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Kredit-AuskunftdienstSchufa will Kontodaten abfragen

07. Juni 2023, 08:31 Uhr

Bevor Handyverträge abgeschlossen oder Konten eröffnet werden können, kommt meist die Schufa ins Spiel. Die Schufa ermittelt, wie zahlungsfähig jemand ist - und das über einen sogenannten Score. Ist der Score gut, bekommt man den Handyvertrag, ist er schlecht, bekommt man ihn nicht. Jetzt steht die Schufa erneut in der Kritik: Sie plant, auch auf Kontodaten zugreifen zu können.

Bisher hat die Schufa von 68 Millionen Menschen in Deutschland unter anderem folgende Daten: Adresse, Geburtsdatum, wie viele Girokonten man besitzt oder wenn man Rechnungen nicht bezahlt hat. Jetzt plant die Schufa, über eine App auch an Kontodaten zu kommen.

Gerhard Schick, Vorstand der Bürgerbewegung "Finanzwende" und ehemaliger Bundestagsabgeordneter. Bildrechte: picture alliance/dpa | Christoph Soeder

Das kritisiert die Bürgerbewegung Finanzwende – ein Verein, der eine Petition gestartet hat mit dem Titel "Finger weg von meinem Konto!". Vorsitzender Gerhard Schick sagt, das Problem sei, dass der Schufa-Score nicht öffentlich sei. Man wisse nicht genau, wie er entstehe. "Von daher kann könnten Verbraucherinnen und Verbraucher heute gar nicht so richtig gut wissen: 'Was kann ich denn machen, um den zu verbessern, wenn ich zum Beispiel einen Handyvertrag nicht bekomme?'"

App soll Einblick in Kontodaten erhalten

Schick beschreibt das zukünftige Angebot so: "Ich gewehre der Schufa über eine App Bonify Einblick in meine Kontodaten und dadurch kann ich dann meine Schufa Berechnungen verbessern."

Das heißt: Hat man einen Vertrag nicht bekommen, kann man in der App mit seinen Kontodaten sozusagen beweisen, dass man doch zahlungsfähig ist. Bonify wird von der Berliner Forteil GmbH vertrieben. Das Unternehmen hatte die Schufa Ende vergangenen Jahres gekauft. Die Schufa sagt, die Angabe der Kontodaten sei freiwillig.

Gerhard Schick bezweifelt das. Menschen, bei denen alles problemlos sei, würden das dann nicht nutzen. "Aber gerade Menschen, die finanziell unter Druck sind, werden möglicherweise dieses Angebot der Schufa kaum abschlagen können. Und deswegen sehen wir das kritisch." Hier werde erneut der Versuch gemacht, zusätzliche Daten zu sammeln.

Recap-Folge zur Macht der Schufa

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Erster Versuch mit "Check now" wurde eingestellt

Mit "erneut" spielt Schick auf das Projekt "Check now" an. Das Projekt hatte die Schufa 2021 eingestellt, sagt Johannes Müller vom Bundesverband der Verbraucherzentrale. Auch bei "Check now" sollte über einen Kontoinformationsdienst, das war damals Finapi, die Möglichkeit gegeben werden, den Score zu verbessern, wenn er schlecht ist. Auch dabei sollte ein Einblick in die Kontodaten gegeben werden.

Daraufhin gab es große Kritik, weil die Schufa wie im jetzigen Fall noch mehr Daten über Verbraucher bekommt. Das Projekt wurde dann eingestellt, auch mit der Begründung, dass die Kommunikation zu schlecht war. Jetzt wird, mit geringen Anpassungen, im Prinzip genau das Gleiche versucht. Aber es wird transparenter kommuniziert. Auch die Verbraucherzentrale sieht das Vorgehen der Schufa jetzt problematisch.

Tanja Panhans ist Sprecherin der Schufa. Dort hätte man sich vor Veröffentlichung der Petition über einen gemeinsamen Dialog mit Finanzwende gefreut. Bonify und die Schufa seien zwei rechtlich voneinander unabhängige Einheiten. Die Kontodaten habe man nicht, es sei denn, sie würden auf Einwilligung erteilt, für den Fall, dass der Score verbessert werden soll. Dann würden diese einmalig übermittelt, sodass die Schufa eine Score-Berechnung durchführen könne. "Das gilt aber nur nach Einwilligung und für den einen konkreten Fall."

Panhans möchte auch richtigstellen, dass der Schufa-Score auf dem Wohnungsmarkt keine Rolle spiele. Der Verein Finanzwende hatte in seinem Aufruf gefragt, ob die Datenweitergabe wirklich freiwillig sei, wenn man ohne gute Schufa-Bewertung keine Mietwohnung bekomme.

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Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 06. Juni 2023 | 05:00 Uhr

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