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Zwei Interviews, zwei PerspektivenEnergiewende fordern alle: Doch wie bekommen wir mehr Fachkräfte?

01. Juli 2022, 17:37 Uhr

Für Klimaschutz und Energiewende braucht es auch Fachkräfte, die den Wandel mit vorantreiben. Doch daran mangelt es. Wieso entscheiden sich nicht mehr junge Menschen für die Berufe? Und wie können vorhandene Ressourcen besser genutzt werden? Wir sprechen mit dem Gründer eines Clean-Tech-Unternehmens, das neue Tools für eine bessere Vernetzung bereitstellt, und mit einem Friday-for-Future-Aktivisten, der auch Politik und Bildung in der Verantwortung sieht, das Image grüner Berufe zu steigern.

von Patrick Schneider, MDR-Wirtschaftsredaktion

Um die Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen und unabhängig von fossilen Energieimporten zu werden, soll der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch bis 2030 auf mindestens 80 Prozent und bis 2035 auf nahezu 100 Prozent steigen. Dafür muss sich in den nächsten Jahren die Geschwindigkeit beim Wind- und Solarausbau laut Informationen der Bundesregierung verdreifachen. Die Bundesregierung will unter anderem durch schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren zur Beschleunigung beitragen. Die Branche warnt: Hunderttausende Fachkräfte fehlen!

Wir haben gesprochen mit:

  • Florian Meyer-Delpho, Mitgründer von Installion, einer Plattform, bei der Firmen Aufträge für Montage-Arbeiten – etwa für Photovoltaikanlagen und Ladesäulen – eintragen können. Handwerker und Handwerkerinnen wiederum können diese dann dort wiederum abrufen können.
  • Ole Horn, Aktivist von Fridays for Future, kämpft für ein Umdenken von Gesellschaft und Politik, damit mehr für Klimaschutz getan wird.

1) Mitbegründer der Montage-Vermittlungs-Plattform Installion: Mehr Ausbildung, digital vernetzen, mehr Zuwanderung

Über Florian Meyer-DelphoFlorian Meyer-Delpho ist Gründer und Geschäftsführer von Installion. Er hat bereits mehrere Cleantech-Firmen wie dieses auf den Weg gebracht, welche das Ziel haben, Unternehmensprozesse ressourcenschonend zu optimieren und damit auch Klimaschutzziele (schneller) zu erreichen. Meyer-Delpho ist Branchenpionier seit 2005.

Mehr zum Unternehmen Installion ( – bitte aufklappen –)

Installion ist die digitale B2B-Plattform (B2B steht für "Business-to-Business") für die Vergabe und das Projektmanagement von Montageprojekten im Bereich Photovoltaik, Wallbox und Speicher. Ergänzend ist Installion als hybrides Geschäftsmodell mit bundesweit eigenen Montageteams auf der eigenen Plattform tätig.

Installion wurde 2019 in Köln gegründet und zählt mittlerweile 135 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Unternehmen. Deutschlandweit hat die Firma bereits acht Niederlassungen, in den nächsten Monaten soll die Zahl auf 20 steigen.

+++ Interview +++

Wird die Energiewende am Fachkräftemangel scheitern?

Florian Meyer-Delpho: Die Fachkräfte sind das entscheidende bottle-neck für das Gelingen der Energiewende. Jetzt kommen zwar auch noch eventuelle Probleme bei der Materialbeschaffung durch die Lage auf dem Weltmarkt hinzu, aber eigentlich war uns schon länger klar: Wir haben zu wenig Fachkräfte, um die Ausbauziele für erneuerbare Energien in Deutschland zu schaffen. Die Nachfrage ist riesig, aber wir bekommen die PS nicht auf die Straße, wenn wir zu wenig Montagekapazitäten haben. Deswegen glaube ich an drei wichtige Lösungsansätze: Erstens müssen wir dringend das Handwerk attraktiver für unsere Nachwuchskräfte machen und Aus- und Weiterbildungen, beispielsweise zum Photovoltaikmonteur oder Elektriker, leicht zugänglich machen. Zweitens müssen wir die knappen vorhandenen Kapazitäten so effizient wie möglich nutzen. Dort ist noch viel Luft nach oben, indem man den Betrieben digitale Tools an die Hand gibt und Prozesse vereinfacht. Und drittens braucht es Zuwanderung, um die enorme Menge an geplanten Cleantech-Projekten umsetzen zu können.

