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MDRfragtMehrheit skeptisch gegenüber E-Autos

29. März 2022, 05:00 Uhr

Die Elektromobilität soll die Automobilbranche in die Zukunft führen, ein klimafreundliches Fahren möglich machen. Doch in Mitteldeutschland sieht man das aktuell noch mit Skepsis: Nur wenige MDRfragt-Mitglieder würden sich zum jetzigen Zeitpunkt für ein Elektrofahrzeug entscheiden, wenn sie sich ein neues Auto kaufen müssten. Das ist das Ergebnis der aktuellen Befragung von MDRfragt mit knapp 34.000 Teilnehmenden aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Auch die staatliche Förderung beim Kauf von E-Autos stellt für rund zwei Drittel der Befragten keinen Anreiz dar.

von MDRfragt-Redaktionsteam

Zwar hat ein gutes Drittel (36 Prozent) der Befragungsteilnehmenden schon einmal darüber nachgedacht, sich ein Elektroauto zu kaufen. Zum jetzigen Zeitpunkt würden das aber nur die wenigsten tun. Stattdessen würden sich die meisten (32 Prozent) für einen Benziner entscheiden. An zweiter Stelle folgt mit 22 Prozent der Hybrid-Antrieb. An dritter Stelle – mit jeweils 14 Prozent – ein mit Wasserstoff oder Diesel betriebenes Fahrzeug. Erst an letzter Stelle kommt mit zehn Prozent das Elektroauto.

Gründe gegen ein E-Auto: Schlechtes Ladenetz, hohe Kosten und geringe Reichweite

Vor allem drei Dinge bemängeln die Teilnehmenden bei Elektroautos: Das schlecht ausgebaute Ladenetz (73 Prozent), den hohen Anschaffungspreis (72 Prozent) und die geringe Reichweite (70 Prozent). Dass es eine zu geringe Auswahl an Modellen gibt, ist dagegen nur für 12 Prozent ein Kritikpunkt.

In den Kommentaren nennen die Teilnehmenden weitere Gründe, die in ihren Augen gegen ein E-Auto sprechen:

Das reine E-Auto ist definitiv nicht die umweltfreundlichste Lösung. Siehe Batterieherstellung. Klar ist, wir müssen definitiv von den fossilien Energieträgern weg. Warum man da bei Wasserstoff so einen Riesenbogen macht, ist für mich unverständlich. Wir haben das Know-how, dort die technischen Probleme zu lösen.

Stephan H., 36 Jahre, Leipzig

Strom wird auch immer teurer, dann müsste jeder Privathaushalt eine Ladesäule haben, ist das machbar? Reichen da die Stromreserven?

Jana S., 43 Jahre, Dresden

Es spricht viel dafür, absolut, aber die Kosten für die Anschaffung des Fahrzeugs und was man nebenher ( Wallbox etc... ) haben muss ist aktuell zu teuer und zu aufwendig.

Heiko S., 52 Jahre, Börde

Es gibt aber auch MDRfragt-Mitglieder, die Vorteile von E-Autos nennen:

Zum Einkaufen und für den täglichen Arbeitsweg: Für Routine-Fahrten ist ein E-Auto sehr gut geeignet.

Danilo M., 37 Jahre, Wittenberg

Keine stinkenden Abgaswolken.

Anja F., 50 Jahre, Zwickau

Die Ruhe, die herrscht.

Jana G., 49 Jahre, Erfurt

Knapp zwei Drittel finden staatliche Subventionierung nicht attraktiv

Kritisch sehen die Teilnehmenden die staatliche Förderung von E-Autos von bis zu 9.000 Euro. Nur ein knappes Drittel (31 Prozent) findet, dass sie ein sinnvoller Anreiz ist. Knapp zwei Drittel (63 Prozent) finden das nicht.

In den Kommentaren erläutern die MDRfragt-Mitglieder ihre Bedenken genauer:

Die Förderung der E-Mobilität durch Prämien mit der Gießkanne ist meiner Meinung nach nicht zielführend. Warum werden übermotorisierte, tonnenschwere SUV oder Sportwagen finanziell gefördert? Und der Staat / Steuerzahler hat bereits mit Milliarden deren Entwicklung mitfinanziert.

Stefan P., 47 Jahre, Halle

Die Mitbürger, die sich ein teures E-Mobil leisten können, brauchen keine 9.000 Euro Kaufanreiz, die haben das Geld... Daher sollten für das Geld eher die Klassenräume mit Luftfiltern ausgestattet werden. Denn Kinder sind unsere Zukunft.

Kerstin N., 51 Jahre, Leipzig

Etwa die Hälfte will nicht mehr E-Autos auf den Straßen

Dass der Anteil der E-Autos auf Deutschlands Straßen steigt, ist für mehr als die Hälfte (51 Prozent) nicht wünschenswert. 40 Prozent fänden es dagegen positiv, wenn es mehr E-Autos im Straßenverkehr gäbe.

Ein Drittel befürchtet Schäden für Autoindustrie durch E-Mobilität

Danach befragt, wie sie den Nutzen bzw. Schaden der E-Mobilität für die deutsche Autoindustrie einschätzen, sind 43 Prozent der Teilnehmenden der Ansicht, dass sie keine großen Auswirkungen haben wird. 34 Prozent gehen aber von negativen Folgen aus. Nur 12 Prozent glauben, dass die E-Mobilität Vorteile für die Autoindustrie haben wird.

In den Kommentaren erläutern die Teilnehmenden, warum sie denken, dass die E-Mobilität der Wirtschaft schaden oder nutzen könnte:

Die einseitige Ausrichtung der deutschen Automobilfirmen auf E-Mobilität führt zum Untergang eines ehemals lukrativen Wirtschaftszweiges, denn es ist ein großer Fehler, am Käuferwillen vorbei zu produzieren.

Uta G., 61 Jahre, Unstrut-Hainich-Kreis

Wasserstoffmobilität würde die Autoindustrie und Wirtschaft mehr Aufschwung bringen, Elektromobilität war ohnehin von Anfang an zum Scheitern verurteilt und nur eine klimaneutrale Überbrückungsalternativ zum Diesel- und Benzinauto. Die Nutzung dieser Elektrofahrzeuge ist wegen der geringen Anzahl an Ladesäulen sowieso sehr gering.

Christopher O., 30 Jahre, Nordhausen

Natürlich wird es der Industrie nutzen, weil man damit ganz nebenbei neue Geschäftsmodelle und Preiserhöhungen unter dem Deckmantel der technologischen Notwendigkeit einführen kann.

Alexander L., 34 Jahre, Dresden

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Über diese BefragungDie Befragung vom 11.03.- 14.03.2022 stand unter der Überschrift:
Heizen, tanken, essen - Wie sollen wir die steigenden Preise bezahlen?

Insgesamt sind bei MDRfragt 59.970 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 14.03.2022, 21.00 Uhr).

33.834 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.

Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 552 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 5.827 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 14.177 Teilnehmende
65+: 13.278 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 17.628 (52 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 8.192 (24 Prozent)
Thüringen: 8.014 (24 Prozent)

Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 15.365 (45 Prozent)
Männlich: 18.400 (55 Prozent)
Divers: 69 (0,2 Prozent)

Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.

Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Der Osten unter Strom | 30. März 2022 | 20:15 Uhr