Genossenschaftliche Dorfläden Supermärkte auf dem Dorf – wie das wirtschaftlich funktionieren kann
Hauptinhalt
29. November 2024, 05:00 Uhr
Wer auf dem Dorf lebt, kennt das Problem: Wenn im Kühlschrank etwas fehlt, ist der nächste Supermarkt weit. Die Zahl der Geschäfte im ländlichen Raum ist rapide gesunken. Doch nun kommt die Renaissance des Tante-Emma-Ladens. Denn eine Kette eröffnet neue Märkte ganz gezielt in kleinen Orten – ausgestattet mit modernster Technik. Und geöffnet ist sieben Tage die Woche.
- Damit sich ein Tante-Enso-Laden ansiedelt, müssen sich genügend Genossenschaftsmitglieder finden.
- Das Ladenschlussgesetz gefährdet momentan das Geschäftsmodell der Tante-Emma-Läden.
- Trotz des wenigen Personals kommt es kaum zu Diebstählen in diesen Läden.
Danny Erdmann bringt Lebensmittelläden aufs Land zurück. Der gelernte Kaufmann ist Gebietsleiter der Supermarktkette Tante Enso. Die Märkte stehen in Orten, die Görzig heißen, Abtsdorf oder auch Großlehna.
Dort läuft Erdmann durch Regalreihen mit 3.500 Produkten und sagt, er könne sich in weiteren Orten Filialen vorstellen.
"Der Ort bewirbt sich bei uns. Dann schauen wir uns den Standort an: Kann das funktionieren? Wir sind dann vor Ort, stellen das Konzept vor", erklärt Erdmann. Ziel sei auch eine gewisse Zahl an Teilhabern um sicherzustellen, dass der Ort das Angebot auch will.
Der Ort bewirbt sich. Dann schauen wir – kann das funktionieren?
Genossenschaftliche Supermärkte
Bundesweit gibt es bereits sechzig Filialen. Tante Enso ist ein Genossenschaftsmodell. Es müssen sich 300 Leute mit 100 Euro an einer neuen Filiale beteiligen. Dann entsteht ein Dorfladen wie in Großlehna. Hier ist die Resonanz gut.
Kunden berichten über den Vorteil der Nähe. "Wir sparen viele Fahrtkosten. Man kann herlaufen. Es fehlt bloß noch die Bäckerei", erzählt eine Kundin. Eine andere Kundin freut sich, dass sie dort im Sommer mit ihren Kindern nach der Kita ein Eis kaufen könne. Ein Mann erzählt, er habe dafür gekämpft, dass der Markt nach Großlehna komme. "Dass die Resonanz am Ende so groß war, einfach klasse finde ich das hier."
Erdacht hat das Konzept der Genossenschaftsläden auf dem Land Norbert Hegmann. Der Unternehmer beklagt, zwei Drittel der Landbevölkerung könnten nicht fußläufig einkaufen. Das wolle er ändern. Nun gibt es aber einen Grund, warum Märkte auf dem Land verschwunden sind. Sie haben sich nicht gelohnt. Was macht Norbert Hegmann anders?
"Also der große Unterschied zwischen uns und dem Wettbewerb ist, dass wir zum einen ganz wenig Personalkosten produzieren in einem Tante Enso Geschäft. Das ermöglichen wir dadurch, dass wir nur an wenigen Stunden pro Tag Personal vor Ort haben, meistens drei bis fünf Stunden mit Personal", erklärt Hegmann. Und außerhalb dieser Zeiten kämen nur Kunden rein, die sich eine Karte besorgt haben. Mit dieser Karte könne eingekauft werden, ohne dass Personal vor Ort ist.
Ladenschlussgesetz gefährdet Tante-Enso-Läden
Mit der Karte öffnet sich der Laden auch Mitternacht oder sonntags. Diese Tatsache bereitet einigen Politikern allerdings Kopfzerbrechen. Denn es gilt das Ladenschlussgesetz. Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze hat verfügt, dass sonntags nur Genossenschaftsmitglieder in den Läden einkaufen dürfen.
Doch eigentlich will er für die Dorfläden mehr. Das Ladenschlussgesetz soll nochmal im Landtag verhandelt werden. Schulze erklärt: "Wir versuchen wirklich das maximal Mögliche, weil mir persönlich ist wichtig, dass gerade im ländlichen Raum die Versorgung da ist. Und das funktioniert dann oft nur, wenn solche Läden wie hier Tante Enso auch sieben Tage die Woche öffnen können".
Gemeinschaftssinn und Videokameras
In Großlehna gehört der Sonntag zu den umsatzstärksten Tagen. Bleibt die Frage, wie sieht so ein Laden aus, nachdem übers Wochenende das ganze Dorf durchgelaufen ist. Gebietsleiter Erdmann sagt, geklaut werde weniger als in anderen Geschäften. "Man muss ganz klar sagen: Wir sind auf dem Dort. Das heißt, hier schaut einer auf den anderen. Und die Menschen hier vor Ort haben für diesen Markt gekämpft. Und da ist jeder dran interessiert, dass es läuft und hier kein Unfug passiert."
Jeder ist dran interessiert, dass es läuft und hier kein Unfug passiert.
Außerdem wachen in Großlehna 25 Kameras über den 400-Quadratmeter-Markt. Montagmorgen kann es trotzdem ungewöhnlich aussehen. In einigen Regalreihen herrscht dann gähnende Leere. Denn sonntags füllt auch niemand Waren nach.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 29. November 2024 | 06:12 Uhr
ERWIN_1 vor 4 Tagen
Hat mit dummen Großstädtern nichts zutun! Eher mit reaktionären, religiösen Kräften und Spießern.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/sonntagsoeffnungszeiten-geschaefte-konkurrenz-100.html
Grooha vor 5 Tagen
Es hilft, den Artikel vollständig zu lesen. Sie schwingen sich hier wegen vermeintlicher Sonntagsarbeit zum Beschützer der "Beschäftigten und der Frauen(!)" auf, verkennen aber, dass dieser Laden weitgehend automatisiert funktioniert, am Sonntag ohnehin kein Personal braucht - und fußläufig ist (wie kann man bitte mehr "die Hausfrauen" und -männer beim Einkauf entlasten) . Schreibt Ihnen jemand vor, wann Sie das Onlinebanking oder den Zigarettenautomaten benutzen dürfen? Ein Schelm, wer da an "Verbotspolitik" denkt. War die nicht auch grün?
Reiner202 vor 5 Tagen
Hier schreibt wahrscheinlich ein dummer Großstädter der keine Ahnung hat wie es auf dem Lande vor sich geht. Dazu noch hat er nicht richtig gelesen , da arbeitet keiner am Sonntag oder Feiertag, die Regale werden aufgefüllt in der Woche und dann hat es sich erledigt. Diese Läden laufen Elektronisch, nur musst man mit Kundenkarte einkaufen, aber das ist kein Problem.