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LebensmittelSchwankende Milchpreise: Landwirte fordern anderes Marktsystem

03. Februar 2023, 05:00 Uhr

Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter fordert ein anderes Marktsystem für Milch. Hintergrund sind die stark schwankenden Preise. Der Sprecher des Verbandes, Jens Schwerb, sagte MDR AKTUELL, dass der Markt europaweit konstant analysiert werden sollte. Auf dieser Grundlage könnten Landwirte bessere Entscheidungen über die Produktionsmengen fällen.

1,15 Euro für einen Liter Milch – so viel mussten Verbraucher bis vor kurzem bei Aldi, Netto und Co. bezahlen. Und das nicht für Biomilch, sondern für konventionelle Milch. Denn der Rohstoff, nämlich Rohmilch, kostete Ende 2022 so viel wie noch nie.

Hohe Milchpreise bringen nötige Rücklagen

Björn Börgemann vom deutschen Milchindustrieverband sagt, das habe es vorher noch nie gegeben. Und man erinnere sich auch noch daran, als der Milchpreis noch 20 Cent betragen habe. "Aber wir dürfen auch nicht vergessen: Bei den Milcherzeugern sind die Kosten für Energie, Diesel, Futter und auch Düngemittel enorm gestiegen."

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In Summe habe es den Milcherzeugern allerdings gut getan und eben auch die Möglichkeit gegeben, nach schwierigen Jahren Geld zu verdienen und auch Geld zurückzulegen.

Diese Rücklagen werden für viele Landwirte noch wichtig werden. Denn der Preis pro Kilogramm ist jetzt schon wieder um die 20 Cent niedriger. Das hat damit zu tun, dass durch die hohen Abnehmerpreise mehr Bauern mehr produziert haben, um entsprechend auch mehr zu verdienen.

Sinkende Nachfrage drückt den Preis

Gleichzeitig sinkt die Nachfrage der Verbraucher durch Inflation und die hohen Produktpreise. Das heißt: Es gibt viel Milch, aber wenige Käufer. Und das nicht nur in Deutschland – denn auch der Milchpreis wird vom internationalen Markt bestimmt.

Jutta Bennewitz von der sächsischen Milcherzeugergenossenschaft in Quersa erzählt, in den letzten Jahren sei die Milchproduktion in Frankreich und Deutschland zurückgegangen, aber Irland und Polen hätten massiv mehr Milch geliefert. Das sei das Eine; der zweite Punkt sei, dass China ein großer Abnehmer sei, der aufgrund der dortigen Coronabeschränkungen im letzten Jahr fast 19 Prozent weniger importiert habe.

Bundesverband fordert anderes Marktsystem

Mit diesen Schwankungen zu wirtschaften – das ist für Milchviehhalter manchmal existenzbedrohend. Denn die Landwirte haben keinen Einfluss auf den Preis. Die Erzeuger sind von der Industrie abhängig, die den Einkaufspreis der Rohmilch so gering wie möglich halten will. Die gestiegenen Produktionskosten können die Landwirte dabei nicht weitergeben. Anders als die Industrie oder der Handel.

Jens Scherb, vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter und selbst Landwirt, fordert daher ein anderes Marktsystem. Damit Nachfrage und Angebot ansatzweise ausgeglichen sind, sollte der Markt seiner Ansicht nach europaweit konstant analysiert werden.

Sollte zu viel Angebot den Preis drosseln, würde reguliert werden. "Und da gib'ts für den einzelnen Landwirt immer drei Optionen", sagt Scherb: "Erstens, er verhält sich so wie vor der drohenden Krise und produziert auf gleichem Niveau weiter oder er reduziert ein Stück weit. Oder aber er steigert die Produktion."

Hoffnung auf ausbleibende Talfahrt

Genau wie an der Ampel, sagt Scherb, stehe es einem dann frei, entweder über die rote Ampel zu fahren, dann bezahle man. Oder ein Landwirt entscheide sich dazu, die Milchmenge zu reduzieren: am Ende, wenn die Milchkrise vorbei sei, dann bekomme der Landwirt eine Entlohnung.

Aktuell hoffen die Landwirte, dass der Milchpreis nicht zu sehr weiter sinkt. In den Supermarktregalen ist diese Preisentwicklung mittlerweile angekommen. Der Preis für einen Liter Milch liegt aktuell wieder unter einem Euro.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 03. Februar 2023 | 06:00 Uhr

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