Heizen Stromheizungen keine sinnvolle Alternative zu Gasheizungen

05. Juli 2022, 16:29 Uhr

Die meisten Wohnungen in Deutschland werden mit Gas beheizt. Doch wegen des Konflikts mit Russland droht ein Engpass. Gibt es Alternativen, die schnell helfen könnten? MDR-AKTUELL-Hörer Helmut Müller aus Döbeln hat dazu folgende Frage: "Warum lassen wir die Privathaushalte ihre Heizung nicht auf Strom umrüsten und sparen damit Erdgas?"

Eigentlich sei das Heizen mit Strom ziemlich sinnvoll, sagt Reinhard Loch. Er ist Energieexperte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Aber mal eben so den Stecker in die Steckdose zu stecken und eine Elektroheizung laufen zu lassen, sei damit ausdrücklich nicht gemeint, sagt Loch.

Sinnvoll sei eine elektrische Wärmepumpe: "Die elektrische Wärmepumpe hat einen Wirkungsgrad etwa von drei bis vier, also sie macht aus einer Stromeinheit drei bis vier Wärmeeinheiten. Das ist sehr effizient. Und deswegen wollen wir auch langfristig alle unsere Wohngebäude mit Wärmepumpen beheizen. Aber das elektrische Direktheizgerät als Notheizung hätte nur einen Wirkungsgrad von eins und das ist einfach vom Energieeinsatz einfach zu teuer und zu ineffektiv."

Viele Gründe gegen Strom als Gasalternative

Zu teuer ist der Betrieb solcher Geräte aber nicht nur, weil sie so viel Energie verbrauchen. Denn auch wenn der Gaspreis derzeit in ungeahnte Höhen schnellt: Strom ist immer noch ungleich teurer. Aber noch etwas Anderes spricht gegen Strom als Gasalternative: Die Infrastruktur.

"Wir haben noch zusätzlich das Problem, dass die Verteilnetzbetreiber – in der Regel sind das ja die Stadtwerke oder der Stromversorger vor Ort – sagen: Wenn alle gleichzeitig mit Strom heizen – und das wäre natürlich gerade an den kalten Wintertagen hochproblematisch – dann schafften das die Verteilnetze nicht. Das heißt, dann würde die Spannung zusammenbrechen respektive Netzabschaltung drohen." Die Versorgungsnetze seien nicht darauf ausgerichtet, dass alle gleichzeitig mit solchen Direktheizgeräten heizen, sagt Loch.

An solchen Gedankenspielen will sich Peter Krutsch nicht beteiligen. Der Sprecher der Leipziger Stadtwerke nennt aber einen anderen Grund, der gegen die Stromheizungen spricht: "Der Strom kommt ja nicht einfach aus der Steckdose. Der muss ja erstmal hergestellt werden, erzeugt werden."

Dafür nutze man in Deutschland neben erneuerbaren Energien, Kohle und Kernenergie eben auch zu großen Teilen Erdgas. Dazu sagt Krutsch: "Strom zu nehmen, der aus Gas hergestellt wird und damit auf Gas verzichten zu wollen – da beißt sich die Katze in den Schwanz."

Und auf Gas könne man für die Stromerzeugung derzeit eben nicht verzichten. Laut Statistischem Bundesamt machte Gas zuletzt gut 15 Prozent im deutschen Strommix aus.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 05. Juli 2022 | 06:00 Uhr

142 Kommentare

ElBuffo am 06.07.2022

Wie soll denn das fließen, wenn schon durch die vorhandenen weniger fließt? Da müsste doch hinten was reingepumpt werden, damit vorne die 330 Millionen Kubikmeter rauskommen? Oder habe ich da einen Denkfehler und das läuft aufgrund des Gefälles alleine raus?

ElBuffo am 06.07.2022

Auch große Mietshäuser können gedämmt sein. Grundsätzlich sollte der Heizenergiebedarf je qm auch niedriger ausfallen als in Wohneinheiten mit 4 Außenwände. Es geht doch hier nicht, um die eine Lösung, schon gar nicht über Nacht, nachdem es jahrelang verpennt wurde. Natürlich ist das Kacke, wenn dem Kettenraucher erstmal das linke Bein abgenommen werden muss. Aber so kann er wenigstens noch eine Weile weiterrauchen und muss sich nicht umstellen.

ElBuffo am 06.07.2022

Hab vorsichtshalber selber auch nochmal nachgelesen. Zu meiner Erleichterung steht da tatsächlich nichts davon, dass unbedingt russische Lebensverhältnisse anzustreben sind.

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