Abgestorbene Fichten, durch Befall von Borkenkaefern. Hitze, Trockenheit, Stuerme und Klimawandel haben die deutschen Waelder stark beschaedigt.
Vor allem Forst- und Landwirtschaft leiden zunehmend unter dem fortschreitenden Klimawandel. Bildrechte: IMAGO/Jochen Eckel

Klimakrise Klimawandel kostet Deutschland jährlich 6,6 Milliarden Euro

18. Juli 2022, 13:12 Uhr

Der Klimawandel hat in Deutschland seit 2000 jährliche Schäden von durchschnittlich 6,6 Milliarden Euro verursacht. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz beauftragte Studie.

Laut einer Studie haben durch den Klimawandel verursachte Hitze, Dürre und Fluten bis 2021 in Deutschland mindestens 145 Milliarden Euro gekostet. Das sind seit dem Jahr 2000 jährlich 6,6 Milliarden Euro, wie das Klima- und Umweltministerium unter Verweis auf eine am Montag veröffentlichte Prognos-Untersuchung mitteilte.

Die Studie beziffert die Schäden durch die Dürre- und Hitzesommer 2018 und 2019 auf 34,9 Milliarden Euro und durch das Extremhochwasser im Juli 2021 auf 40,5 Milliarden Euro.

Zusammen mit den Schäden durch vereinzelte weitere Hagel- und Sturmereignisse von rund 5,2 Milliarden Euro ergebe sich ein Gesamtschadensausmaß durch Extremwetterereignisse von mehr als 80 Milliarden Euro in den letzten drei Jahren.

Die Autoren der Studie wiesen daraufhin, dass dies Untergrenzen seien, da die Abgrenzung zu üblichen Extremwetter-Schäden nicht einfach sei. Unter Hitze und Dürre hätten vor allem die Forst- sowie die Landwirtschaft in weiten Teilen Deutschlands gelitten. Diese Wirtschaftszweige mussten allein für die beiden Extremjahre 2018 und 2019 etwa 25,6 Milliarden Euro Schadenskosten verbuchen.

Weitere neun Milliarden Euro Schaden traten der Studie zufolge in Industrie und Gewerbe auf, da die Produktivität in der arbeitenden Bevölkerung hitzebedingt gesunken sei. Aktuell fordert die Gewerkschaft Verdi angesichts der für die nächsten Tage vorhergesagten hohen Temperaturen Hitzefrei-Regelungen oder längere Pausen für Arbeitnehmer. Verdi-Sprecher Reuter sagte dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland", die Gesundheit der Beschäftigten müsse im Vordergrund stehen. Ausgefallene Arbeitszeit könne gegebenfalls nachgeholt werden.

Habeck: Klimaschutz in allen Sektoren verstärken

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erklärte: "Wir werden und müssen unsere Anstrengungen zu umfassendem Klimaschutz in allen Sektoren verstärken." Dies sei aber nur ein Teil der Aufgabe: "Zweitens brauchen wir eine verlässliche Klimaanpassungsstrategie, die unsere Bevölkerung, unsere Infrastruktur und unsere Wirtschaft vor Hitze, Hochwasser und starken Wetterschwankungen schützt."

Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) kündigte dafür auch eine Nationale Wasserstrategie an.

"Klima-Schutzschirm" auf Petersberger Klimadialog

Im Rahmen des Petersberger Klimadialogs hat auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Montagvormittag eindringlich dazu aufgerufen, mehr gegen die Klimaerwärmung zu tun. Sie sagte in Berlin, die Klimakrise sei mittlerweile das größte Sicherheitsproblem für alle Menschen auf der Erde. Sie mache vor keiner Grenze halt. Die Bundesregierung will bei dem Treffen einen sogenannten "Klima-Schutzschirm" vorstellen. Entwicklungs-Staatssekretär Jochen Flasbarth (SPD) sagte, für die Industrieländer sei es höchste Zeit, anzuerkennen, dass es Klimaschäden gebe und die verwundbarsten Länder Solidarität bräuchten.

Im Vorfeld der internationalen Klimagespräche hat die Bewegung "Fridays for Future" eine gesunkene Aufmerksamkeit für den Klimawandel durch Krisen wie die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg bemängelt. "Diese Krisen werden konstant gegeneinander ausgespielt", sagte die Sprecherin von Fridays for Future, Linda Kastrup, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Kastrup forderte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf, sich verstärkt für den Klimaschutz einzusetzen. Scholz habe sich selbst vor den Wahlen als Klimakanzler bezeichnet. Diesen Erwartungen werde er bisher in keiner Weise gerecht.

MDR (amu)/dpa, Reuters

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 18. Juli 2022 | 19:30 Uhr

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