Alte Gasheizungen Immobilienbranche in Sorge vor Heizungsreform

28. Februar 2023, 11:01 Uhr

Der Eigentümerverband Haus und Grund hat davor gewarnt, die Vorschriften für den Austausch alter Heizungen zu sehr zu verschärfen. Präsident Kai Warnecke sagte MDR AKTUELL, für viele Eigentümer sei das finanziell schwer zu verkraften. Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte auf Anfrage, dass es noch keine endgültige Entscheidung gebe.

Die Umstellung auf Erneuerbare Energien in Deutschland soll beschleunigt werden. Darin ist man sich einig in der Berliner Ampel-Koalition. Im Sommer vergangenen Jahres hatte sich der Koalitionsausschuss auf ein Konzeptpapier geeinigt, das strengere Regeln für neue und bestehende Heizungsanlagen vorsieht.

Beim Eigentümerverband "Haus und Grund" ist man davon überzeugt, dass viele Vorhaben des Papiers ihren Weg in den neuen Gesetzentwurf des Bundeswirtschaftsministeriums gefunden haben.

Reform könnte Ende für viele Öl-und Gasanlagen bedeuten

Präsident Kai Warnecke sagt, nach ihrem Kenntnisstand sei ein Gesetzentwurf in diesem Hause so gut wie fertig. Und das müsse er auch sein, denn er soll bereits im März von der Bundesregierung beschlossen werden. Man gehe daher davon aus, dass es in den kommenden Tagen einen Gesetzentwurf gebe, der das Licht der Welt erblicke.

Kommt es so wie von Warnecke befürchtet, hätte es die Reform in sich. Demnach müssten nämlich nicht nur neu in Betrieb genommene Heizungen schon ab dem kommenden Jahr zu mindestens 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden, auch für bestehende Anlagen würden dann die Regelungen verschärft. Für vor 1996 eingebaute Öl- und Gasanlagen soll ohne Ausnahmen nach spätestens 30 Jahren Betrieb Schluss sein.

Verband: Umbau für Eigentümer finanziell schwer zu stemmen

Für später eingebaute Anlagen soll die Betriebsdauer dann Jahr für Jahr verkürzt werden. Warnecke sagt dazu: "Wir erwarten in der Tat, dass Robert Habeck ein Gesetz vorlegen wird, das dazu führen wird, dass auch viele gut funktionierende Heizungen, die wir heute noch haben, inklusive Brennwertanlagen, frühzeitig aus dem Verkehr herausgenommen werden."

Wahrscheinlich würden sie dann auch gegen Anlagen ausgetauscht, die in einem Haus nicht effizient betrieben werden können. Wie zum Beispiel Wärmepumpen in älteren Gebäuden mit Heizkörpern, erklärt der Präsident des Eigentümerverbandes.

Für viele Eigentümer sei das finanziell nicht zu stemmen, sagt Warnecke. Die Sanierungskosten für ein durchschnittliches Einfamilienhaus beziffert er auf mindestens 150.000 Euro.

Noch kein konkreter Gesetzesentwurf

Von derart konkreten Planungen weiß man im Bundeswirtschaftsministerium allerdings nichts. Auf Anfrage erklärt eine Sprecherin, es gebe aktuell noch keine finalen Entwürfe zur Novelle. So äußert sich auch das ebenfalls beteiligte Bundesbauministerium. Mit dem Verweis allerdings, dass das Vorhaben für die gesamte Branche machbar und realisierbar sein müsse.

Auch der Bundestagsabgeordnete Bernhard Herrmann weiß nichts von einem fertigen Gesetzentwurf. Der Politiker aus dem Erzgebirgskreis sitzt für die Grünen im Ausschuss für Klima und Energie. Er glaubt nicht, dass die Ampelregierung so forsch vorgehen wird, wie von der Immobilienbranche befürchtet.

Und verweist auf die Situation in Sachsen, wo in den frühen Neunzigern unzählige Gasheizungen eingebaut wurden: "Wenn dort jetzt die Herausforderung besteht, diese in den nächsten Jahren zügig umzubauen, dann muss das auch gleichzeitig realisierbar sein."

Die Gesetzgebung werde mit solchen Stufen und Anpassungsprozessen versehen sein, dass das auch realisierbar sei. Und sowohl die Handwerkerschaft, als auch die Menschen und auch die Gebäudeeigentümer nicht überfordere, lautet Herrmanns Urteil. Alles andere, sagt Herrmann, wäre der Sache nicht dienlich.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 26. Februar 2023 | 06:00 Uhr

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