Ärzte entlasten Kassenärztliche Vereinigung Sachsen fordert Rückkehr zur Praxisgebühr
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30. April 2023, 05:00 Uhr
Im weltweiten Vergleich gehen die Deutschen besonders häufig zum Arzt, manchmal auch, wenn es gar nicht unbedingt nötig wäre. Darum braucht es wieder eine Praxisgebühr, sagt der Chef der Kassenärztliche Vereinigung in Sachsen. Nur so könne die Zahl solcher Besuche künftig verringert sowie Praxen und Notaufnahmen entlastet werden.
Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen, Klaus Heckemann, hat sich für eine Rückkehr zur sogenannten Praxisgebühr ausgesprochen. Heckemann sagte MDR AKTUELL, ein Grundproblem des Gesundheitswesens sei die völlig ungeregelte und ungesteuerte Inanspruchnahme des Systems. Deutschland habe weltweit fast die höchste Anzahl an Arzt-Patienten-Kontakten. Er frage sich deshalb, ob man sich das noch leisten könne. Damit meine er nicht, dass das Geld nicht ausreiche, sondern dass das Personal in den Praxen fehle.
Stichwort: Praxisgebühr Die Praxisgebühr war eine Gebühr für Arztbesuche, die 2004 eingeführt wurde. Diese Zuzahlung musste nur erbringen, wer gesetzlich krankenversichert ist. Ziel der Maßnahme war es, Patienten dazu zu bewegen von unnötigen Facharzt-Besuch abzusehen und stattdessen den Hausarzt darüber entscheiden zu lassen. Da sich der gewünschte Effekt jedoch nicht einstellte, wurde die Praxisgebühr 2013 wieder abgeschafft.
Praxisgebühr für Notfälle, um Notaufnahmen zu entlasten
Irgendwo brauche man ein bisschen Steuerung, so Heckemann. Darum sei er damals auch gegen die Abschaffung der Praxisgebühr gewesen. Es habe eine normale und eine für den Notfall gegeben und er plädiere dafür, zumindest die für den Notfall wieder einzuführen. Das sei wichtig, um am Wochenende weniger Druck auf die Notaufnahmen auszuüben. Heckemann sprach sich aber gleichermaßen dafür aus, solche Zuzahlungen sozial abzusichern. Es dürfe nicht passieren, dass Menschen sich die Praxisgebühr nicht leisten könnten.
Keine Kritik an Krankenhausreform
Der aktuellen Kritik an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbachs Plänen für eine Krankenhausreform will sich Heckemann nicht anschließen. Er sagte MDR AKTUELL, er wundere sich aber, dass man die Aufsplittung in Grund-, Schwerpunkt- und Maximalversorgung als "neu" betrachte. Genau diese Untergliederung mit diesen Begriffen gebe es schon ewig.
MDR (hin, akq)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 30. April 2023 | 08:10 Uhr