Ländliche Regionen Studie: Reaktivierung von Bahnstrecken lohnt sich vielerorts

03. August 2022, 11:55 Uhr

In Deutschland wurden seit 1994 rund 5.100 Kilometer des Zugnetzes stillgelegt. Nun zeigt eine Studie: In vielen ländlichen Regionen in Deutschland würde es sich durchaus lohnen, stillgelegte Strecken zu reaktivieren. Denn viel zu oft werde bei Entscheidungen nur auf den direkten finanziellen Nutzen geschaut.

Die Wiederbelebung stillgelegter Bahnstrecken würde sich in vielen ländlichen Regionen Deutschlands lohnen. Das ist das Ergebnis einer Studie im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Das Forscherteam erklärte, dass zu häufig nur mit dem direkten finanziellen Nutzen argumentiert werde, während die Auswirkungen auf Bevölkerungsentwicklung, Umwelt und Gesellschaft unberücksichtigt blieben.

Wirtschaft und Gesellschaft vor Ort würden profitieren

Positive Effekte gibt es bei einer Reaktivierung von Bahnstrecken demnach für Wirtschaft, Verkehr, Umwelt und Gesellschaft vor Ort. Unter anderem würden ländliche Orte zu attraktiven Wohn- und Arbeitsorten und damit angespannte Wohnungsmärkte in den Städten entlastet. Man habe den Vorteil des Wohnens auf dem Land, könne aber Arbeit und Freizeitangebote gut erreichen.

Zudem profitierten die Regionen von höheren Steuereinnahmen und mehr Tourismus, hieß es. Die Wiederbelebung der Strecken sei "eine Investition in die Zukunftsfähigkeit einer Region", erklärte Institutsleiter Markus Eltges.

Bessere Verbindung für drei Millionen Menschen möglich

Der Studie zufolge könnten mehr als drei Millionen Menschen durch die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken eine bessere Verbindung ins nächstgelegene regionale Zentrum bekommen. Die Hürden für eine Genehmigung seien aber hoch.

In den vergangenen zwei Monaten hatte das 9-Euro-Ticket für deutlich mehr Mobilität auf der Schiene gesorgt. Das Angebot gilt allerdings nur noch bis Ende August. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen sprach sich zuletzt für eine Verlängerung aus.

Seit 1994 wurden der Studie zufolge mehr als 5.100 Kilometer Bahnstrecke in Deutschland stillgelegt. Nur etwas mehr als 1.000 Kilometer wurden reaktiviert. Im Jahr 2019 sei das Eisenbahnnetz so um 16 Prozent kleiner gewesen als im Jahr 1950. In den vergangenen Jahren habe allerdings ein Umdenken eingesetzt. Das ist auch am Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung zu erkennen: SPD, Grüne und FDP versprechen darin, das Streckennetz zu erweitern, Strecken zu reaktivieren und Stilllegungen zu vermeiden.

dpa, MDR (fef)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 03. August 2022 | 11:00 Uhr

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