Schiene Güterverkehr massiv gestört – auch Mitteldeutschland betroffen

16. Juni 2022, 10:43 Uhr

Im deutschen Schienen-Güterverkehr kommt es derzeit zu erheblichen Störungen. Züge müssen teils tagelang auf Abschnitten stehenbleiben. Grund sind offenbar Baustellen, Personalmangel und schlechte Kommunikation.

Der Güterverkehr auf Deutschlands Schienen ist auf absehbare Zeit erheblich gestört. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet, stehen derzeit rund 300 Züge mindestens einen Tag auf freier Strecke herum. Lokführer müssten die Züge auf Überholgleisen parken und sich mitunter zur nächsten Straße durchkämpfen, um nach Hause zu kommen. Zum Teil würden Züge bis zu zwei Wochen abgestellt, hieß es unter Berufung auf Branchenkreise.

Baustellen, mäßige Koordination und Personalmangel

Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung bestätigte die Probleme. Sprecher Martin Bulheller sagte MDR SACHSEN, die Pünktlichkeit auf der Schiene sei schon lange ein Problem, jedoch verschärfe sich die Lage derzeit. Grund dafür seien viele Baustellen, mäßige Koordination und der Mangel an Lokführern. Die aktuelle Lage führe zu uneinhaltbaren Fahrplänen, geringer Pünktlichkeit und zu Annahmesperren für Güter.

Auch der Schienenbeauftragte der Bundesregierung, Michael Theurer, räumte die teils chaotischen Zustände ein. Die Situation habe sich "in den letzten Wochen dramatisch zugespitzt", sagte der FDP-Politiker der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Wir brauchen dringend eine Inventur und dann eine Generalsanierung", so Theurer. "Es muss unter dem rollendem Rad saniert werden."

Weselsky fordert Bahnreform

Laut dem Zeitungsbericht fand bereits in der vergangenen Woche ein Krisengespräch zwischen dem Bundesverband der Deutschen Industrie und der Deutschen Bahn statt. Aus Teilnehmerkreisen hieß es, Kunden seien nicht mehr gewillt, wochenlang auf Produkte zu warten. Bei dem Treffen soll Einigkeit darüber bestanden haben, dass sich etwas ändern müsse. Allerdings fehle es allerorten an Zuversicht, dass dies auch bald geschehen kann.

Unterdessen der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, Claus Weselsky, eine Bahnreform gefordert, um die zunehmenden Verspätungen im Güter- und Personenverkehr in den Griff zu bekommen. Der GDL-Chef sagte MDR AKTUELL, die Bereiche Netz, Bahnhöfe und Energie müssten in eine Gesellschaft unter direktem Einfluss des Bundes zusammengeführt werden.

Diese Gesellschaft müsse in das Schienennetz investieren, betonte Weselsky. Das derzeitige Aktienrecht schaffe es, im Konzern Gewinne zu verschieben und im Ausland Investitionen mit deutschen Steuergeldern zu tätigen. Das müsse aufhören.

AFP, MDR (fef)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 15. Juni 2022 | 06:30 Uhr

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