Ein Mann und eine stehen mit diskutierend mit einem Tablet vor einem Roboterarm.
Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln sowie Google haben die Chancen von KI analysiert. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Studie KI für Wirtschaft auch im Osten große Chance

01. Oktober 2023, 06:34 Uhr

Die Künstliche Intelligenz kann der Wirtschaft in Deutschland wieder mehr Innovation bringen. Dabei hätten gerade die neuen Bundesländer viele Chancen entsprechende Betriebe und Startups anzusiedeln. Und sie kann auch den Mangel an Arbeitskräften ausgleichen. Das ist ein Ergebnis einer Studie, die vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln und dem Internetkonzern Google veröffentlicht wurde.

Am Spreeufer in der ehemaligen Frauenklinik der Charité hat sich Google in Berlin angesiedelt. Auf einer Pressekonferenz geht es hier um die Zukunft des Wirschaftsstandortes Deutschland. Das wichtigste Ergebnis einer Studie, die das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zusammen mit dem Unternehmen erstellte, verkündet Philipp Justus, Deutschland-Chef von Google: Künstliche Intelligenz könne die Wirtschaft in Deutschland wieder in Gang bringen.

Vorteile in Ostdeutschland für Ansiedlungen und Expansionen

Justus rechnet vor: um 330 Milliarden Euro an Bruttowertschöpfung in Deutschland zu erreichen, müsste mindestens die Hälfte der hiesigen Unternehmen auf die Künstliche Intelligenz setzen. Für Sachsen sieht die Studie in dem Fall ein Potential von 12,4 Milliarden, Sachsen-Anhalt könnte mit 6,2 und Thüringen mit sechs Milliarden Euro dabei sein. Das sind keine Spitzenpositionen für die Mitte Deutschlands. Aber es gibt nach den Worten von IW-Direktor Michael Hüther Standortvorteile "in den neuen Bundesländern". So habe die Studie ergeben, dass dort noch "viel Fläche" aktiviert werden kann, "die ausweisbar und auch nutzbar ist" für Ansiedlungen oder Expansionen.

Und der Kölner Wirtschaftsprofessor sieht noch mehr Vorteile in den östlichen Bundesländern. So benennt er "deutlich günstigere Energiekosten" einmal durch einen höheren Anteil an erneuerbaren Energien sowie an Fernwärmeversorgung. Letztere liege fast beim Dreifachen des Niveaus in Westdeutschland. Zudem sei der Zustand der Infrastruktur besser durch die Maßnahmen der letzten 30 Jahre.

KI kann Ausstieg von älteren Arbeitskräften fast ausgleichen

Wichtig sei, so Michael Hüther, dass die Unternehmen konsequent auf die Künstliche Intelligenz setzten. So würde jede Arbeitnehmerin oder jeder Arbeitnehmer im Durchschnitt 100 Arbeitsstunden im Jahr weniger arbeiten. Das bedeute aber keine Arbeitslosigkeit. Im Gegenteil: Weil die geburtenstarken Jahrgänge nach und nach in Rente gehen, gäbe es in Deutschland immer weniger Arbeitskräfte, deren Aufgaben nun die noch verbleibenden Mitarbeiter übernehmen müssten. KI könne Arbeiten in fast allen Bereichen übernehmen. Selbst Entscheidungen in einem vorher definierten Rahmen sind möglich, wie zum Beispiel bei der Beantwortung von Kundenpost und bei Beschwerden.

Den Berechnungen in der Studie zufolge gehen der deutschen Wirtschaft alterungsbedingt laut Hüther bis 2030 etwa 4,2 Milliarden Arbeitsstunden verloren. Die Einsparungen durch den Einsatz von KI lägen zugleich bei rund 3,9 Milliarden Arbeitsstunden. Der davon betroffene Beschäftigte könnte dann für andere Tätigkeiten eingesetzt werden und so würde der "altersbedingte Verlust an Arbeitsvolumen" fast kompensiert werden können.

Google-Chef: KI-Einsatz macht bessere Aus- und Fortbildungen notwendig

Nach Aussage von Google-Deutschlandchef Justus erfordert der Einsatz von KI umfassende Umstrukturierungen – verbunden mit einer besseren Aus- und Weiterbildung der Menschen. "Dieses enorme Potential, was wir gerade beschrieben haben, das digitale Potential, werden wir nur ausschöpfen können, wenn wir in digitale Bildung investieren und die Menschen – und zwar im gesamten Prozess von schulisch, universitärer und beruflicher Bildung und Ausbildung mitnehmen auf dieser Reise"

Google biete deshalb bereits seit 2015 kostenfreie Online-Bildungsangebote an. Seit letztem Jahre werde zusammen mit den Fraunhofer Institut auch ein spezielles Training zur Künstlichen Intelligenz durchgeführt.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 01. Oktober 2023 | 06:07 Uhr

30 Kommentare

THOMAS H vor 8 Wochen

astrodon: Und bei manchen Erkenntnisgewinnen sind die Nachtteile dann weiter verfolgt worden und richten seit vielen Jahrzehnten Schaden an.

Dynamit!

Mit meinen Zeilen möchte ich eventuelle Nachteile ansprechen und zum nachdenken anregen, damit nicht nur die Vorteile in den Vordergrund gestellt werden.

DER Beobachter vor 8 Wochen

T.H. und Astrodon. Ich glaube, Sie verstehen mich falsch. Ich glaube nicht, dass KI Richter , StA und Verteidiger oder Sachverständige in einer Verhandlung selbst ersetzen können, aber sehr wohl Verfahrens- und Ermittlubfsverläufe "optimieren" können. Bspw. StA oder RA in Sekundenschnelle Argumentationslinien für Berufung oder Revision vorschlagen... Ob das zu mehr "Gerechtigkeit" führt, mal dahingestellt. Ein Sachverständiger müsste trotzdem persönlich befragt werden können, wie z.B. z.Zt. ja auch Videos nur solange als Beweismittel dienen können, zu denen diese befragt werden können...

DER Beobachter vor 8 Wochen

Sw. ich es verstanden habe, läuft es (irgendwann mal) darauf hinaus, dass sich KI aus verfügbaren öffentlichen, halböffentlichen und nichtöffentlichen Daten im (weltweiten) Netz ihre Ergebnisse zusammenbastelt. Fiktives Beispiel Eisenbahnsicherheit: ein Programm wertet alle Daten ob nun von Bahngesellschaften oder Zugunfallermittlern und ... ob nun aus D, Indien, Japan und USA oder von sonstwo aus. Die Frage ist dann, ob das japanische oder deutsche Netz noch sicherer werden kann oder das Ergebnis dann irgendwo zwischen Indien und USA einerseits oder D und Japan andererseits liegt... Vllt. ist dann die Frage eher weniger die der eingegebenen Daten, sondern zu sperrenden Daten. Falls das überhaupt möglich sei. Und so im Guten wie im Schlechten für jeden Lebensbereich denkbar...

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