MDRfragt - Das Meinungsbarometer für Mitteldeutschland Blick auf die Arbeit: Krisensicherheit, Arbeitsschutz und Flexibilität sind durch Corona wichtiger geworden

01. Mai 2021, 05:00 Uhr

Seit mehr als einem Jahr prägt Corona unser Leben - auch das berufliche. Beim Blick auf die Arbeit haben sich bei den MDRfragt-Mitgliedern die Prioritäten an einigen Stellen verändert, wie eine aktuelle Befragung zeigt. Die Pandemie hat beispielsweise die Krisensicherheit in einem anderen Licht erscheinen lassen. Infektionsschutzmaßnahmen des Arbeitgebers bewerten die angestellten MDRfragt-Mitglieder indes mehrheitlich gut.

Corona hat den Blick auf die Arbeit in vielen Punkten verändert. Das zeigt eine Befragung von MDRfragt, an der sich mehr als 26.500 Menschen beteiligt haben. Die Aspekte, die bei besonders vielen MDRfragt-Mitgliedern an Bedeutung gewonnen haben, sind die Krisensicherheit des Berufs (48 %), der Arbeitsschutz (44 %) sowie die Flexibilität im Job (42 %). Die Möglichkeit auf Homeoffice ist für 34 Prozent bedeutender geworden, die Zusammenarbeit im Team für 32 Prozent.

Blick auf die Arbeit
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Bei den verschiedenen Altersgruppen fallen einige Unterschiede im Antwortverhalten auf. So hat beispielsweise die Flexibilität im Job bei den beiden jüngsten Altersgruppen (bis 29 bzw. bis 49 Jahre) stärker an Wichtigkeit zugelegt als in den älteren Altersgruppen. Auch das Thema Homeoffice ist für die jüngeren Menschen, die an der Befragung teilgenommen haben, deutlich wichtiger geworden.

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MDR FERNSEHEN Sa 01.05.2021 17:45Uhr 00:34 min

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Einige MDRfragt-Mitglieder haben uns in ihren Kommentaren geschrieben, wie sich ihr Blick auf die Arbeit gewandelt hat:

Jetzt sieht man, wie wichtig der Arbeitsplatz auch als sozialer Ort ist. Man hat soviel Abwechslung und Kommunikation. Auch ein geregelter Tagesablauf und eine Konstanz ist im Leben wichtig.

50-jährige Teilnehmerin aus dem Erzgebirgskreis

Homeoffice ist praktisch, man vereinsamt aber auch. Das hat bei mir psychische Probleme verstärkt. Aber ich habe gemerkt, dass mir die Arbeit mit Menschen wichtiger ist als gedacht und ich versuche mich umzuorientieren, wie ich diesem Teil meiner Arbeit mehr Raum geben kann.

30-jähriger Teilnehmer aus Dresden

Freizeit muss wichtiger werden, arbeiten unwichtiger.

65-jähriger Teilnehmer aus dem Harz

Ich wünsche mir, dass wir die gelernte Flexibilität und das Vertrauen ins Homeoffice und die Mitarbeiter beibehalten.

33-jährige Teilnehmerin aus dem Burgenlandkreis

Mehr als ein Drittel mit größerem Arbeitspensum durch Corona

36 Prozent der derzeit arbeitstätigen MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, haben durch Corona ein größeres Arbeitspensum. Weniger zu tun auf Arbeit haben 16 Prozent. Für den größten Teil (47 %) hat sich jedoch nichts am Arbeitspensum geändert.

Arbeitspensum
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Gestiegenes Arbeitspensum besonders bei Frauen

Die Frauen, die sich an der Befragung beteiligt haben, haben häufiger als die Männer angegeben, dass sich ihr Arbeitspensum erhöht hat:

Höheres Arbeitspensum durch Corona
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Viele haben uns zu diesem Thema geschrieben:

Der Kundenansturm ist seit Corona ununterbrochen sehr groß! Viele Kunden, die zum Teil genervt sind von der Situation. An uns wird das gern mal ausgelassen.

