Mundschutzmasken in verschiedenen Ausführungen
Blick in die Produktion des Unternehmens Technisat in Sachsen-Anhalt. (Archivbild) Bildrechte: IMAGO / Joerg Boethling

Corona-Schutzmaßnahmen Produktion von FFP2-Masken in Deutschland: Lohnt sich das noch?

21. November 2022, 05:00 Uhr

Während die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln wackelt und die Nachfrage schlagartig sinken könnte, fährt eine Firma aus Sachen-Anhalt ihre Produktion für FFP2-Masken wieder hoch. Hat die Maske aus deutscher Produktion überhaupt noch eine Chance?

Ralf Geißler, Wirtschaftsredakteur
Bildrechte: MDR/Isabel Theis

Die Politik diskutiert ein Ende der Maskenpflicht in Bussen und Bahnen. Damit wäre das Tragen von FFP2-Masken hierzulande fast überall nur noch eine freiwillige Angelegenheit. Kurioserweise hat ausgerechnet in dieser Gemengelage eine Firma in Sachsen-Anhalt ihre Maskenproduktion wieder hochgefahren. Die Maschinen wurden einst vom Staat gefördert. Lassen sich die Masken aus Deutschland überhaupt noch verkaufen?

Technisat produziert Masken für Ärzte und Verkäufer

Was haben Fernseher und FFP2-Masken gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. Auf den zweiten auch nicht. Und doch wird beides von derselben Firma in einer Stadt produziert, die schon zu DDR-Zeiten für Fernsehtechnik stand: bei Technisat in Staßfurt. Als zu Beginn der Pandemie Masken knapp waren, investierte das Unternehmen in passende Maschinen. Seither habe man die Masken stetig weiterentwickelt.

"Wir sind mittlerweile in der dritten Generation und haben jetzt eine spezielle Maske entwickelt für Leute, die sie acht Stunden oder länger tragen müssen. Wie zum Beispiel Ärzte in Krankenhäusern, Klinikpersonal, Verkäufer", erklärt Geschäftsführer Stefan Kön. So haben die Masken einen geringeren Atemwiderstand, besitzen aber trotzdem hohe Filterwerte.

Billig-Masken aus China überschwemmen Markt

Im Oktober ist die Produktion nach mehrmonatiger Pause wieder angelaufen. Allerdings nur im Zwei- statt im Drei-Schicht-Betrieb. Technisat hatte sich mehr Absatz erhofft. Anderswo läuft es aber noch schlechter. "Etwa 20 Prozent haben eine auskömmliche Produktion im Moment. 80 Prozent der Unternehmen allerdings haben die Maschinen stillstehen und produzieren nicht", erzählt Stefan Bergmann vom Deutschen Maskenverband. Er spricht für 75 Hersteller.

Der Grund: Der Markt wird überschwemmt mit Billig-Masken aus China. Diese würden im Großhandel teilweise für sieben Cent das Stück angeboten, erzählt Bergmann. In Deutschland ließe sich eine FFP2-Maske nur für das Vierfache herstellen. Doch warum gibt es dann überhaupt so viele Produzenten?

Forderung nach neuen Kriterien für Maskenproduktion in Deutschland

Die Antwort ist einfach: Zu Beginn der Pandemie hatte die Bundesregierung den Aufbau einer deutschen Produktion mit 40 Millionen Euro gefördert. Trotzdem kaufen heute Kliniken und selbst Behörden lieber Chinaware. Verbandsvertreter Bergmann würde deshalb gern die Kriterien ändern, nach denen Einkäufer bei Ausschreibungen vorgehen sollen.

"Bisher lautet das Kriterium immer zu 100 Prozent Preis. Und da sind natürlich alle deutsche Produzenten raus. Man kann die Kriterien aber auch anders setzen. Man könnte sagen, der Preis fällt bei den Kriterien mit nur 25 Prozent ins Gewicht. Genauso wichtig sind uns aber Liefersicherheit, die Qualität, die Lagerung", sagt Bergmann.

Kritik an überteuerter Maskenproduktion in Deutschland

Frankreich kaufe nach solchen Kriterien ein, sagt Bergmann. Deswegen hätten französische Maskenproduzenten ein hinreichendes Geschäft. Doch bei Ökonomen kommt die Idee nicht gut an. Joachim Ragnitz vom ifo-Institut Dresden fand es schon fragwürdig, dass der Staat die Maschinen subventioniert hat. Nun solle er nicht auch noch die teureren Masken kaufen.

"Das ist völlig unsinnig. Warum soll man überteuerte Masken hier produzieren und die vom Staat finanzieren, wenn man die billiger woanders kriegen kann? Dass die Unternehmer so argumentieren, kann ich verstehen. Aber letzten Endes ist das unternehmerisches Risiko. Und im Zweifel haben die in der Vergangenheit auch gute Gewinne gemacht und damit einen Großteil ihrer Investitionskosten schon wieder eingefahren", sagt Ragnitz. Deswegen sollte der Staat auf keinen Fall den Forderungen nachkommen.

Masken aus Deutschland durchdachter und langlebiger

Ragnitz findet es wichtig, sich nicht auf nur ein Lieferland wie China zu verlassen. Doch Masken für Deutschland könnten auch aus Bangladesh, Vietnam oder Polen kommen, wo die Produktionskosten ebenfalls niedriger sein dürften.

Bei Technisat in Staßfurt will man trotzdem weitermachen. Die deutschen Masken seien durchdachter und langlebiger als die aus Fernost, betont Geschäftsführer Kön. So ähnlich bewirbt Technisat auch seine Fernseher. Insofern haben die beiden Produkte dann doch etwas gemeinsam.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 21. November 2022 | 06:00 Uhr

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