Nahverkehr Tourismus- und Wohlfahrtsverbände begrüßen 49-Euro-Ticket

04. November 2022, 10:51 Uhr

Es war ein langer Weg, bis der Nachfolger des 9-Euro-Tickets gefunden war, jetzt haben Bund und Länder sich auf ein Deutschlandticket in Höhe von 49 Euro pro Monat geeinigt. Von einigen Stellen kam schnell Kritik – zu teuer, sagen die einen, nichts für die Menschen auf dem Land, sagen die anderen. Wer profitiert?

Wer in den Sommermonaten mit dem ÖPNV unterwegs war, konnte sich selbst davon überzeugen, wie sehr das 9-Euro-Ticket die Menschen in Straßenbahnen, Busse und Regios lockte.

Der Nachfolger soll nun 40 Euro mehr kosten. Davon hätten die Menschen unterschiedlich viel, sagt Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender beim Fahrgastverband Pro Bahn: Es profitierten in erster Linie die, "die in Ballungsräumen wohnen und heute auch schon mit dem öffentlichen Nahverkehr pendeln, wo das Angebot gut ist und wo sie durch das günstige 49-Euro-Ticket viel Geld sparen" – weil ihre Monatskarte bisher vielleicht 80, 90 oder weit über 100 Euro koste.

Bürger reagieren unterschiedlich

Eine kleine Umfrage in der Leipziger Innenstadt zeigt, dass genau das die Kaufentscheidung beeinflusst. Eine Nutzerin der "LVB-Abocard" sagt, sie überlege, künftig das 49-Euro-Ticket zu nutzen, da es günstiger sei. Unklar sei dabei jedoch, ob ihr Arbeitgeber die Kosten tragen würde. Andere finden es im Vergleich zum Sommerangebot zu teuer.

Ein älteres Ehepaar dagegen ist restlos begeistert: "Das ist ja schon billiger, als wenn ich meine Monatskarte bei der Straßenbahn kaufe, und da kann ich im ganzen Land herumfahren. Wir hatten auch das vorige, was billiger war – das war ja ein Geschenk des Himmels. Aber jetzt warten wir schon drauf. Das Auto steht sowieso meist in der Garage, das könnten wir eigentlich auch abschaffen."

Digitale Kaufmöglichkeit könnte Hürde für Senioren sein

Die Vorfreude teilt man auch bei der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen, kurz BAGSO – eine Einschränkung hat Vorstandsmitglied Hermann Allroggen allerdings: Es sei eine sehr gute Möglichkeit für Senioren, einfach und schnell reisen zu können. "Das, was uns umtreibt, ist die Frage, wie man dieses Ticket erwirbt." Wenn es nur digital gehe, sei das für ältere Leute zum Teil schwierig.

Thomas Neumann, Sprecher beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Sachsen findet, dass 49 Euro für einige immer noch zu viel seien – grundsätzlich hält aber auch er das Angebot für eine gute Idee, "da es deutschlandweite Mobilität ermöglicht für einen Preis, der grundsätzlich leistbar ist". Es eröffne Menschen mit geringem Einkommen Zugang zu Mobilität, die sich Bahnreisen früher nicht hätten leisten können.

Ticket als Tourismusmagnet

Und schließlich profitiert auch der Tourismus, sagt der Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbandes, Norbert Kunz. Denn das Ticket unterscheide ja nicht zwischen Pendel- und Urlaubsfahrten: Die Erfahrungswerte aus dem 9-Euro-Ticket hätten gezeigt, untermauert beispielsweise von einer Umfrage des deutschen Verbandes der Verkehrsunternehmen, dass ein Drittel der Käuferinnen und Käufer das Ticket für Städtereisen und für Ausflüge genutzt hätten.

Man müsste allerdings auch den Nahverkehr in der Fläche ausbauen, sagt Kunz, damit auch Landferienhäuser etwas davon haben und nicht nur die großen Hotels in Städten.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 04. November 2022 | 06:00 Uhr

30 Kommentare

Horst am 04.11.2022

"Na klar die fahren mit der Straßenbahn von Bautzen nach Bayern."

Nee, mit der Regionalbahn nach Dresden. Keine Ahnung, was ein Monatsticket kostet, aber da es zwei Verkehrsverbünde betrifft, wird das nicht ohne sein.

GEWY am 04.11.2022

@AlexL, bitte lesen Sie genau. Ich habe geschrieben, "Für uns als Rentnerehepaar......... viel zu teuer." Sie verdrehen die Aussagen, denn sie bezieht sich auf Rentner und auch da wieder auf bestimmte Regionen.

GEWY am 04.11.2022

@AlexL, das ist kein Hochmut. Sie können nicht von der Region Leipzig ausgehen. Sie mit Abstand kleinste Außenstelle der Landesdirektion Sachsen mit 1 Mill. Einwohner (0,6 Mill. L und 0,4 Mill in der Fläche) wird überproportional mit Regionalisierungsmitteln durch das Land Sachsen "gepampert". Egal ob auf den Kopf oder die Fläche gerechnet, und hat dadurch ein sehr gutes Angebot in der Region. Die Außenstellen DD (0,6 Mill. in DD und 1,0 in der Fläche) oder gar Chemnitz mit (0,25 Mill in C aber 1,25 Mill. in der Fläche) haben bedeutend weniger Regionalisierungsmittel pro Kopf/Fläche um Leistungen zu bestellen. Dabei ist Chemnitz was die Fläche und die geographischen
Herausforderungen (Erzgebirge, Vogtland) betrifft, besonders betroffen. Man sollte schon immer die Gesamtprobleme betrachten ehe man seine Standpunkte mitteilt. Aussagen die ich in die Öffentlichkeit stelle, sollten schon belastbar sein.

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