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Mit Einführung des Deutschlandtickets 2023 werden Verkehrsverbünde Änderungen ihres Tarifangebots vornehmen müssen. Bildrechte: IMAGO / Manfred Segerer

DeutschlandticketLandkreistag sieht Verkehrsverbünde vor Umbruch

24. November 2022, 12:08 Uhr

Der Deutsche Landkreistag sieht die Verkehrsverbünde vor einem Umbruch. Der Beigeordnete für Strukturpolitik, Matthias Wohltmann, sagte MDR AKTUELL, die Verbünde seien auch gegründet worden, grenzüberschreitend Tarifverbünde zu konstruieren. Dieses Ziel werde mit der Einführung des Deutschlandtickets weniger gewichtig oder sogar obsolet. Deshalb müssten sich die Aufgaben der Verbünde ändern.

Vor einer Woche ließ die Verkehrsministerin von Sachsen-Anhalt, Lydia Hüskens, in der Regierungsbefragung zum geplanten Deutschlandticket ein paar Sätze fallen, die aufhorchen lassen: "Wir müssen diskutieren, was in Zukunft Aufgabe von Verkehrsverbünden ist. Jetzt mal gesetzt meine Annahme: Wenn das Deutschlandticket als Abo und daneben nur noch Einzelfahrkarten für entsprechende kurze Strecken existieren, dann wird eine der Aufgaben des Verkehrsverbunds entfallen." Bedeutet das ein Ende der Kleinstaaterei im öffentlichen Personennahverkehr, fragte Katja Pähle von der SPD. Ja, darüber müsse man jetzt sprechen, sagte Hüskens.

Zunächst zu den Fakten: In Deutschland gibt es laut dem Dachverband VDV über 60 Verkehrsverbünde. Das sind zum Beispiel der Mitteldeutsche Verkehrsverbund oder Marego, zuständig für Magdeburg und Region. Die Aufgabe der Verbünde: die Fahrpläne und Tarife für Busse und Regionalzüge gestalten.

Tarifverbünde müssen umgestaltet werden

Zumindest Letzteres stehe mit dem Deutschlandticket infrage, sagt Matthias Wohltmann vom Deutschen Landkreistag: "Die Verkehrsverbünde sind ja auch gegründet worden, grenzüberschreitend Tarifverbünde zu konstruieren. Und dieses Ziel wird mit der Einführung des Deutschlandtickets weniger gewichtig oder sogar obsolet werden."

Deshalb müssten sich die Aufgaben der Verkehrsverbünde ändern, sagt Wohltmann vom Landkreistag. Abgeschafft würden sie wohl nicht. Davon geht auch Marcel Czarnecki aus. Er ist der Geschäftsführer von Marego, dem Verkehrsverbund rund um Magdeburg. Sozial-, Schüler- oder Einzeltickets werde der Verbund nach wie vor ausgeben, sagt er.

Bundesweite Einnahmen reinvestieren

Zudem komme mit dem Deutschlandticket womöglich neue Arbeit auf ihn zu. Jemand müsse das Ticket schließlich auch vertreiben. Und die Einnahmen aus dem bundesweiten Verkauf müssten dahin verteilt werden, wo die Menschen tatsächlich Busse und Bahnen nutzen. "Wir befürchten auch, dass das eine schwierige Aufgabe sein wird. Bis jetzt waren die Verkäufe bei uns. Alles, was wir selber verkauft haben, konnten wir vorher sehr gut planen. Jetzt wissen wir, andere werden auch für uns verkaufen. Und wie man das am Ende ausgleicht, wie die Verfahren aussehen werden, ist offen", erklärt Czarnecki.

Das ist den Regierungsparteien in Berlin bewusst. Mit dem Deutschlandticket ändert sich schließlich die Finanzierung des gesamten ÖPNV-Systems.

Stefan Gelbhaar, verkehrspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion der Grünen, sagt: "Das sind komplizierte und detaillierte Verhandlungen, aber nochmal: Die Verkehrsverbünde sind nicht dafür erfunden worden, für sich selbst zu exisitieren, sondern sie sollen öffentliche Aufgaben übernehmen. Wenn sich dieses Aufgabenportfolio ändert, ist das kein Grund, eine Träne zu vergießen, sondern dann ändert sich die Aufgabe."

Weil viele Fragen unbeantwortet sind, verschiebt sich die Einführung des 49-Euro-Tickets offenbar erst einmal: Es kommt nicht im Januar, sondern wahrscheinlich im Frühjahr 2023.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 24. November 2022 | 06:00 Uhr