Wir haben zu wenig Fachkräfte, um die Ausbauziele für erneuerbare Energie in Deutschland zu schaffen.

Florian Meyer-Delpho, Installion

Wie ist die Lage für Ihr Unternehmen?

Florian Meyer-Delpho: Wir als Unternehmen beschäftigen uns genau mit diesen Lösungsansätzen. Wir bilden Fachkräfte aus und entwickeln Weiterbildungsprogramme und Schulungen, um viele Leute fit zu bekommen für die Arbeit in der Branche. Gleichzeitig sind wir als digitale Plattform dabei, für eine höhere Zahl an montierten Photovoltaikanlagen zu sorgen, indem wir Auftraggeber und Installationsbetriebe von Solar-Projekten zusammenbringen und ihnen digitale Tools bereitstellen. Damit arbeitet ein Handwerker, der die Plattform Installion für Vergabe und digitales Management der Projekte nutzt, etwa 30 Prozent effektiver – oder anders ausgedrückt: Diese Person bringt 30 Prozent mehr Solaranlagen auf Dächer.

Wieso würden Sie einem jungen Menschen raten, eine Laufbahn im Bereich der Energiebranche anzustreben und ein Handwerk zu erlernen?

Florian Meyer-Delpho: Ich denke, wer die derzeitigen Nachrichten verfolgt, dem erschließt sich die Logik sofort, jetzt in diese Branche zu gehen. Zum einen gibt es für junge Menschen in der erneuerbaren Energiebranche, speziell im Bereich Photovoltaik, einen sehr zukunftsfähigen Job. Die jüngsten Entwicklungen bekräftigen das und es ist sicher, dass jemand, der heute beispielsweise den Beruf des Solarmonteurs erlernt, langfristige Perspektiven, gutes, steigendes Gehalt und eine erfüllende, sinnvolle Tätigkeit erbringen darf, die nicht weniger ist als die Basis zur Rettung unserer Zivilisation. Viele unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen treibt genau dieses Wissen an. Sie möchten mit ihrer Arbeit etwas Sinnvolles tun. Die Elektriker, Elektrikerinnen, Dachdecker und Dachdeckerinnen, die für uns Photovoltaikanlagen montieren und installieren, sind die Helden unseres Unternehmens.

Wie muss man junge Menschen in Zukunft "ansprechen", damit Sie nicht lieber ins Büro gehen?

Florian Meyer-Delpho: Junge Talente sprechen wir heute ganz anders an als noch vor fünf oder zehn Jahren. Gerade Socialmedia und niedrigschwellige Angebote für Bewerber und Bewerberinnen sind hier entscheidend. Wir sind als Firma selbst ein Teil einer größer werdenden Community, z.B. auf Instagram, die das Handwerk leidenschaftlich lebt und Arbeitsalltag und Highlights aus der Branche mit den Leuten teilt. Genauso erreicht man auch junge Menschen und kann sie mit neuen medialen Möglichkeiten für die Arbeit im Handwerk begeistern. Darin sehe ich große Chancen.

Wie muss sich das Handwerk verändern, um in Zukunft wieder attraktiver zu werden?

Florian Meyer-Delpho: Ich denke, dass ein Teil des Problems wie so oft in der Kommunikation liegt. Wir müssen jungen Menschen klarmachen, dass sie sich auch im Handwerk hervorragend weiterentwickeln können. In unserer Firma können junge motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Unternehmen kommen und rasch aufsteigen. Außerdem ist es möglich, an unterschiedlichen Orten in unserem deutschlandweiten Netzwerk an Niederlassungen tätig zu sein – für jeden, der Spaß an Reisetätigkeit hat.  Auch das kann ja für junge Menschen ein großer Anreiz sein.

