Lage der Konjunktur Zahl der Firmenpleiten bleibt hoch – Osten stärker betroffen

15. Mai 2023, 11:14 Uhr

Im vergangenen Jahr sind die Firmeninsolvenzen erstmals seit 2009 wieder angestiegen und laut dem Statistischen Bundesamt setzt sich der Trend 2023 fort. Im Februar gab es 20 Prozent mehr Pleiten als noch im Vorjahr. Laut Wirtschaftsforschern sei das aber kein Grund zur Sorge.

Die Insolvenzforschung des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle hatte schon einige Tage vor den Bundesstatistikern eine Trendanalyse vorgelegt und noch zwei Monate weitergeschaut, bis in den April. Inzwischen habe man bei den Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften etwa den Stand der Vor-Corona-Zeit erreicht, sagt Steffen Müller, Leiter der zuständigen IWH-Abteilung.

Sachsen-Anhalt

baufälliges Gebäude mit leerstehenden Ladengeschäft 4 min
Bildrechte: imago images/BildFunkMV

Der April liege dabei etwa auf dem März-Niveau, sagt Müller. Die meisten insolventen Unternehmen seien allerdings eher klein: "Deswegen ist es volkswirtschaftlich relevanter, auf die Zahl der betroffenen Jobs zu schauen. Hier sehen wir einen deutlichen Anstieg. Wenn man die Zahl der von Insolvenz betroffenen Jobs in den letzten sechs Monaten mit dem Durchschnitt aus den Jahren vor der Corona-Pandemie vergleicht, haben wir hier ein Plus von einem Drittel", sagt Müller.

Deswegen könne man schon sagen, dass das Insolvenzgeschehen seit einem halben Jahr auf erhöhtem Niveau liege.

Einbruch bei den Baugenehmigungen

Bedrohlich sei das allerdings noch nicht, sagt Müller. Infolge der Corona-Pandemie sei die Zahl der betroffenen Jobs 2020 schon mal deutlich höher ausgefallen.

Die Zahl der Insolvenzen für sich genommen seien als Indikator wenig aussagekräftig, sagt auch Cornelius Plaul vom Institut für Mittelstands- und Regionalentwicklung in Dresden. Er verweist auf die staatlichen Corona- und Energiehilfen, die die Zahlen der Pleiten in den zurückliegenden Jahren erheblich gedrückt haben: "So liegen die Insolvenzen jetzt ein Fünftel bis ein Sechstel unter dem Niveau von 2018, was aber wiederum ein sehr konjunkturstarkes Jahr war. Das heißt: Der Vergleich ist hier sehr schwierig."

Um die aktuelle konjunkturelle Lage zu bewerten, sei es sinnvoller, Indikatoren wie Auftragseingänge, Umsatz, Produktion oder Beschäftigung zu betrachten: "Da wiederum haben wir schon einige Schwächesignale, beispielsweise beim Bau. Da sind die Baugenehmigungen und der preisbereinigte Auftragseingang regelrecht eingebrochen in den letzten Monaten."

Mehr Pleiten im Osten

Das gelte bundesweit genauso wie für den Osten im Speziellen, sagt Plaul. Im Osten mache sich aber auch der Strukturwandel in der Automobilindustrie hin zur Elektromobilität bemerkbar: "Das hat zur Folge, dass wir gerade in den letzten Wochen und Monaten von relativ vielen Werksschließungen – oder geplanten Schließungen – von Zulieferern gehört haben, die im klassischen Verbrennerbereich tätig sind."

Tatsächlich ist der Osten etwas härter betroffen von Unternehmenspleiten. Wobei härter hier relativ ist. In den letzten sechs Monaten sei die Zahl der Insolvenzen in Mitteldeutschland im Jahresvergleich deutlicher angestiegen als im Westen, sagt IWH-Forscher Steffen Müller. Er liege aber immer noch unter West-Niveau.

Große Veränderungen erwartet Müller derweil nicht – weder für Ost noch West: "Wir können schon ein bisschen in die nächsten Monate schauen und sehen, dass wir bei den Unternehmensinsolvenzen nicht mit einem großartigen Anstieg rechnen müssen. Wir rechnen damit, dass die Zahl der Insolvenzen etwa gleich bleiben wird in den nächsten Monaten."

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. Mai 2023 | 06:00 Uhr

18 Kommentare

Lavendel vor 48 Wochen

@wo geht es hin.....
Hier hätte es zumindestens den Artikel zu lesen gegeben.
Wenn sie wieder mal nur die Überschriften überflogen und den Inhalt nicht verstanden haben, dann ist ihnen nicht zu helfen.

Was ist so schwer daran zu verstehen, dass man lediglich Zeiträume mit ähnlicher Regelung sinnvollerweise miteinander vergleichen kann?

Vor Corona und aktuell = kaum ein wirklicher Unterschied in der Häufigkeit von Insolvenzen. Sie können natürlich den Text auch bewusst falsch verstehen, damit sie was zum aufregen haben. Ohne Aufreger fühlt sich der Wutbürger ja meist nicht wohl.

Mediator vor 48 Wochen

@Germinator
WAS war bitte mit Ansage? Dass sich an der Zahl der Insolvenzen im Vergleich zum Zeitraum vor Corona wenig bis nichts geändert hat?

Warum sollte man das nicht billigend in Kauf nehmen?

Sorry, ich entdecke bei ihnen und ihren Formulierungen lediglich den Wunsch ein wenig zu stänkern und unser Land schlecht zu reden.

Jana vor 48 Wochen

@Cooper:
Na klar die Regierung ist Schuld daran, dass das Leben sich ändert und die Welt die letzten Jahre so manche Krise und Pandemie für uns bereit gehalten hat.

Sorry, aber das ist doch ein bisschen populistisch gedacht.
Ich bin auch in einem Industriezulieferer tätig und uns mangelt es vor allem an Arbeitskräften. Den Rest kriegen wir durchaus gebacken! Die Unterbrechung der Lieferketten während Corona hatte durchaus auch Vorteile. Aktuell rücken viele unserer Vorlieferanten wieder näher an uns heran. Mit Firmen aus der SK oder CZ kann man doch deutlich flexibler agieren als mit welchen aus China.

Mehr aus Wirtschaft

Mehr aus Deutschland

Schild Generalbundesanwalt 1 min
Ermittlungen zu Sabotageplänen in Deutschland Bildrechte: MDR
1 min 18.04.2024 | 16:14 Uhr

Zwei Deutsch-Russen sollen für den russischen Geheimdienst spioniert haben. Der Bundesanwaltschaft zufolge sollen sie auch Sprengstoff- und Brandanschläge geplant haben.

Do 18.04.2024 15:55Uhr 00:49 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/video-Spionage-Deutschland-Bayreuth-Russland-Ukraine100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video