Energieunternehmen Deshalb wird der Strom trotz sinkender Energiepreise nicht billiger

03. Januar 2023, 07:37 Uhr

Seit Wochen sinken an den großen Handelsplätzen die Preise für Strom und Gas. Das heißt, das Versorger wieder deutlich günstiger einkaufen können. Doch beim Verbraucher kommen die Preissenkungen nicht an – stattdessen erhöhen Stromanbieter zum Januar noch einmal ihre Preise. Was es damit auf sich hat.

Am 30. Dezember freute sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in seinem letzten Video des alten Jahres über die Erfolgsgeschichte der Erneuerbaren Energien. Der Wind- und Solaranteil am Strom habe kräftig zugelegt: "Von etwa 40 auf 47 Prozent, so die vorläufigen Daten. Das heißt fast die Hälfte des Stroms in diesem Jahr in Deutschland war erneuerbar."

Der Tag nach Veröffentlichung dieses Videos war der milde, aber stürmische 31. Dezember. An diesem Tag wurde so viel Windenergie erzeugt und gleichzeitig feiertagsbedingt so wenig Energie nachgefragt, dass der Strompreis am sogenannten Spotmarkt in den negativen Bereich ging.

An diesem Tag mussten Stromerzeuger also sogar Geld dafür zahlen, dass ihnen jemand die Energie abnahm, und so war es auch in einigen Stunden des 1. Januar. Strom praktisch geschenkt bekommen, das sei für Energieversorger "wie ein Polarleuchten. Das kommt manchmal, das ist sehr erstaunlich und schnell wieder weg und keiner kann es prognostizieren", sagt Martin Schreiber, Sprecher der TEAG, Thüringens größtes Energieunternehmen. 

Aktueller Strompreis weit im Voraus berechnet

Um die 100 Stunden im Jahr kippt der Preis ins Negative, damit durch mehr Verbraucher das Netz trotz Überangebot stabilisiert wird. Allerdings – und das bestätigen auch andere Stromanbieter – habe der aktuelle Strompreis der TEAG mit der Gegenwart gar nicht so viel zu tun: "Wir rechnen da Monate und Jahre im Voraus. Der Strompreis, den unsere Kundschaft am 31. Dezember oder 1. Januar gezahlt hat, der wurde schon vor zwei bis drei Jahren eingekauft. Dieses sogenannte Tranchen-Modell sorgt dafür, dass die Preise konstant sind und Ausreißer nach oben oder unten die Kunden nicht sofort treffen. Folge ist aber auch, dass bei negativen Preisen kein Geld aus dem Zähler kommt", erklärt Schreiber.

So langfristig laufen die Verträge, was bedeutet: "Die ganz großen Ausschläge, die es durch den Ukraine-Krieg gegeben hat und schon vorher, die sind noch gar nicht voll eingeflossen."

Strompreise müssen aufgeschlüsselt werden

Aber irgendwann schlägt der Krieg durch – oder ist es schon: Der Vergleichsanbieter Check24 hat zusammengezählt, dass im Januar fast acht Millionen Haushalten der Strompreis in der Grundversorgung erhöht wurde. 

Wobei sich ein genauer Blick auf diese Ankündigungen des Stromanbieters lohne, sagt Claudia Kreft, Expertin für Energierecht bei der Verbraucherzentrale Thüringen: "Also meistens wird gesagt, man müsse als Kunde die aktuelle Lage verstehen. Dann wird der neue und der alte Arbeitspreis aufgelistet. Aber was da laut Gesetz enthalten sein muss, ist eine Gegenüberstellung der Preisbestandteile."

Höhere Strompreise müssen also transparent aufgeschlüsselt und vier Wochen vor der eigentlichen Preiserhöhung angekündigt werden. Doch bleibt der Strom so günstig wie zum Jahreswechsel? Martin Schreiber von der TEAG schaut bei der Leipziger Strombörse nach: "Für Deutschland für heute zwischen 145-166 Euro pro Megawattstunde. Im Einkauf würde die Kilowattstunde zwischen 15 und 17 Cent kosten."

Reine Elektrokosten nur ein kleiner Teil

Netto – und darum wird es wohl nie Geld zurückgeben, auch nicht an Tagen negativer Strompreise. Denn die Kosten für Elektroenergie machen gerade mal ein Viertel des Gesamtpreises aus, den Haushalte zahlen. Dazu kommen Steuern, Umlagen und die Kosten für die Netznutzung.

Immerhin gibt es seit dem ersten Januar mit der Strompreisbremse einen oberen Anschlag, jedenfalls für den größten Teil des Verbrauchs: Sie liegt bei 40 Cent pro Kilowattstunde. Unabhängig davon, ob der Preis an der Börse verrückt spielt oder auch mal ins Minus rutscht.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 03. Januar 2023 | 06:00 Uhr

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