Welche Maßnahmen eignen sich, um den Fachkräftemangel zu beheben? Zählt Zuwanderung dazu?

Florian Meyer-Delpho: Zuwanderung ist auf jeden Fall ein wichtiges und nötiges Mittel, um genügend Fachkräfte für die Energiewende zu mobilisieren. Ohne Menschen aus anderen Ländern, die zu uns kommen und uns unterstützen, werden wir die Menge an Anlagen, die in den nächsten Jahren gebaut werden muss, nicht stemmen können. Auch wir haben in unseren Teams viele Menschen mit einem Migrationshintergrund. Und auch hier gilt: Wenn jemand motiviert und lernbereit ist, kann er oder sie ohne Probleme bei uns aus- und weitergebildet werden. Auch bei Sprachkursen oder anderen Hilfestellungen für ein Leben in Deutschland stehen wir den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zur Seite.

Eine andere wichtige Maßnahme besteht in der Steigerung der Effizienz in der Branche. Genau das haben wir uns als Unternehmen auch auf die Fahne geschrieben. Wir entwickeln digitale Tools für Auftraggeber und Installationsbetriebe, um Projekte schneller abwickeln zu können. Die Prozesse, die bei der Installation einer Photovoltaikanlage durchlaufen werden, sind ziemlich kompliziert, bürokratisch und kosten wertvolle Zeit. An dieser Stelle müssen wir deutlich effizienter werden, um die bestehenden Kapazitäten besser zu nutzen.

Vorausgesetzt, alle Maßnahmen greifen: Wie lange wird es dauern, das Problem lösen zu können?

Florian Meyer-Delpho: Wir werden, selbst wenn alle drei Faktoren – Effizienzsteigerung, Attraktivitätssteigerung und Beschleunigung von Ausbildungswegen und Zuwanderung – greifen, mehrere Jahre brauchen, um diesen Bedarf, der bereits jetzt weggallopiert, wieder einfangen zu können. Allein in den letzten sechs Monaten wurde der Vorlauf für Photovoltaikanlagen, Speicher und Wärmepumpenmontagen um sechs Monate verlängert. Wer die Grundrechenarten beherrscht, weiß somit, dass wir entsprechend circa doppelt so viele Fachkräfte einsetzen könnten – und damit ist die massive Gaslücke, die uns ins Haus steht, noch nicht einmal gedeckt. Wenn wir den Faktor Unabhängigkeit von "Oligarchem-Gas" noch einpreisen, benötigen wir eher drei- bis viermal so viele Fachkräfte, um den Turbo zu zünden. Die gute Nachricht: Wenn wir unser Energiesystem einmal derart umgebaut haben, überweisen wir eben nicht mehr jeden Monat Milliarden an die Rüstungsmaschinerien von Autokraten. Wenn wir die nächsten zehn Jahre unsere Arbeit machen, sehen wir einer sehr guten Zukunft entgegen. Wenn wir nichts ändern, wird sich alles dramatisch für uns ändern. 

Welche Probleme haben "grüne Berufe" in der Wahrnehmung?

Florian Meyer-Delpho: Ich glaube, die Solarenergie ist in Deutschland und vielen anderen Ländern schon lange aus der Nische verschwunden. 2011 war Solarenergie omnipräsent in Deutschland. Einzig wir haben aus eigener energiepolitischer Inkompetenz die Branche nach Boomjahren 2005 bis 2011 im Jahr 2012 abgewürgt. Während China in der Zeit die heimische Solarwirtschaft als Schlüsseltechnologie massiv gepusht hat, ließ insbesondere Deutschland seine international agierenden, hoch angesehenen Technologiefirmen von Deutschland aus verdursten. Die Quittung für Röttgens energiepolitischen Kahlschlag in 2012 zahlt jetzt Robert Habeck und wir alle, denn die Preisexplosion im Gas ist bei den Endkunden noch nicht angekommen, weil die Bundesregierung die Mehrkosten derzeit abfedert – das kann sich im Winter dramatisch ändern. 

