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Personell und finanziell sind kommunale Kliniken schon lange überlastet. Bildrechte: imago/Westend61

Kommunale KlinikenDeutscher Städtetag warnt vor Kliniksterben und fordert Hilfe vom Bund

26. Januar 2023, 21:06 Uhr

Der Deutsche Städtetag sieht viele kommunale Kliniken akut in ihrer Existenz bedroht. Jedes fünfte Krankenhaus sei insolvenzgefährdet, erklärt der Verbund und dringt deshalb auf rasche Hilfe durch den Bund. Bis die für Sommer angekündigte Krankenhausreform kommt, müssten Überbrückungshilfen her.

Der Deutsche Städtetag sieht viele kommunale Kliniken akut in der Existenz bedroht und dringt auf rasche Hilfe. Viele Häuser seien völlig unterfinanziert und überschuldet, warnte Vizepräsident Burkhard Jung (SPD) nach einer Tagung in Chemnitz. Nach seinen Worten ist jedes fünfte Krankenhaus insolvenzgefährdet. Deswegen drohten unkontrollierte Schließungen.

Einerseits sei die Zahl der Behandlungen zurückgegangen, sagte Jung. Andererseits sähen sich die Kliniken aktuell mit massiven Kostensteigerungen etwa bei Energie, aber auch bei Lebensmitteln, Material und Medikamenten konfrontiert.

Gelder aus Energie-Härtefallfonds umverteilen

Die Kommunen unterstützen die geplante Krankenhausreform. Bis diese in Kraft trete, brauche es aber Überbrückungshilfen, betonte Jung, der Oberbürgermeister von Leipzig ist. Der Städtetag schlägt deshalb vor, nicht benötigte Gelder aus einem Härtefallfonds des Bundes, der gestiegene Energiekosten ausgleicht, zunächst umzuverteilen. Den Berechnungen nach könnten so etwa 1,5 Milliarden Euro als sonstige Hilfe an die Kliniken fließen.

Hinzu kommt Jung zufolge aber noch ein Investitionsstau an vielen Krankenhäusern, der behoben werden müsse. Den Rückstand bezifferte er auf rund drei Milliarden Euro.

Der Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze (SPD) sagte, gerade während der Corona-Pandemie sei deutlich geworden, dass kommunale Kliniken nicht nur Städte, sondern ganze Regionen versorgen. Man erwarte deshalb eine Veränderung im Finanzierungssystem. Das sieht auch Burkard Jung so: "Städte sind keine Ausfallbürgen, weil Bund und Länder ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben und Defizite nicht ausgleichen."

Reform muss Leistungsgrenzen berücksichtigen

Bei der geplanten Krankenhausreform müsse zudem die ambulante Versorgung mitgedacht werden. Die "Leistungsgrenzen" seien vielerorts erreicht, stellt Jung fest: "Gerade die ambulante Notfallversorgung stand in den vergangenen Wochen zum Teil vor einem Kollaps." Das Problem seien immer mehr Einsätze bei gleichzeitiger Personalnot.

Bis zur Sommerpause soll ein Entwurf zur Krankenhausreform vorgelegt werden, das haben Bund und Länder kürzlich angekündigt. Die Reform soll den Empfehlungen einer Regierungskommission zufolge "in einer großzügigen Übergangsphase schrittweise" eingeführt werden, geplant ist ein Zeitraum von fünf Jahren. Das wird seitens der Kliniken und der Ärzteschaft sowie von Verbänden als zu spät kritisiert.

AFP, dpa(amu)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 26. Januar 2023 | 16:00 Uhr