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Immer mehr Menschen wollen wieder mit einem Kamin heizen. Bildrechte: IMAGO / Christian Ender

Hohe GaspreiseUmstieg auf Holz und Kohle lässt Feinstaubwerte steigen

05. Oktober 2022, 11:00 Uhr

Wegen der hohen Gaspreise überlegen viele Menschen, wieder mit Kohle und Holz zu heizen. Die Kaminbauer haben deswegen wieder Hochkonjunktur, doch die Rohstoffe sind gar nicht mehr so leicht zu bekommen. Auch die Luftqualität könnte sich durch die qualmenden Schornsteine verschlechtern.

Bis zu 4.000 Tonnen Kohlebriketts laufen am Tag in der Fabrik in Schwarze Pumpe vom Band. Im Vergleich zum Vorjahr konnte das Werk des Energieunternehmens LEAG damit seine Produktion um 40 Prozent steigern. Das Interesse an den Briketts sei enorm gestiegen, sagt Thoralf Schirmer, Sprecher des Unternehmens: "Die Kollegen haben den Sommer durchgearbeitet. Das ist völlig ungewöhnlich. Normalerweise ist im Sommer eine ruhigere Phase, wo man die Lager wieder auffüllen kann. Das ist im Augenblick überhaupt nicht möglich. Die Lager sind so gut wie ständig leer. Alles, was produziert wird und ins Lager kommt, wird gleich so wieder abgeholt und an die Kunden gebracht."

Das Lausitzer Unternehmen nimmt derzeit keine neuen Bestellungen von Brennstoffhändlern mehr an. Die Mitarbeitenden seien bemüht, alle bisherigen Aufträge abzuarbeiten, sagt Schirmer. Und neben der hohen Nachfrage gibt es dann noch einen weiteren Grund, weshalb Braunkohle zurzeit ein knappes Gut ist. Schirmer erklärt: "Das hat auch damit zu tun, dass jetzt in dieser Phase zusätzliche Braunkohlekraftwerksblöcke, die vorher nicht eingeplant waren, wieder in Betrieb genommen werden sollen, also in die sogenannte Versorgungsreserve aufrücken. Auch für die müssen wir Kohle einplanen."

In der Energiekrise setzt die Bundeskrise wieder auf Kohle zur Stromerzeugung. So soll Gas, das dafür vorgesehen war, eingespart werden. Damit fehlt Kohle, die sonst in die Brikettproduktionen gehen könnte.

Wenig Holz vorhanden

Auch beim Holz trifft eine sehr hohe Nachfrage auf wenig Angebot. 30 Prozent der Holzbriketts am Markt seien früher aus Russland und der Ukraine gekommen, sagt Raimond Senzel, Sprecher des Sächsischen Brennstoff- und Mineralölhandelsverbands. Wegen des Krieges in der Ukraine würden die wegfallen. Gleichzeitig würden aber viele Menschen ihren Kamin nun öfters anwerfen und mit Holz heizen.

Auch neue Holzheizer kämen hinzu, sagt Senzel: "Das zeigt sich dann deutlich auch in den Verkaufspreisen. Hier ganz deutlich im Pelletbereich, also für Pelletheizungen: Aktuell wird die Tonne Pellets beim Endverbraucher zwischen 800 und 1.000 Euro zu Hause angeliefert verkauft. Vor ein, zwei Jahren bekam man diese noch für 200."

Feinstaubbelastung steigt

Mehr heizende Kamine also und damit auch mehr qualmende Schornsteine. Müssen wir also auch mit einer höheren Feinstaubbelastung rechnen? Marcel Langner vom Umweltbundesamt glaubt, dass es in diesem Winter abhängig von der Witterung mehr Feinstaub in der Luft geben könnte. Er glaube nicht, dass Grenzwerte überschritten würden.

Trotzdem seien gesundheitliche Risiken nicht auszuschließen, denn die Grenzwerte in Deutschland lägen über denen, die die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt: "Dann bekommen Menschen, die schon Probleme haben – also zum Beispiel Asthma haben – ein akutes Problem. Sie bekommen Atemnot. Das sind die kurzfristig auftretenden Phänomene. Langfristig ist es so, dass Feinstaub nicht nur ein Risiko ist für die Atemwege, sondern für das Heiz-Kreislaufsystem", erklärt Langner. Denn Feinstaub könne auch direkt ins Blut gelangen und in der Lunge Entzündungen auslösen.

Langner befürchtet, dass nicht nur diesen Winter mehr Menschen mit Holz oder Kohle heizen. Weil sich viele einen Kamin neu angeschafft hätten, würden sie diesen dann auch langfristig häufiger benutzen, glaubt der Umweltexperte.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 05. Oktober 2022 | 06:00 Uhr