Preise Warum Lebensmittel trotz sinkender Inflation teuer bleiben

05. Juni 2023, 05:00 Uhr

Die Butter zwei Euro, eine Packung Schnittkäse für über vier Euro: Die Preise in den Supermärkten lösten zeitweise regelrechte Schockwellen aus. Die Inflation kletterte Ende 2022 auf fast neun Prozent. Begründet wurde das unter anderem mit den Problemen auf den Energiemärkten. Seit Anfang des Jahres schwächt sich die Teuerungsrate wieder ab, sie lag im Mai nur noch bei rund sechs Prozent. Könnten sie Lebensmittelpreise demnächst auch wieder sinken?

Die Mittagssonne steht senkrecht über dem Vorplatz eines großen Leipziger Supermarktes. Es ist wenig los zu dieser Stunde. Senioren schieben ihre Einkaufswagen über die Gehwegplatten. Dazwischen Berufstätige, die sich mit einem Pausensnack zurück an den Schreibtisch hetzen. Wie viel mussten sie zahlen für das, was im Korb liegt? "Wo wir früher 50 Euro gezahlt haben, zahlen wir jetzt 80 Euro für", heißt es auf Nachfrage. Vieles sei teurer geworden: Obst, Gemüse, Butter und Joghurt beispielsweise.

Dieser Eindruck lässt sich bei einem Blick auf die Daten des Statistischen Bundesamtes bestätigen: Die Preise für Nahrungsmittel steigen seit Sommer 2021 stark an. Im April 2023 lagen sie mehr als 17 Prozent über dem Vorjahresniveau. Der Anstieg der Lebensmittelpreise ist damit zwei- bis dreimal so hoch wie die Gesamtteuerung.

Nicht nur der Ukraine-Krieg treibt die Lebensmittelpreise in die Höhe

Stefanie Sabet, Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, erklärt, warum Lebensmittel so viel kosten. "Das waren vor allem ansteigende Rohstoffpreise, Lieferkettenfriktionen, die auch nach wie vor anhalten. Beschleunigt hat sich das Ganze mit Ausbruch des Ukraine-Krieges und der Energiekrise. Und wir haben durch den Klimawandel auch immer wieder Phasen, wo es beispielsweise durch Dürre Engpässe gibt."

Rohstoffknappheit, Lieferprobleme, Energiepreise, Personalkosten – das sind nicht nur in der Nahrungsmittelindustrie die Kostentreiber. Dass die allgemeine Inflationskurve und die Preisentwicklung bei den Lebensmitteln trotzdem einen unterschiedlichen Verlauf nehmen, liegt unter anderem darin begründet, dass in die Berechnung der Inflation verschiedenste – auch günstigere – Waren einfließen. Christian Rusche vom Institut der Deutschen Wirtschaft erklärt: "Einerseits ist der Effekt des 49-Euro-Tickets mit drin. Das heißt, die Inflation bei Dienstleistungen war geringer." Und andererseits verdecke das Abflauen der Inflationsrate den weiteren absoluten Anstieg der Preise.

Es gibt zwar zum Beispiel bei den Energiepreisen eine gewisse Entspannung, allerdings auf hohem Niveau. Dass deswegen auch Nahrungsmittel nach wie vor teuer sind, kann Christiane Seidel einerseits nachvollziehen. Andererseits, sagt die Leiterin für den Bereich Lebensmittel beim Verbraucherzentrale Bundesverband: "Wir wissen, dass es eben eine bestimmte Lücke gibt zwischen den Preissteigerungen bei den Rohstoffen, den Betriebskosten und den Verkaufskosten am Ende. Das ist auch relativ gut belegt durch die Daten der Europäischen Zentralbank und anderer Untersuchungen, die uns vorliegen." Man gehe davon aus, dass es Mitnahmeeffekte gebe.

Das heißt, dass Nahrungsmittelkonzerne höhere Gewinne einstreichen. Zuletzt sind manche Produkte zwar wieder billiger geworden – Butter zum Beispiel. Die Verbraucherzentrale und das Institut der Deutschen Wirtschaft gehen aber davon aus, dass sich die Lebensmittelpreise insgesamt auf hohem Niveau einpendeln werden. Zum Nachteil der Kunden im Leipziger Supermarkt.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 12. Juni 2023 | 06:00 Uhr

7 Kommentare

nicht vergessen am 06.06.2023

Wir werden für blöd verkauft .
Entsinne mich an einen polnischen Film der in Schlesien um 1900 spielte,wo sich
Die Fabrikantenfrau so äußerte: Was die essen auch Fleisch?
Geschichte wiederholt sich immer.

Matthi am 05.06.2023

Es ist doch egal ob die Inflation sinkt, die Herrstellungspreise von Lebensmitteln bleiben hoch, nur alleine der Strom Gas Öl ist doch nicht real für den Verbraucher gesunken. Was auch berücksichtigt werden muss sind natürlich gestiegene Lohnkosten wenn die Gewerkschaften 10 % und mehr durchdrücken wegen Inflation dann werden die Lohnsteigerungen an den Kunden weitergegeben auch wenn die Inflation sinkt bleibt die Lohnabschlüsse.

kleinerfrontkaempfer am 05.06.2023

Jeder Bürger weiß was im markt und an der Kasse los ist.
Da ist das Darstellen von Inflationsrate und KERNinflationsrate nur Augenwischerei und ein netter Versuch die Zahlen passend zu gestalten.
Sehr beliebt bei Lebensmittelherstellern und Handel auch die Änderung der Verpackungs/Inhaltsmengen. Da weiß man was man hat! Oder auch nicht.

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