Eine Hand greift einen Zapfhahn.
Verbraucher müssen sich bald wieder auf Spritpreise über zwei Euro einstellen. Bildrechte: IMAGO / Laci Perenyi

Nach Tankrabatt Dauerhaft höhere Spritpreise erwartet

25. August 2022, 05:00 Uhr

Ende August läuft das Sommer-Entlastungspaket der Bundesregierung aus und damit auch der Tankrabatt. Schon jetzt kostet der Liter Diesel etwa zwei Euro, Benzin etwa 1,80 Euro. Spätestens zwei bis vier Wochen nach Auslaufen des Tankrabatts werden die Preise wohl wieder über die Zwei-Euro-Marke steigen.

Schlange stehen an der Zapfsäule, weil der Sprit bald wieder teurer wird? Das ist an den meisten Tankstellen noch nicht der Fall – die Betreiberinnen und Betreiber seien ganz gelassen, sagt Herbert Rabl, Sprecher des Tankstellen-Interessenverbands TVI: "Es gibt durchaus ein Bewusstsein beim Verbraucher, dass der Tankrabatt zurückgenommen wird und dass man am besten mit dem vollen Tank sozusagen in den September geht. Darauf stellen wir uns ein bisschen ein. Wir freuen uns auch darüber, weil wir dann ein bisschen mehr Frequenz haben als sonst."

Mit vollem Tank in den September zu gehen, sei ratsam, sagt auch Florian Heuzeroth, Sprecher beim ADAC Sachsen. Auch wenn der Preis wahrscheinlich nicht direkt zum Stichtag hochschnellt: "Denn viele Tankstellen haben noch oder kaufen noch günstigeren Sprit ein und werden wahrscheinlich versuchen, den noch einigermaßen günstig zu verkaufen, um damit ein bisschen ihre Stellung zu behalten."

Spätestens zwei bis vier Wochen nach dem Stichtag würden die Tankstellen aber wieder auffüllen müssen, schätzt Heuzeroth. Dann bekommen Kundinnen und Kunden den Wegfall des Tankrabatts zu spüren.

Preise jenseits der Zwei-Euro-Marke

Erst an der Zapfsäule und etwas später auch im Supermarktregal. Denn auch Spediteure kaufen dann wieder teureren Diesel. So zum Beispiel Hans-Dieter Otto, der ein Unternehmen mit 25 Lkw betreibt und stellvertretender Präsident beim Landesverband des Verkehrsgewerbes Sachsen-Anhalt ist: "Bei dieser Sache erhöht sich der Transportpreis. Die Erhöhung lege ich um. Zwar zeitversetzt. Aber wenn der Transportpreis steigt, müssen diese Kosten auf jedes einzelne Produkt umgelegt werden, ganz egal was gefahren wird."

Beim ADAC rechnet man mit einer Erhöhung um 11 Cent beim Diesel und bis zu 16 Cent bei E10. Beide Kraftstoffe lägen dann jenseits der Zwei-Euro-Marke. Und die sei bisher eine Schallmauer gewesen, sagt Herbert Rabl vom Tankstellenverband: "Diese Schallmauer ist mit der ganzen Diskussion, die wir in den letzten Monaten erlebt haben, durchbrochen. Ich vermute mal, dass das so bleiben wird. In den nächsten Monaten sicher, solange der Krieg läuft und ich nehme mal sehr stark an, dass sich die Mineralölgesellschaften diesen Schluck aus der Pulle nicht mehr nehmen lassen werden."

Speziell für Ostdeutschland sehen beide Verbandssprecher noch einen kurzfristigen Effekt, der mit dem Ende des Tankrabatts eintreten könnte: Tank-Tourismus in Polen. Es sei gut möglich, dass viele Menschen, die nahe der Grenze wohnen, ein paar Kilometer extra fahren, wenn Sprit und Diesel im Nachbarland plötzlich deutlich billiger sind als in Deutschland.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 25. August 2022 | 06:00 Uhr

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