Ein grüner Traktor mäht Getreide auf einem Feld.
Bei Getreide ist der Preisanstieg besonders deutlich Bildrechte: MDR/Unsplah/Randy Fath

Landwirtschaft Rekordanstieg bei Erzeugerpreisen für Agrarprodukte

14. Juni 2022, 11:09 Uhr

Der Ukraine-Krieg wirkt sich weiter auf die heimische Landwirtschaft aus und treibt die Erzeugerpreise in die Höfe. Vor allem bei Getreide und anderen pflanzlichen Produkten ist ein Rekordanstieg zu verzeichnen.

Die Erzeuger-Preise für landwirtschaftliche Produkte sind im April im Vergleich zum Vorjahr um 39,9 Prozent gestiegen. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. Der Preisanstieg sei der größte seit Beginn der Erhebung im Jahr 1961. Schon im März habe es mit 34,7 Prozent ein Rekordplus gegeben.

Getreidepreise steigen um 77 Prozent

Nach Angaben der Statistiker haben die Preise für pflanzliche Erzeugnisse deutlicher zugelegt als die für tierische Produkte. Zurückzuführen sei das unter anderem auf die gestiegenen Getreide-Preise. Diese lagen im April um 77,6 Prozent über denen des Vorjahresmonats. Ausschlaggebend dafür sei die Verknappung des Angebots infolge des Kriegs in der Ukraine, erklärte das Bundesamt. Vor der russischen Invasion am 24. Februar waren Russland und die Ukraine zusammen für fast ein Drittel der weltweiten Weizenexporte verantwortlich. Seitdem stocken die Ausfuhren über die Schwarzmeer-Häfen der Ukraine.

Hohe Preissteigerung bei Kartoffeln - Preis für Obst gesunken

Deutlich verteuert haben sich auch Raps (plus 77,1 Prozent) und Kartoffeln (plus 106,2 Prozent). Das liege aber auch an witterungsbedingt geringen Ernten und einem relativ niedrigen Preisniveau im Vorjahresmonat wegen der Pandemie, erklärten die Statistiker.

Kaum teurer geworden ist Gemüse mit einem Plus von 1,1 Prozent. Für Obst sanken die Erzeugerpreise um fast 15 Prozent. So verbilligten sich Erdbeeren beinahe um ein Viertel (24 Prozent). Grund ist die frühe und reiche  Ernte bei gleichzeitigem Schwächeln der Nachfrage.

Özdemir rechnet mit weiter steigenden Preisen

Die Erzeugerpreise beschreiben den Ertrag, den Landwirte für ihre Produkte auf der ersten Handelsstufe erzielen. Sie sind nicht gleichzusetzen mit den Preisen, die Verbraucher im Supermarkt zahlen müssen.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir sagte allerdings, er rechne auch mit weiter steigenden Lebensmittelpreisen.  Der Grünen-Politiker sagte im ZDF, es gehöre zur russischen Strategie, Getreideexporte aus der Ukraine zu blockieren, um die weltweite Nahrungsmittelkrise weiter zu verschärfen.

Preisanstieg im Mai auf Rekordniveau

Auch der allgemeine Preisanstieg in Deutschland ist auf Rekordnivau. Wie das Statistische Bundesamt vorläufige Zahlen bestätigte, betrug die Inflationsrate im Mai im Vergleich zum Vorjahresmonat 7,9 Prozent. Präsident Georg Thiel sagte, eine ähnlich hohe Inflationsrate habe es zuletzt infolge der Ölkrise im Winter 1973/74 im früheren Bundesgebiet gegeben.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 14. Juni 2022 | 09:00 Uhr

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