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Audio: Die Bauern ernten immer weniger Qualitätsweizen und dazu trägt ihnen zufolge auch die Düngeverordnung bei. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Qualitätsweizen Wie sich die Düngeverordnung auf die Weizenproduktion auswirkt

23. August 2024, 12:51 Uhr

Die Bauern ernten immer weniger Qualitätsweizen und dazu trägt ihnen zufolge auch die Düngeverordnung bei. Wie stark sich die Düngeverordnung auf die Weizenproduktion auswirkt, ist aber wissenschaftlich nicht eindeutig geklärt. Auf den Ackerflächen in Deutschland wird auch in Zukunft Qualitätsweizen wachsen, sagen Experten.

Raja Kraus, Autorin, Reporterin
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Sven Borchert leitet die landwirtschaftliche Betriebsgemeinschaft Groß Germersleben in Sachsen-Anhalt und ist Vizepräsident beim hiesigen Bauernverband. In der Börde sei die Ernte nicht so schlecht gewesen, sagt er: "Bei Winterweizen war sie von den Erträgen her sehr ordentlich. Wir haben nur das Problem, dass wir weniger Qualitäten geerntet haben."

Nur 100 Hektar Qualitätsweizen konnte er ernten. Die restlichen 500 Hektar waren von mittlerer und von Futter-Qualität. Das lag zum einen an der Witterung: viel Regen, wenig Sonne.

Kritik an der Düngeverordnung

Zum anderen an politischen Vorgaben, sagt Borchert: "Wir brauchen heute, um Qualitätsweizen zu produzieren, einen sogenannten Proteingehalt von 13 Prozent. Den kann man nur schaffen, wenn man die Pflanzen bedarfsgerecht ernährt und ihnen genügend Stickstoffe zuführt. Das war nicht möglich mit diesen Nährstoffgehalten, wo wir die Pflanzen mit ernähren dürfen."

Seit 2017 schreibt die Düngeverordnung in Deutschland vor, wie viel nach einer genauen Bedarfsanalyse gedüngt werden darf. Deutschland hat viele rote Gebiete. Hier ist der Nitratgehalt im Grundwasser zu hoch – die Düngung muss dann 20 Prozent unter dem errechneten Bedarf der Pflanze liegen.

Vor der Verordnung habe er nur Qualitätsweizen produziert, sagt der Landwirt. Für Futterweizen bekommt er 50 Euro weniger pro Tonne als für Qualitätsweizen.

Peter Haarbeck ist der Geschäftsführer des Verbands der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft. Etwa die Hälfte des Weizens, der noch vor einigen Jahren an die Mühlen gegangen sei, sei Qualitätsweizen gewesen. Doch es werde immer weniger: "Wir sind generell optimistisch, dass man noch entsprechende Qualitäten bekommt, aber es wird halt immer schwieriger." Auch er sieht als Grund neben klimatischen Veränderungen die Düngeverordnung.

Qualitätsweizen weiterhin verfügbar

Marcel Dehler beschäftigt sich am Thünen-Insitut für Betriebswirtschaft mit der Ökonomik des Ackerbaus. Wie stark sich die Düngeverordnung auf die Weizenproduktion auswirkt, sei wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt: "Es gibt Jahre, wo man relativ gut auf ein Stück der Stickstoffdüngung verzichten kann, wo auch über den Boden zusätzlich Stickstoff mineralisiert wird. Sodass das gar keinen so negativen Effekt hat", sagt Dehler.

Laut Dehler gibt es aber auch Jahre, in denen sich das weniger Düngen auch sehr deutlich negativ auf die Pflanze auswirkt.

ein Mann vor einer Erntemaschine 3 min
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Dass die Weizenqualität in Deutschland bald nur noch für Futterweizen reicht, glaubt Dehler aber nicht: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass in Deutschland weiterhin Qualitätsweizen produziert wird. Das ist ganz klar."

Landwirt würde Dünger gern flexibler einsetzen

Auch Landwirt Sven Borchert sieht das so. Aber er würde aus seinem Weizen gerne wieder mehr herausholen können: "Wir müssten Dünger intelligenter verteilen dürfen – innerhalb des Betriebes zum Beispiel. Zu sagen: Ja, für diesen Qualitätsweizen brauchen wir ein bisschen mehr Dünger oder wir müssen ihn an die Jahreseffekte anpassen."

Außerdem sagt er, dass auch aus Weizen mit nur zwölf Prozent Proteingehalt ein gutes Brot gebacken werden kann und wünscht sich, dass die Vorgabe zum Proteingehalt abgesenkt wird.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 23. August 2024 | 06:12 Uhr

1 Kommentar

Basil Disco vor 15 Wochen

Hier soll also ein Produkt hergestellt werden, das nur durch eine fortwährende Grundwasservergiftung erzeugt werden kann? Dafür zahlt der Staat dann auch noch Subventionen, z.B. die Flächenprämie, die ausgezahlt wird, nur weil es den landwirtschaftlichen Betrieb überhaupt gibt.

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