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Mehr WärmepumpenSanitärbranche klagt über großen Fachkräftemangel

29. Juli 2022, 08:39 Uhr

Wärmepumpenhersteller bauen derzeit ihre Produktionskapazitäten stark aus. Dabei sind laut Bundesverband Wärmepumpe Lieferschwierigkeiten ein kurzfristiges Problem, der Fachkräftemangel jedoch plage die Branche enorm.

Die Nachfrage ist zurzeit enorm, erzählt Sven Fischer, Geschäftsführer des Fachverbands Sanitär, Heizung, Klima Sachsen. Dass sehr viele Hausbesitzer zurzeit eine Wärmepumpe wollen, das habe zuallererst mit dem Ukraine-Krieg zu tun: "Mit Sicherheit ist es auch ein psychologisches Problem. Bedingt durch den Ukraine-Krieg, da macht sich natürlich jetzt jeder mit Gasheizung schon Gedanken."

Die Handwerksbetriebe bauten zurzeit alles ein, was verfügbar sei, so Fischer. Doch die Hersteller kämen mit der Produktion nicht hinterher, zum Beispiel weil Elektronik aus China fehle. Er sagt: "Im Augenblick ist das Hauptproblem Lieferschwierigkeiten der Industrie. Die können aktuell nicht so viel Wärmepumpen liefern, wie wir verbauen können und wie viel auch notwendig wären."

Ab 2024 500.000 Wärmepumpen

Katja Weinhold vom Bundesverband Wärmepumpe, der unter anderem die Hersteller vertritt, bestätigt die akuten Lieferprobleme. Langfristig ließen sich die aber lösen. Die Industrie bereite sich darauf vor, ab 2024 jährlich bundesweit 500.000 Wärmepumpen zu liefern.

Weinhold erklärt: "Die Branche hat sich schon vor längerer Zeit auf ein Marktwachstum von sechs Millionen Wärmepumpen bis 2030 eingerichtet, also es geht schon ganz stark in die Richtung. Und zur Zeit werden in Deutschland unter anderem mehr Produktionsstätten errichtet und alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit der Bedarf auch langfristig gedeckt werden kann. Der allerdings kurzfristige massive Anstieg der Nachfrage und die allgemeinen globalen Engpässe sorgen natürlich für Wartezeiten."

Großer Mangel an Monteuren für Wärmepumpen

Um die Ziele der Bundesregierung zu erreichen, fehlten aber auch Monteure. Und zwar deutschlandweit 60.000, teilte der Zentralverband Sanitär Heizung Klima kürzlich mit.

Man brauche aber nicht irgendwelche Monteure, sondern gut ausgebildete, die einbauen und auch beraten können, sagt Wolfgang Borz, Innungsmeister des Thüringer Dachverbandes Sanitär Heizung Klima: "Es reicht nicht nur, einfach zu sagen, Ich tausche jetzt meinen Gaskessel oder meinen Ölkessel aus und setze dafür eine Wärmepumpe hin. Das wird sicher schief gehen. Eine immense Beratung ist wichtig."

Der Zentralverband Sanitär Heizung Klima schätzt, dass nur höchstens 30 Prozent der Betriebe derzeit in der Lage sind, eine Wärmepumpe einzubauen. Das Handwerk startet nun Weiterbildungskampagnen, sagt Sven Fischer, der sächsische Berufsverbandschef.

Berufsverband: Politik muss Forderungen anpassen

Doch allein könne die Branche die Herausforderungen nicht schaffen. Wenn die Politik mehr Wärmepumpen will, dann müsse sie dem auch höchste Priorität einräumen, erklärt Fischer: "Sind wir ehrlich, wenn die Zahl 50.000 bis 60.000 Mitarbeiter mehr realistisch ist: Wo sollen die herkommen? Wir sind nicht das einzige Gewerk, dass händeringend Mitarbeiter sucht. Wir können sie uns nicht backen."

Viele Betriebe sind über Monate hinweg komplett ausgelastet. Eigentlich ein Grund für Festtagsstimmung, die jedoch der Fachkräftemangel trübt.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 29. Juli 2022 | 06:00 Uhr

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