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KostensteigerungEnergiekosten setzen Kühlbranche unter Druck

25. September 2022, 10:17 Uhr

Zuhause gehören Kühl- und Gefrierschrank zu den größten Stromfressern. Da kann man sich vorstellen, was ganze Kühlhäuser an Energie verbrauchen. Unternehmen, die ihre Produkte viel kühlen müssen, klagen über immense Kosten. Sie haben sich nun in einem Offenen Brief an die Bundesregierung gewandt.

Vom Schlachter über das Kühlhaus, die Herstellung und den Transport bis ins Kühlregal im Supermarkt: Wurst wird praktisch dauerhaft gekühlt, erklärt Roman Leitl, der Geschäftsführer der Greußener Salami- und Schinkenfabrik aus dem Kyffhäuserkreis in Thüringen. Und das kostet natürlich eine Menge Energie, und das Unternehmen pro Jahr mehrere Hunderttausend Euro, sagt Leitl. "Und dieses Jahr schon einmal, was den reinen Strompreis betrifft, das Fünffache gegenüber 2021. Beim Gas sieht es ähnlich aus. Das wäre dann nächstes Jahr, wenn das so kommt, weit über eine Million Euro."

Für Leitls Unternehmen hätte das weitreichende Konsequenzen: "Wenn ich jetzt den Stand von heute nehmen würde, könnte man theoretisch die Produktion einstellen, weil wir nur noch für den Strom, für die Energiekosten arbeiten. Gewisse Zeit kann man das bestimmt überbrücken, aber in der Dimension, was da auf uns zurollt, glaube ich, geht das nicht so lange weiter."

Hilferuf der energieintensivsten Unternehmen

Ein branchenweites Problem, meint Leitl – und nicht nur Wurst und Fleisch, auch Fisch, Käse und Milchprodukte, Pizza und andere Fertiggerichte, bestimmtes Obst und Gemüse, sowie Getränke, Fruchtsäfte und Süßwaren müssen gekühlt werden. Die betroffenen Branchenverbände haben sich nun mit einem Offenen Brief an die Bundesregierung gewandt.

Ein Hilferuf, sagt Jan Peilnsteiner, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Kühlhäuser & Kühllogistikunternehmen: "Wir gehören zu den energieintensivsten Unternehmensbereichen in Deutschland. Wir haben einen Energiekostenanteil an den gesamten Betriebskosten von 30 bis 40 Prozent. Sagen wir in mittleren Kühlhäusern haben wir Stromkosten von zwei bis drei Millionen Euro im Jahr. Wenn Sie das verfünffachen, dann sind wir bei Beträgen von zehn Millionen Euro."

Unternehmen müssten womöglich die Produktion runterfahren, im schlimmsten Fall drohten Pleiten, warnt Peilnsteiner: "Das wäre natürlich der Supergau. Zunächst mal wird es der Verbraucher merken, wenn er seine Lieblingswurst im Regal nicht mehr findet."

Unternehmen fordern Bekenntnis der Bundesregierung

Auch Sabine Eichner, Geschäftsführerin beim Deutschen Tiefkühlinstitut, dem Verband der deutschen Tiefkühlwirtschaft, hat den Brief unterzeichnet: "Wichtig ist, dass wir unsere mittelständischen Unternehmen erhalten können und dass sie eine Zukunft haben. Zum anderen wollen wir den Menschen eine sichere und verlässliche Versorgung mit Lebensmitteln bieten. Die steigenden Energiekosten führen letztlich dazu, dass wir die Preise anpassen müssen."

Die Unterzeichner des Briefs fordern verlässliche Zusagen, dass die Unternehmen genügend Strom und Gas bekommen und finanzielle Hilfen für die steigenden Energiekosten. Das hofft auch der Greußener Wursthersteller Roman Leitl: "Die Verantwortlichen, die das auf kürzestem Wege und schnell regulieren können, die müssen aufwachen. Wir alle hoffen, dass die Politik hier noch die Reißleine zieht. Weil vielleicht so langsam doch mal allen klar wird, was auf uns zukommt."

Und das zeitnah, sagt Leitl, sonst werde es für viele in der Branche, auch sein Traditionsunternehmen und die knapp 50 Mitarbeiter, eng.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 25. September 2022 | 09:06 Uhr