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Bildrechte: MDR/Luise Kotulla

30 Jahre Deutsche EinheitMehr Hochschulabsolventen in Ostdeutschland

01. Oktober 2020, 15:57 Uhr

Gleiche Chancen für alle - war das Motto der Schulbildung in der DDR. Die Bildung war für alle unentgeltlich, Bildung und Erziehung ein zentrales Anliegen des Staates. Auch das ein Faktor, der bis heute für Unterschiede zwischen Ost und West sorgt. Nach wie vor gibt es mehr Menschen mit Hochschulabschluss im Osten Deutschlands. Aber die Unterschiede werden kleiner.

Die Ostdeutschen sind schlauer, könnte das Fazit folgender statistischer Auswertung sein: In Ostdeutschland haben weit mehr Menschen einen Hochschulabschluss oder eine abgeschlossene Berufsausbildung als in Westdeutschland. Dieser Anteil war bereits 1991 höher und ist es bis heute geblieben. Zudem war und ist der Bevölkerungsanteil ohne beruflichen Abschluss in Ostdeutschland deutlich geringer. Inzwischen ist der Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschen jedoch nicht mehr ganz so groß.

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Mehr Studienanfänger wegen Corona

Wahrscheinlich aber sind die Gründe für mehr Hochschulabsolventen im Osten woanders zu suchen als in einem höheren Intelligenzquotienten. So bestimmen gesellschaftliche Rahmenbedingungen sehr stark die Zahl derer, die es zu einem Studium drängt.

So könnte die Zahl der Studienanfänger nach einer Studie des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomievon derzeit 500.000 auf 600.000 in den nächsten 10 Jahren steigen. Wegen der Corona-Krise und der Unsicherheit, die damit einhergeht, wollen derzeit mehr Schüler als zuvor den scheinbar sichersten Weg gehen und das Abitur machen. Das gleiche Phänomen war auch schon währende der Wirtschaftskrise 2008 zu beobachten. Das wird in den nächsten 10 Jahren dazu führen, dass auch die Zahl der Studienanfänger stark steigen wird. Ob es aber überhaupt genügend Lehrer gibt, die Kinder bis zum Abitur führen können, diese Frage stellt sich im Osten Deutschlands immer dringender.

Lehrermangel im Osten

Denn in Ostdeutschland sind fast zwei Drittel der Lehrkräfte über 50 Jahre alt. Und junge Lehrer rücken kaum nach: Momentan ist nur jede siebte Lehrkraft unter 35 Jahre alt. Wenn also die heute knapp 60.000 über 50-jährigen Lehrkräfte im Osten in den nächsten Jahren pensioniert werden, drohen besonders  in den ländlichen Regionen Schulschließungen.

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In Westdeutschland ist die Situation weniger dramatisch: hier ist nur ein Drittel der Lehrkräfte älter als 50 und es kommen auch mehr junge nach: Jede fünfte Lehrkraft ist hier jünger als 35 Jahre. Mehr Abiturienten und weniger Lehrer? Da könnte es passieren, dass es mit der Schulbildung in Ostdeutschland demnächst dumm aussieht.

Die Datenrecherche entstand im Zusammenhang mit dem TV Projekt "Wir Ostdeutsche – 30 Jahre im vereinten Land".

Dieses Thema im Programm:Das Erste | Wir Ostdeutsche - 30 Jahre im vereinten Land | 28. September 2020 | 20:15 Uhr