord Stream 1 festzustellen gewesen. Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte, dass die Versorgungssicherheit mit Gas in Deutschland weiter gewährleitet sei. "Wir beobachten die Lage und prüfen den Sachverhalt", sagte eine Sprecherin des Ministeriums.

Nord Stream 1 seit 2011 in Betrieb

Die Pipeline Nord Stream 1 wurde im November 2011 in Betrieb genommen. Sie verläuft auf dem Grund der Ostsee von Wyborg nach Lubmin und versorgt vor allem Deutschland mit Erdgas. Der Bau und die Inbetriebnahme der Leitung war umstritten. Kritiker verwiesen neben der Energieabhängigkeit von Russland auch auf ökologische Risiken. Mehrere osteuropäische Länder beklagten ausbleibende Transitgebühren.

Die Nachfolge-Pipeline Nord Stream 2 ist ebenfalls fertiggestellt. Ihre Inbetriebnahme liegt derzeit auf Eis. Nicht mehr befüllt wird die Leitung Jamal-Europa. Reduziert ist auch die Durchleitung von russischem Gas durch die Ukraine.

Gazprom Germania erhält Milliardenhilfe und neuen Namen

Unterdessen will die deutsche Bundesregierung das unter Treuhandverwaltung stehende Gasunternehmen Gazprom Germania mit einem Milliardenbetrag stützen, um eine Pleite zu verhindern. Damit solle die Versorgungssicherheit in Deutschland gewährleistet werden, teilte die Bundesregierung am Dienstag in Berlin mit. Die Treuhandverwaltung will die Ampel-Koalition nun längerfristig absichern und das durch Sanktionen von russischer Seite ins Straucheln geratene Unternehmen über ein Darlehen vor der Insolvenz bewahren, hieß es.

Das Unternehmen, das einen erheblichen Teil der Gasspeicher und Gaspipelinenetze in Deutschland kontrolliert, werde zudem in "Securing Energy for Europe GmbH" umbenannt. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters aus Regierungskreisen soll das Unternehmen einen Kredit in Höhe von neun bis zehn Milliarden Euro erhalten, um es zu stabilisieren.

Quelle: AFP, dpa, interfax, Reuters

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 14. Juni 2022 | 14:00 Uhr

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