Großes Informationsangebot Studie: Schulabgänger bei der Berufswahl überfordert

15. Juli 2022, 05:00 Uhr

Zwischen 15 und 18 Jahren schon den passenden Beruf für sich zu finden, kann sehr schwer sein und Druck aufbauen. Das bestätigt nun auch eine Studie – die Mehrheit der Jugendlichen blickt skeptisch auf ihre berufliche Zukunft, 10 Prozent sind gar pessimistisch, was die Jobfindung anbelangt.

324 verschiedene Ausbildungsberufe und mehr als 20.000 Studiengänge gibt es in Deutschland. Darunter den passenden Job zu finden, überfordert Jugendliche. Das zeigt eine repräsentative Umfrage der Bertelsmann Stiftung unter 14- bis 20-Jährigen. Demnach sind 52 Prozent bei der Einschätzung ihrer Berufschancen eher negativ gestimmt.



Mangelnde Informationen sind jedoch nicht das Problem, wie Studienautorin Claudia Burkhard erklärt: "Die wesentlichen Ergebnisse unserer Studie sind zum einen, dass die Mehrheit der Jugendlichen mit den Informationsangeboten, mit der Fülle der Information überfordert ist, also Schwierigkeiten hat, sich darin zurecht zu finden und, dass die Jugend von heute anscheinend bei der Berufsorientierung weniger digital ist als vermutet."

Internet erst dritte Informationsquelle

Die wichtigste Quelle bei der beruflichen Orientierung seien die eigenen Eltern. Auf Platz zwei kämen die Lehrkräfte und erst dann hätten die Befragten das Internet genannt. Dass sich Jugendliche bei den vielen Informationen zur Berufswahl nicht so gut zurechtfinden, kann Moritz Eichelmann bestätigen. Er ist Vorsitzender des Landesschülerrats Sachsen-Anhalt.

Der 17-jährige Schüler sagt: "Es gibt haufenweise Broschüren, Ratgeber, Azubi-Zeitungen, aber so wirklich durchzublicken, ist da immer ein bisschen schwierig. Und da kann ich die 53 Prozent, die hier in der Studie angegeben haben, dass sie sich damit überfordert fühlen, vollkommen nachvollziehen."

Für Durchblick sollten eigentlich die Arbeitsagenturen sorgen. Sie haben eine Reihe an Angeboten für die berufliche Orientierung. Doch nur 36 Prozent der Befragten geben an, dass sie sich von dieser Berufsberatung unterstützt fühlen. Frank Vollgold, Sprecher der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit, sagt, Sachsen sei beim Thema Berufsorientierung gut aufgestellt.

Keine Berufsberatung während Pandemie

Ab der siebten Klasse würden die Beraterinnen und Berater in die Klassen gehen und die Jugendlichen dann bis zum Schulabschluss und Berufseinstieg begleiten. Dennoch sagt Vollgold: "Die 700.000 Menschen, die jungen Leute, die in diesem Jahr die Schule verlassen in Deutschland, die werden mir Recht geben, dass das letzte Schuljahr und das vorletzte Schuljahr geprägt waren von Einschränkungen der Corona-Pandemie. Die Berufsberater konnten nicht in die Schulen gehen und die Klassen beraten, weil die Schulen dicht waren."

Die Berufsinformationszentren seien möglicherweise geschlossen gewesen und auch entsprechende Messen rund um das Thema Ausbildung und Berufsorientierung haben nicht stattfinden können, bedauert der Beamte.

Modernisierung des Informationsangebots in Betracht ziehen

Moritz Eichelmann vom Landesschülerrat in Sachsen-Anhalt erkennt die vielen Angebote, der Arbeitsagenturen, die es auch für sein Bundesland gibt, an. Es gebe aber auch noch Luft nach oben: "Was ich aber sagen muss, ist, dass viel mehr darauf geachtet werden muss: Welche Ziele verfolgt Berufsorientierung eigentlich? Das heißt also: Ist es jetzt ein bloßes Informationsangebot, möchten wir darauf abzielen, Ausbildungsverträge zu unterschreiben? Wer ist unsere Zielgruppe, in welchem Rahmen machen wir das? Und sind diese Berufsmessen mit dem einfachen Standaufbauen, Leute beraten eigentlich noch am Puls der Zeit oder müssen wir uns vielleicht auch andere, innovativere Formate ausdenken?"

Frank Vollgold von der Arbeitsagentur Sachsen verweist auf Web-Angebote wie die Plattform CheckU – ein Online-Test für die Berufswahl. Ein persönliches Gespräch mit Eltern, Lehrern oder Berufsberaterinnen könnten solche Tools aber nicht ersetzen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. Juli 2022 | 06:00 Uhr

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