2) Fridays-for-Future-Aktivist: grüne Berufe brauchen mehr Wertschätzung

Über Ole HornOle Horn ist seit März 2019 bei Fridays for Future aktiv. In Halle (Saale) organisiert er u.a. Demonstrationen, vernetzt in ganz Sachsen-Anhalt unterschiedliche Ortsgruppen, um sich mit ihnen gemeinsam für eine klimagerechte Landespolitik einzusetzen. In der bundesweiten Arbeit ist er auch für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Mehr zu Fridays for Future (– bitte aufklappen –)

Fridays for Future (auf Deutsch: "Freitage für die Zukunft") ist der Name einer Bewegung von Schülerinnen, Schülern und anderen jungen Menschen, die sich weltweit für den Klimaschutz einsetzen.

+++ Interview +++

Die Energiewende droht am Fachkräftemangel zu scheitern. Wie kann man diesen bewältigen?

Ole Horn: Ich denke, dafür gibt es viele verschiedene Ansätze. Grundlegend werden diese Berufe nicht als sonderlich attraktiv wahrgenommen, was zum einen an Faktoren wie Arbeitsbedingungen und Bezahlung liegt, aber auch an der gesellschaftlichen Perspektive. Ich meine, schon in der Kommunikation zum Schulabschluss wird oft betont, dass das Abitur der höhere oder auch bessere Schulabschluss ist. Da ist es natürlich nicht naheliegend, dass sich junge Menschen für diese Berufe entscheiden. Das sind aus meiner Sicht also Punkte, an denen gearbeitet werden muss, und zwar schnell. Das bedeutet, zum einen müssen wir anders über das Handwerk sprechen, was ein wichtiger Aspekt für den Bildungsbereich ist, und zum anderen braucht es eine politische Unterstützung und Förderung dieser Berufe.

Wir müssen anders über das Handwerk sprechen [...], zudem braucht es eine politische Unterstützung und Förderung dieser Berufe.

Ole Horn, Friday for Future

Von älteren Generationen ist in Bezug auf "Friday for Future" oft zu hören: "Protestieren können sie, aber anpacken wollen sie nicht." – Was entgegnen Sie solchen Aussagen?

Ole Horn: Dass es nicht an uns liegt, die Klimakrise alleine zu bekämpfen. Wenn wir die Klimakrise ernsthaft eindämmen wollen, müssen wir gemeinsam an Lösungen arbeiten und nicht mit Vorwürfen einzelne Generationen delegitimieren. Die junge Generation trägt nicht die Verantwortung für die Situation, in der wir sind, und hat deswegen auch nicht die alleinige Verantwortung, die Klimakrise einzudämmen.

Dass man Jura studieren kann, weiß man auch, wenn der eigene Vater nicht Anwalt ist. Wie kann man grüne Berufe bekannter machen? Viele Hochschulen haben ja regelmäßig freie Kapazitäten, etwa im Bereich Gebäudeplanung.

Ole Horn: Ich glaube, man muss in die Gesellschaft rein. Das bedeutet: zum einen in die Schulen, aber auch in die Öffentlichkeit. Es muss sichtbarer werden, was diese Berufe bieten, aber auch, was Herausforderungen der Branchen sind. Viele Berufe, für die man studieren muss, stehen mit ihren Tätigkeiten mehr in der Öffentlichkeit und werden deswegen auch von jungen Menschen eher wahrgenommen. Das bedeutet, wir müssen diese Berufe mehr ins Blickfeld der Gesellschaft bringen, dann denke ich, wird sich daran auch etwas verändern.

Wir müssen diese Berufe mehr ins Blickfeld der Gesellschaft bringen, dann denke ich, wird sich daran auch etwas verändern.

