MDRfragt Arbeitswelt
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MDRfragt zum Tag der Arbeit Ukraine-Krieg: Jeder Zweite spürt Auswirkungen in seinem Job

01. Mai 2022, 05:00 Uhr

Der Krieg in der Ukraine, Lieferengpässe, Energiepreiserhöhungen, die Klimawende - die aktuellen Entwicklungen haben großen Einfluss auf die Arbeitswelt. So spürt mehr als die Hälfte der berufstätigen MDRfragt-Mitglieder deren Folgen. Das zeigt die aktuelle Befragung von MDRfragt mit knapp 29.000 Teilnehmenden aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Bereits vor dem Krieg in der Ukraine gab es Lieferschwierigkeiten und die Energiepreise stiegen. Durch den Krieg hat sich die Situation nun weiter verschärft. Das macht sich auch in der Arbeitswelt bemerkbar. Bei 55 Prozent der berufstätigen MDRfragt-Mitglieder haben die aktuellen Entwicklungen Auswirkungen auf das Unternehmen.

Diagramm zu Thema: Landarztquote
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Einige MDRfragt-Mitglieder haben uns geschrieben, was die konkreten Auswirkungen sind:

Da ich in einem Fahrradfachgeschäft im Verkauf und in der Werkstatt tätig bin, spüre ich die Auswirkungen unterbrochener Lieferketten unmittelbar. Lieferzeiten von bis zu zwei bis drei Jahren oder länger für Teile und Fahrräder gab es vor Corona und nun auch dem Krieg in der Ukraine nicht.

Stefan P., 47 Jahre, Halle

Ich arbeite im Rettungsdienst. Probleme gibt es bei der Beschaffung von Materialien, die enorm im Preis gestiegen sind, und man nicht weiß, wann sie ankommen. Dann die Preise für Kraftstoffe aller Art, bei unveränderten Zahlungen der Krankenkassen. Außerdem kommen auch noch Überlastungen der Mitarbeiter mit ins Spiel, die krankheitsbedingt ausfallen.

Uwe P., 52 Jahre, Saale-Orla-Kreis

Als Spedition treffen uns die gestiegenen Kraftstoffkosten am meisten.

Cornelia R., 46 Jahre, Landkreis Bautzen

Vor allem Preissteigerungen bereiten Sorgen

Danach befragt, welche der aktuellen Entwicklungen sich auch langfristig auf die Arbeitswelt auswirken werden, gehen fast alle der Teilnehmenden - 95 Prozent - davon aus, dass vor allem die gestiegenen Preise einen Einfluss haben werden. Aber auch der Krieg in der Ukraine mit seinen Folgen und die Corona-Krise werden auf lange Zeit beeinflussen, wie wir arbeiten, glauben 84 bzw. 82 Prozent der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer.

Diagramm zu Thema: Auswirkungen auf Arbeitswelt
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Wir wollten von den MDRfragt-Mitgliedern auch wissen, welcher Entwicklung sie den stärksten Einfluss auf die Arbeitswelt beimessen. Für die meisten sind das die Preissteigerungen (39 Prozent). An zweiter Stelle nennen sie den Krieg in der Ukraine (26 Prozent). Der Klimawandel (neun Prozent) und die Corona-Krise (acht Prozent) sehen dagegen nur Wenige als stärkste Faktoren für den Wandel der Arbeitswelt.

Diagramm zu Thema: Größte Auswirkungen auf Arbeitswelt
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Demografischer Wandel und Personalmangel betreffen mehr als die Hälfte der Unternehmen

Neben der weltpolitischen Lage und deren Auswirkungen beschäftigen vor allem Wandelprozesse im Team die Unternehmen: So haben 59 Prozent der berufstätigen Befragungsteilnehmenden angegeben, dass Veränderungen in der Belegschaft durch viele Renteneintritte, Personalmangel oder Ähnliches im Gange sind. Digitalisierung bzw. Automatisierung sind bei mehr als der Hälfte (53 Prozent) der Unternehmen der MDRfragt-Mitglieder ein Thema.

Diagramm zu Thema: Wandel im Unternehmen
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Welche Probleme die Teilnehmenden außerdem für die Arbeitswelt sehen, schreiben sie in den Kommentaren:

Keine neuen Lehrlinge im Handwerk. Meine zwei Töchter führen unsere Firma jetzt weiter. Viele Mitarbeiter sind schon in den fünfziger Jahren und wir haben schon seit acht Jahren keinen neuen Azubi in der Konfektion, das macht mir am meisten sorgen.

Ludger K., 67 Jahre, Eichsfeld

Es fehlt an hochqualifizierten Mitarbeitern.

Frank S., 59 Jahre, Ilm-Kreis

Tradierte Werte wie Leistung, Bewahrung von Macht und Wachstum sind die Hemmnisse einer Veränderung hin zu Nachhaltigkeit, Agilität und Innovation.

Dörte K., 47 Jahre, Halle

Gutes Arbeitsklima, Freude an der Arbeit und gute Bezahlung sind am wichtigsten

Wir haben die aktuell berufstätigen MDRfragt-Mitglieder gefragt, was ihnen besonders wichtig ist im Arbeitsleben. Demnach sind ein gutes Arbeitsklima (88 Prozent) und Freude an der Arbeit (86 Prozent) für die allermeisten essentiell. Zudem haben 8 von 10 angegeben, dass ihnen gute Bezahlung wichtig ist (80 Prozent). Die Sicherheit des Arbeitsplatzes ist für rund zwei Drittel von Bedeutung (67 Prozent). Die Möglichkeit, Homeoffice zu machen (19 Prozent) und Aufstiegschancen sind dagegen nur für rund ein Fünftel von Belang.

Diagramm zu Thema: Wichtig bei Arbeit
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Jüngere legen mehr Wert auf die Work-Life-Balance

Beim Vergleich der Altersgruppen zeigt sich, dass manche Kriterien für alle nahezu gleich wichtig sind: gutes Arbeitsklima, Freude an der Arbeit, gute Bezahlung und die Sicherheit des Arbeitsplatzes beispielsweise. Auffallend ist jedoch, dass für die Unter-30-Jährigen die Themen Work-Life-Balance (55 Prozent) und Aufstiegschancen (39 Prozent) deutlich wichtiger sind als den anderen Altersgruppen.

Mehr als zwei Drittel blicken optimistisch in die berufliche Zukunft

Trotz der derzeitigen Probleme in der Arbeitswelt blicken 69 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer optimistisch in ihre berufliche Zukunft. 27 Prozent sind diesbezüglich eher pessimistisch.

Diagramm zu Thema: Blick in berufliche Zukunft
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Über diese Befragung Die Befragung vom 22.04.- 25.04.2022 stand unter der Überschrift:
Medien und Arbeitswelt im Wandel: Welche Rolle spielen Corona-Krise und Ukraine-Krieg?

Insgesamt sind bei MDRfragt 61.264 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 25.04., 16 Uhr).

28.812 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.

Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 398 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 4.568 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 12.181 Teilnehmende
65+: 11.665 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 14.868 (52 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 6.981 (24 Prozent)
Thüringen: 6.963 (24 Prozent)

Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 12.735 (44 Prozent)
Männlich: 16.011 (56 Prozent)
Divers: 66 (0,2 Prozent)

Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.

Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.


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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR extra: Der Krieg, die Pandemie und die Folgen | 01. Mai 2022 | 18:05 Uhr