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PhotovoltaikForschung zum Recycling von Solarpanels macht Fortschritte

09. August 2022, 09:12 Uhr

Die Nachfrage nach Solarpanels in Deutschland boomt. Sie gelten als Treiber der Energiewende, auch weil Photovoltaik immer günstiger und effektiver wird und länger hält als ursprünglich vermutet. Doch hat ein Solarmodul einmal ausgedient, entsteht viel Sondermüll. Dabei könnten Rohstoffe wie Silizium wiederverwendet werden. In Sachsen und Sachsen-Anhalt laufen derzeit Forschungen zu einem vollständigen Recycling der Module.

  • In Mitteldeutschland laufen Forschungen, um mehr Recycling zu ermöglichen.
  • In Freiberg in Sachsen arbeitet derzeit eine Firma an einem Verfahren für ein vollständiges Recycling.
  • Der Müll, der durch Photovoltaik entsteht, könnte sprunghaft ansteigen.

Die letzte Reise eines Solarmoduls ist brutal: Es wird in einen Schredder geschoben und gehäckselt. Das Glas kann man noch retten, auch den Aluminiumrahmen. Der Rest aus Kunststoff und den eigentlich wertvollen Rohstoffen Silizium, Silber und Kupfer landet im Müll.

Auch Marcel König vom Modulhersteller Meyer Burger findet das Verschwendung. Er sagt, man arbeite als Hersteller daran, mehr Recycling zu ermöglichen. "Wir sind gerade mit einem ersten Partner dabei, bei dem wir die Recycling-Anlage letztes Jahr mit der Zertifizierung begonnen haben, um dort die Pilotproduktion zu starten. Und wir werden dann dieses Jahr sehen, ob wir mit dieser Linie in der Lage sind, all unsere Modulbestandteile zurückgewinnen zu können. Unser Ziel ist es, eine hundertprozentige Recyclingquote zu erreichen", so König.

Forschungen in Sachsen und Sachsen-Anhalt laufen

Tatsächlich forschen derzeit mehrere Firmen und Wissenschaftler in Sachsen und Sachsen-Anhalt an der Frage: Wie bekommt man das komplette Solarmodul wiederverwertet? Zu ihnen gehört auch Peter Dold vom Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik in Halle. Die große Herausforderung beschreibt er so: "Die eigentliche Solarzelle aus Silizium, Silber, Bleianteilen, Aluminium, ein bisschen Kupfer ist zwischen zwei Kunststofffolien eingeschweißt oder laminiert. Man kann sich das so vorstellen: Sie haben ein Blatt Papier, das laminiert ist in Kunststofffolie. Und jetzt ist ihre Aufgabe, dieses Blatt Papier wieder herauszukriegen."

Sächsische Firma entwickelt Recycling-Verfahren

Das sei zwar kompliziert, aber möglich, sagt Dold. Im sächsischen Freiberg arbeitet zum Beispiel die Firma LuxChemtech an Verfahren, um sämtliche Schichten des Solarmoduls auseinanderzubekommen. "Wir haben ein System entwickelt, mit dem wir diese Laminate so zerstören können, dass wir die Siliziumpartikel freilegen und eine Dichtetrennung ermöglicht uns, die Siliziumpartikel aufzufangen und dann mit einer chemischen Behandlung die Kontakte aufzulösen und eine vollständige Trennung der Bestandteile zu ermöglichen", sagt Geschäftsführer Wolfram Palitzsch. Bis 2024 will Palitzsch mit Partnern eine Pilotanlage aufbauen.

Mehr Müll erwartet

Dass Solarmodule nicht heute schon im großen Stil recycelt werden, hat auch mit den Mengen zu tun. Weil die Module länger halten als gedacht, fällt bislang nicht sonderlich viel Müll an. Doch das dürfte sich ändern, sagt Fraunhofer-Forscher Dold: "Letztes Jahr waren wir im Bereich 5.000 bis 7.000 Tonnen. Wir werden dieses Jahr deutschlandweit vermutlich 10.000 Tonnen sehen. Und gegen Ende des Jahrzehnts werden wir den Bereich von 400.000 bis 500.000 Tonnen sehen. Es wird einen sehr, sehr steilen Anstieg geben."

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 09. August 2022 | 06:00 Uhr

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