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Öl-Embargo gegen RusslandMineralölverband sieht keine Gefahr von Lieferengpässen beim Sprit

13. Januar 2023, 05:00 Uhr

Seit dem Jahreswechsel sorgt ein Öl-Embargo dafür, dass kein russisches Öl mehr in die PCK Raffinerie Schwedt gelangt. Daher ist die Raffinerie aktuell nur zu 50 Prozent ausgelastet. Und das nährt die Sorgen, dass es zu Engpässen beim Sprit in der Region oder zu erheblichen Preissteigerungen kommen könnte. Sind die Sorgen berechtigt?

Jens Koeppen ist sehr unzufrieden mit der Situation. Koeppen sitzt für die CDU im Energieausschuss des Bundestags und kritisiert das Wirtschaftsministerium. Das habe mehrfach versichert, die Auslastung werde auch nach dem Jahreswechsel bei 70 Prozent liegen.

Doch das liegt sie nicht. Und das sei ein Problem, sagt Koeppen: "Eines muss man ja wissen, dass eine Raffinerie nicht dauerhaft, weder technisch noch ökonomisch, mit der Hälfte fahren kann. Das geht schlicht und ergreifend gar nicht auf die Dauer."

Ausländischer Öl-Nachschub gegen Versorgungsengpässe

Koeppen hat selbst jahrelang in der Raffinerie Schwedt gearbeitet, hat dort gelernt und seinen Meister gemacht, er wohnt in Schwedt. Und er macht sich Sorgen um die Versorgung der Region: "Es kommt am Ende des Tages, wenn es mit 50 Prozent weitergeht, zu Versorgungsengpässen an den Tankstellen. Weil eben PCK Schwedt zu über 90 Prozent Berlin, Brandenburg, Ostdeutschland und Westpolen beliefert."

Damit es nicht zu Versorgungsengpässen kommt, arbeitet die Bundesregierung an Öl-Nachschub aus Polen und Kasachstan. Beide Länder haben Lieferungen bereits zugestimmt. Koeppen beruhigt das aber nicht: "Weder aus Polen noch aus Kasachstan gibt es verbindliche Verträge und Liefertermine, sodass das alles noch ziemlich in den Sternen steht."

Ausfall von Lieferungen: Spritversorgung nicht in Gefahr

Der Haken an der Vereinbarung mit Kasachstan ist der Lieferweg. Denn das zugesagte Öl soll über die russische Druschba-Pipeline nach Deutschland gelangen und dafür braucht es die Zustimmung aus Moskau. Nach Angaben der kasachischen Regierung gibt es inzwischen eine mündliche Bestätigung. Das Öl könne noch im Januar geliefert werden. Aber selbst wenn nicht, sieht der Mineralölverband Fuels und Energie die Spritversorgung nicht in Gefahr.

Es gebe schließlich noch zahlreiche Tanklager, die mit Benzin und Diesel gefüllt seien, sagt Hauptgeschäftsführer Christian Küchen. Wenn es längerfristige Ausfälle geben sollte – was relativ unwahrscheinlich sei, aber man müsse sich ja auf alles vorbereiten – dann gäbe es die Möglichkeit, dass Produkte aus dem Westen Deutschlands oder auch aus den Importhäfen Richtung Berliner und anderer ostdeutscher Tanklager gebracht würden. Diese würde auch jetzt schon teilweise genutzt, erklärt Küchen.

Mineralölverband: keine nachhaltigen Preissteigerungen im Osten

Auch die Befürchtung, dass die Spritpreise im Osten nachhaltig steigen könnten, hält Küchen für unbegründet. Selbst dann, wenn er aus dem Westen angeliefert wird. "Es fahren jetzt zusätzliche Züge geplant von Westdeutschland nach Osten. Das heißt, der Markt ist gut versorgt und die Transportkosten sind vergleichsweise gering."

Das mache nicht so viel aus, ob sie ein Produkt 100 Kilometer länger transportieren müssten, erklärt Küchen. Insofern gehe er nicht davon aus, dass es längerfristig höhere Preise gebe. Die Situation in Schwedt spiele für den Preis dagegen keine Rolle. Darüber entscheide die weltweite Nachfrage.

Produkte gebe es genug auf dem Weltmarkt – und die könne man auch zu Weltmarktpreisen beschaffen und aus den Importhäfen in Rotterdam, Hamburg oder Bremen in die Region bringen.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 13. Januar 2023 | 06:00 Uhr