Entwurf der Bundesregierung Experten befürworten nationale Wasserstrategie

15. März 2023, 05:00 Uhr

Am Mittwoch will die Bundesregierung eine nationale Wasserstrategie auf den Weg bringen, um die Wasserversorgung überall in Deutschland nachhaltig abzusichern. Ein Vorhaben der Strategie ist, Wasser über Fernleitungen aus regenreichen in trockenere Regionen zu bringen. Experten befürworten das.

Das vorhandene Wasser so umverteilen, dass es nicht zu Engpässen bei der Versorgung kommt. Das ist ein großes Vorhaben der nationalen Wasserstrategie.

Warum das notwendig ist, erklärt Dietrich Borchardt. Er leitet den Bereich Wasserressourcen und Umwelt am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung: "Bei Städten oder dicht besiedelten Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet reicht der Regen nicht aus, um den gesamten Wasserbedarf abzudecken." Es könne nicht so viel Grundwasser gebildet werden, dass eine Stadt daraus sowohl Trinkwasser gewinnen als auch Industrie und Gewerbe versorgen könnte.

Ausbau der Wasserumverteilung

Nicht nur Städte und Ballungsräume brauchen Wasser aus regenreichen Gebieten. Auch Regionen, die sehr trocken sind, können über Fernleitungen mit Wasser versorgt werden. Für Sachsen-Anhalt ist etwa schon jetzt der Harz eine wichtige Wasserquelle. Denn in Gebirgen fällt generell mehr Regen als im Flachland.

Eine Umverteilung, wie sie die Bundesregierung plant, finde dort schon jetzt statt, erklärt Borchardt: "Es gibt Fernleitungen aus dem Harz, die hoch bis nach Bremen reichen, also quer durch Niedersachsen verlaufen, und Großstädte wie Hannover versorgen. Wir haben auch große Talsperrenverbünde im Erzgebirge, die große Teile von Sachsen mit Trinkwasser versorgen".

Ein Ziel der nationalen Wasserstrategie ist es, die Umverteilung weiter auszubauen. Vorstellbar seien dann auch weitere Entfernungen, sagt Niels Schütze, Professor für Hydrologie an der TU Dresden: "Ein erster Schritt wäre, dass die Fernleitungen, die schon existieren, ertüchtigt werden." Darüber hinaus könnte ein zweiter Schritt sein, an Ländergrenzen Verbindungen zu schaffen, damit die Bundesländer sich gegenseitig unterstützen könnten, "falls es zu einer sehr ausgeprägten Dürre kommt".

Auch finanziell sei das machbar. Ein Kilometer Fernleitung koste etwa eine Millionen Euro. Der Preis für einen Kilometer Autobahn liege bei rund zehn Millionen Euro.

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Anpassung der Wasserwirtschaft an den Klimawandel

Der Bundesverband Energie- und Wasserwirtschaft war an der Entwicklung der nationalen Wasserstrategie beteiligt. Mit dem Ergebnis ist Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer Wasser und Abwasser, zufrieden. Wichtig sei aber: "Zukünftig brauchen wir einen Dogmenwechsel. Wir brauchen einen Wechsel hin zur Wasserhaltung, zur Versickerung vor Ort, damit auch die Grundwasserspiegel sich regenerieren können. Das Wasser muss nicht schnell abgeführt werden, sondern wir brauchen Retentionsflächen", fordert Weyand. Er sieht in der nationalen Wasserstrategie das Potential, in dieser Hinsicht regionale Defizite auszugleichen.

Auch Dietrich Borchardt vom UFZ befürwortet das Vorhaben der Bundesregierung. Er mahnt aber: "Am Anfang muss ein ressourcenschonender Umgang mit Wasser stehen und damit auch das weitestgehende Zurechtkommen mit regionalen Wasserressourcen, bevor man durch große Fernwasserversorgungen ein Angebot schafft, das vielleicht auch zu einem nicht gut kontrollierten Gebrauch anregt." Nur so könne die Wasserwirtschaft langfristig an den Klimawandel angepasst werden.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. März 2023 | 06:00 Uhr

8 Kommentare

Eulenspiegel am 16.03.2023

Ja der Klimawandel ist bei uns angekommen. das was die sogenannten Endwicklungsländer südlich von uns schon lange knall hart zu spüren bekommen kriegen wir jetzt auch langsam zu spüren.
Das was wir Industriestaaten in den letzten 50 Jahren verpennt habe fliegt uns jetzt um die Ohren.
Wir müssen nicht nur den CO2-Ausstoß möglichst schnell auf Null setzen sondern möglichst schnell nationale Wasserstrategie. Vielleicht sogar eine EU Wasserstrategie aufstellen.

AlexLeipzig am 15.03.2023

Winkler, Sie haben mit Verlaub eine seltsame Logik. Warum sollte man nicht die vorhandenen Wasserspeicher nutzen und das Wasser zum Verbraucher (Städte) bringen? Was nutzten weitere Talsperren im Gebirge, wo es keine Großstädte gibt? Wollen Sie diese etwa umsiedeln? Ihren deplazierten Seitenhieb auf FfF können Sie sich schenken, das sind keine "Regentänze", sondern Protest für mehr Klimaschutz - also weniger Dürren.

winkler am 15.03.2023

Man sollte nicht wieder anfangen, knappe Ressourcen irgendwie zu umzuverteilen, sondern die Speicherkapazitäten erhöhen.
In 40 Jahren DDR wurden trotz Mangelwirtschaft zur Stabilisierung der Wasserversorgung im Vogtland/ Erzgebirge 5 neue Talsperren gebaut. Nach 33 Jahren Wiedervereinigung - keine Einzige. Stattdessen führt FFF vor Rathäusern irgendwelche Regentänze auf.

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