49-jährige Supermarkt-Mitarbeiterin aus Weimar

Pandemieoffice mit Kleinkind ist eine Zumutung und hat Folgen für die Gesundheit. Auch wenn weitere Kindkranktage zur Verfügung stehen, so nutzt man sie so wenig wie möglich, um nicht nach der Krise als unzuverlässiger Mitarbeiter mit mangelhafter Kinderbetreuung zu gelten.

31-jährige Teilnehmerin aus Chemnitz

Durch den Unterricht im Präsenzunterricht und online entsteht die dreifache Belastung. Alles muss digital vorbereitet werden (Videos erstellen), parallel zur nächsten Vorbereitung muss die Kontrolle der alten Lernaufgaben erfolgen.

60-jährige Grundschullehrerin aus dem Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Drei Viertel mit Infektionsschutz auf Arbeit zufrieden

Um Corona-Infektionen zu vermeiden, sollen überall, wo es möglich ist, Menschen im Homeoffice arbeiten. Nach unserer Befragung arbeiten 27 Prozent der derzeit arbeitstätigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer teilweise oder vollständig von Zuhause aus. Das sind in etwa so viele wie Ende Januar, als 26 Prozent angaben, im Homeoffice zu arbeiten. Die überwiegende Mehrheit (71 %) jedoch arbeitet derzeit nicht von Zuhause aus: Bei einem großen Teil (59 %) ist dies nach eigenen Angaben nicht möglich. In 4 Prozent der Fälle erlaubt es der Arbeitgeber nicht. Generell ist die große Mehrheit (74 %) der derzeit angestellt tätigen MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, mit den Infektionsschutzmaßnahmen auf Arbeit jedoch zufrieden:

Infektionsschutz auf Arbeit
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So bieten nach Angaben der angestellt tätigen MDRfragt-Mitglieder auch die meisten Arbeitgeber kostenlose Corona-Tests an: bei 63 Prozent mindestens einmal wöchentlich, bei 3 Prozent seltener. Bei 11 Prozent wurden Tests angekündigt – bei 16 Prozent dagegen gibt es nach Angaben der Angestellten, die sich bei MDRfragt beteiligt haben, keine Corona-Tests, auch nicht in absehbarer Zeit.

Über diese Befragung Die Befragung lief vom 16.-19.04.2021.

An der Befragung haben 26.573 Menschen teilgenommen. Aktuell sind bei MDRfragt 43.274 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen angemeldet.

Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 30 Jahre: 502 Teilnehmende
31 bis 50 Jahre: 4.728 Teilnehmende
51 bis 64 Jahre: 11.155 Teilnehmende
65+: 10.188 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 13.765 (52 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 6.347 (24 Prozent)
Thüringen: 6.461 (24 Prozent)

Verteilung nach Geschlecht:
Männlich: 51 Prozent
Weiblich: 49 Prozent

Die Befragungen sind nicht repräsentativ, aber sie werden nach statistischen Merkmalen wie Geschlecht, Bildung und Alter gewichtet. Die Gewichtung ist eine Methode aus der Wissenschaft bei der es darum geht, die Befragungsergebnisse an die real existierenden Bedingungen anzupassen. Konkret heißt das, dass wir die Daten der Befragungsteilnehmer mit den statistischen Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgleichen.

Wenn also beispielsweise mehr Männer als Frauen abstimmen, werden die Antworten der Männer weniger stark, die Antworten der Frauen stärker gewichtet. Die Antworten verteilen sich dann am Ende so, wie es der tatsächlichen Verteilung von Männern und Frauen in der Bevölkerung Mitteldeutschlands entspricht.

Dabei unterstützt ein wissenschaftlicher Beirat das Team von "MDRfragt". Mit dem MDR Meinungsbarometer soll ein möglichst breites Stimmungsbild der Menschen in Mitteldeutschland eingefangen werden – mit möglichst vielen Teilnehmenden.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR extra: Alles anders!? Wie Corona unsere Arbeitswelt verändert hat | 01. Mai 2021 | 18:20 Uhr