Ole Horn, Friday for Future

Experten sagen, wenn genauso viele Frauen wie Männer in die Branche kämen, würde es zwar das Fachkräfteproblem nicht sofort lösen, aber für etwas Entspannung auf dem Jobmarkt sorgen. Wie kann man alte Rollenbilder aufbrechen? Sind diese noch gegeben?

Ole Horn: Auf jeden Fall sind diese noch gegeben, vielleicht an einigen Stellen nicht mehr so offensichtlich wie früher, aber präsent sind sie immer noch. Ich denke, hierfür braucht es auch verschiedene Ansätze. Zum einen hängt es noch immer an der gesellschaftlichen Kommunikation – die Männer machen die schwere Arbeit und die Frauen gehen eher in die sozialen Berufe oder in die Pflege. Das klingt nach einem vollkommen veraltetem Bild, ist es auch, aber trotzdem ist es immer noch da. Wir brauchen also ein grundsätzliches Umdenken in der Gesellschaft, und dazu braucht es noch mehr Bildungsarbeit in diesen Bereichen, die zeigen, wie prekär die Lage ist und wie veraltet dieses Denken ist.

Die Jobaussichten in den betroffenen Branchenbereichen sind sehr gut und das Thema "Klima" verspricht auf lange Zeit sichere Arbeitsplätze. Welche Faktoren sollten Berufsanfänger noch bedenken bei der Wahl ihres Berufs/Studienplatzes?

Ole Horn: Damit Berufe auch langfristig und mit viel Freude und Energie ausgelebt werden, ist es natürlich wichtig, in einen Bereich zu gehen, der die eigenen Interessen und Stärken aufgreift. Es sollte also ein Beruf gewählt werden, bei dem man genau diese Faktoren für sich erfüllt sieht. Es sollte nicht entscheidend sein, was andere dazu denken, sondern was einem selbst dabei am wichtigsten ist. Dieser Faktor sollte aus meiner Sicht auch über allen anderen Faktoren bei der Wahl stehen, was nicht immer der Fall ist – vor allem, wenn man auf eine entsprechende Bezahlung vielleicht mehr angewiesen ist als andere.

Egal, wie man zum Klimawandel steht, war er doch immer ein Thema, das die heutigen Berufsanfänger beim Aufwachsen begleitet hat. Wie müsste darüber informiert werden, damit es nicht zu einer Verweigerungshaltung kommt?

Ole Horn: Ich glaube, dafür braucht es zum einen eine Kommunikation, die aufzeigt, wie drastisch die Folgen sind und wie ernst die Lage schon jetzt ist. Zum anderen muss gezeigt werden, dass es eben noch den Weg gibt, der unsere Lebensgrundlage weitestgehend erhält. Dabei muss aber immer klar aufgezeigt werden, dass wir jetzt dafür handeln müssen und nicht erst in ein paar Jahren.

Was müsste die Politik anders machen, um das Problem beim Fachkräftemangel langfristig lösen zu können?

Ole Horn: Viele Faktoren habe ich bereits genannt, aber grundlegend kann man sagen, dass die Politik genauso wie die Gesellschaft umdenken muss. Noch immer stehen Berufe, die von fossilen Energieträgern gestützt werden, im Fokus – das muss sich ändern. Solange wir das Auto als Kernbranche Deutschlands betrachten, finde ich es auch nicht verwunderlich, dass die Menschen eher in solche Branchen gehen als in die, wo wir einen extremen Fachkräftemangel haben, wie bei den Bereichen der Energiewende. In diesen Bereichen fehlt es also an Wertschätzung von politischer und gesellschaftlicher Seite. Weitergehend muss die Politik sich mit den konkreten Herausforderungen der Branche beschäftigen und auf diese eingehen. Das bedeutet, sie müssen die Branchen unterstützen in finanzieller Form und bei der Verbesserung der Arbeitsbedingungen sowie bei der Aufwertung des öffentlichen Images.

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MDR-Wirtschaftsredaktion

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Umschau | 28. Juni 2022 | 20:15 Uhr