Rüstungsprojekt Sachsen und Thüringen als Standorte für Kampfjet-Produktion vom Tisch?

18. Mai 2023, 15:02 Uhr

Die Bundeswehr will Kampfflugzeuge vom Typ F-35 kaufen. Teile der Maschinen sollen im Gegenzug in Deutschland produziert werden - dafür war auch ein Standort in Sachsen im Gespräch. Der ist nun wohl vom Tisch.

In Sachsen wird es offenbar keine Auftragsfertigung von Rumpfteilen für den F-35-Kampfjet der Firma Lockheed-Martin geben. Wie der MDR aus mehreren Quellen erfuhr, soll sich die Rüstungsfirma Rheinmetall intern bereits gegen Sachsen als Standort entschieden haben. Demnach sollen wohl Nordrhein-Westfalen sowie Niedersachsen und Bremen die besten Chancen auf die Großansiedlung haben. Auch aus Thüringen gab es nach Rheinmetall-Angaben eine Bewerbung. Diese hat aber offenbar ebenfalls keine Aussichten auf Erfolg.

Rheinmetall bewertet derzeit Standorte

In Sachsen war ein Gelände bei Leipzig als Standort für die F-35-Fertigung im Gespräch. In den vergangenen Wochen hatten nach MDR-Informationen Vertreter von Rheinmetall die Vor- und Nachteile der verschiedenen Standorte bewertet. Das Unternehmen äußert sich derzeit nicht zu den möglichen Standorten. Auch eine MDR-Nachfrage dazu, wann eine Entscheidung feststehen wird, beantwortet ein Sprecher des Unternehmens damit, dass man sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu Details äußern könne.

Bundeswehr will "Tornado"-Jets ersetzen

Die Bundeswehr will ihre veralteten "Tornado"-Kampfflugzeuge ersetzen. Der Kauf der neuen F-35-Maschinen von Lockheed-Martin beinhaltet eine Zusammenarbeit mit Rheinmetall und umfasst die Errichtung einer integrierten Montagelinie für "Rumpfmittelteile". Bei vielen Rüstungsgeschäften sind sogenannte Offset-Regelungen Praxis - diese sehen vor, dass die jeweiligen Unternehmen im Käuferland in Teile der Produktion investieren.

Diskussion um Pulverfabrik in Großenhain

Eine andere mögliche Ansiedlung sorgt im Freistaat Sachsen schon seit Wochen für Diskussionen. Das Rüstungsunternehmen Rheinmetall soll am Standort Großenhain Pläne für eine Pulverfabrik verfolgen. Seitdem der MDR Anfang März 2023 darüber berichtete, beschäftigt das Thema Großenhain.

Zuletzt sprach sich Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bei einem Bürgerdialog in Limbach-Oberfrohna für einen Bürgerentscheid aus, um die Bevölkerung in den Prozess der Ansiedlung einzubinden. "Wenn die Bürger nein sagen, wird das nicht dort stattfinden", sagte der sächsische Regierungschef auf eine Nachfrage aus dem Publikum. Grundsätzlich scheint Kretschmer allerdings froh, wenn für die Großinvestition ein sächsischer Standort infrage käme.

Kretschmer-Äußerung sorgt für Irritationen

Die Aussagen, eine mögliche Ansiedlung von einem Bürgerentscheid abhängig zu machen, haben in der Industrie für einige "Irritationen" gesorgt, wie der MDR von mehreren Insidern erfahren hat. Ein möglicher Bürgerentscheid könne laut Insidern die Planungssicherheit für das Unternehmen gefährden und möglicherweise die gesamte Ansiedlung infrage stellen.

Ein Sprecher der Landesregierung erklärte dem MDR, dass die Bundesregierung die Gespräche mit Rheinmetall über die Pulverfabrik führe. Der Freistaat Sachsen sei "in diese Gespräche derzeit nicht eingebunden".

MDR (sth)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 18. Mai 2023 | 13:00 Uhr

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