Erneuerbare Energien Ökostromanteil steigt auf 49 Prozent, Ampel-Fraktionen einig bei Ausbau der Windkraft

05. Juli 2022, 16:31 Uhr

Fast die Hälfte des Stroms in Deutschland kam im ersten Halbjahr aus erneuerbaren Quellen. Der gesamte Stromverbrauch ging zurück. Grund für den Boom der erneuerbaren Energien waren in erste Linie konstanter Wind und viel Sonnenschein. Damit der Ökostromanteil weiter wächst, sollen zwei Prozent der Fläche für Windräder vorgesehen werden. Darauf einigten sich nun die "Ampel"-Fraktionen.

Erneuerbare Energien haben im ersten Halbjahr 2022 fast die Hälfte des Stromverbrauchs in Deutschland gedeckt. Das geht aus vorläufigen Berechnungen des Branchenverbandes BDEW und des Stuttgarter Forschungsinstituts ZSW hervor. Demnach stieg der Anteil auf 49 Prozent. Das seien sechs Prozentpunkte mehr als im Vorjahreszeitraum.

Die wichtigste Ökostromquelle waren demnach Windräder an Land. Ihr Anteil habe sich von 17 auf 21 Prozent erhöht. Solaranlagen machten zwölf Prozent der Stromversorgung aus – im Vorjahreszeitraum waren es noch zehn Prozent. Zahlen zu den genauen Anteilen der konventionellen Energieträger Kohle, Gas und Atomkraft hätten noch nicht vorgelegen.

Stromverbrauch um zwei Milliarden Kilowattstunden gesunken

Insgesamt ging der Stromverbrauch in Deutschland innerhalb eines Jahres um zwei Milliarden Kilowattstunden zurück auf voraussichtlich rund 281 Milliarden. Mit Sonne, Wind und anderen erneuerbaren Quellen konnten 139 Milliarden Kilowattstunden produziert werden. Zusammen mit Kohle, Gas und Atomkraft waren es 298 Milliarden. Die Differenz zu den verbrauchten Kilowattstunden wurde exportiert.

BDEW-Chefin Kerstin Andreae drängte angesichts der Abhängigkeit von russischem Gas zu einem zügigen Ausbau der erneuerbaren Energien. Besonders bei der Windenergie an Land bestehe dringender Handlungsbedarf. "Der größte Hemmschuh sind hier noch immer fehlende Flächen."

Zwei Prozent der Flächen für Windkraft

Die Fraktionen der Ampel-Koalition haben unterdessen den Weg für den geplanten massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien freigemacht. Vertreter von SPD, Grünen und FDP haben sich nach eigenen Angaben über letzte Details geeinigt. Einzelheiten nannten sie nicht. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass jedes Bundesland zwei Prozent seiner Flächen für Windkraft zur Verfügung stellt.

Das ist ein deutliches Signal, dass der Ausbau der Erneuerbaren jetzt höchste Priorität hat.

Matthias Miersch SPD-Vizefraktionschef

Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Matthias Miersch erklärte, das sei ein deutliches Signal, dass der Ausbau "jetzt höchste Priorität" habe. Landesregelungen könnten übergangen werden, wenn ein Land das Zwei-Prozent-Ziel nicht erreiche. Die stellvertretende Bundestagsfraktionsvorsitzende der Grünen, Julia Verlinden, verwies darauf, dass der Anteil an grünem Strom bis 2030 auf 80 Prozent steigen soll.

FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler betonte, dass den Ländern überlassen bleibe, wie sie ihre Ziele erreichten.

dpa,Reuters(rnm)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 05. Juli 2022 | 06:30 Uhr

30 Kommentare

emlo am 07.07.2022

Keine Sorge, in Ihren Garten wird niemand ein Windrad bauen. Trotzdem sollten wir mit dem Ausbau der Windenergie nicht warten, bis sich in Deutschland großflächig Wüsten ausbreiten, auch wenn wir "auf gutem Weg" dahin sind (siehe immer häufiger auftretende Dürren). Platz für Windräder haben wir trotzdem genug (auch ohne Ihren Garten).

emlo am 07.07.2022

Machen Sie den Vorwurf der Renditeerzielungsabsicht eigentlich auch den Betreibern von Kohle- oder Atomkraftwerken? Sehr glaubwürdig bzw. sinnvoll erscheint mir ihr diesbezügliches Argument nicht. Wir leben hier nun einmal in einer Marktwirtschaft und da gehört die Renditeerzielung nun mal dazu. Außerdem, von welchem Geld wollen Sie als Unternehmer Investitionen bestreiten, wenn Sie auf Rendite verzichten?
Die Ansicht, dass für die Steuerung/Vernetzung ALLE Voraussetzungen fehlen, teile ich ebenfalls nicht, denn die Netze funktionieren ja heute bei einem schon nicht unerheblichen Anteil regenerativer Energien. Dass bei einem weiteren Ausbau weitere Investitionen in die Netze erforderlich sind, ist dabei unstrittig.

Niemann am 07.07.2022

Ich bin in den USA an gigantischen Windparks in Richtung Palm Springs vorbeigefahren. Dort stehen auf einem Fleck in der Wüste mehr Windräder als derzeit in Deutschland insgesamt. Was Studien zeigen oder auch nicht (Studien sind tatsächlich keine Beweise, werden aber gern als solche dargestellt), dort ist Wüste, unendlich weitläufig, fast unbewohnt, schon immer heiß und trocken. Komme ich nach Deutschland zurück, wo sind da solche Gebiete für Windparks? In meinem Garten sicher nicht und auch sonstwie sehe ich da kaum Möglichkeiten.

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