Umfrage der DIHKImmer mehr Unternehmen erwägen Verlagerung ins Ausland
Wegen hoher Energiekosten und bürokratischem Aufwand erwägen immer mehr Unternehmen die Produktion ins Ausland zu verlagern. Das hat eine Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) ergeben. Bei den größeren Industrieunternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten ziehen diesen Schritt sogar mehr als die Hälfte der Befragten in Betracht.
Deutschland scheint für Unternehmen als Wirtschaftsstandort zunehmend an Attraktivität zu verlieren. Wie die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) unter Berufung auf eine Umfrage unter Unternehmen, das Energiewende-Barometer, mitteilte, führten die Firmen insbesondere hohe Strompreise und Bürokratie als Gründe dafür an.
Vor allem große Industrieunternehmen erwägen Umzug ins Ausland
Demnach können sich 37 Prozent der Unternehmen vorstellen, ihre Produktion in Deutschland deswegen einzuschränken oder ins Ausland zu verlagern. Vor einem Jahr hatte der Wert noch bei 31 Prozent gelegen. Bei den größeren Industrieunternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten denken inzwischen sogar mehr als die Hälfte darüber nach. An der Umfrage haben laut DIHK rund 3.300 Unternehmen teilgenommen.
Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Die DIHK-Untersuchung zeigt erneut, was längst auf der Hand liegt: Die Strompreise in Deutschland sind ein Problem für die Arbeitsplätze in der Industrie."
Deutsche Energiepolitik ein "Wettbewerbsnachteil"
Der Politik sei es bisher nicht gelungen, den Unternehmen eine Perspektive für eine zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung aufzuzeigen, sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. "Während in den Jahren vor 2023 viele Unternehmen auch Chancen in der Energiewende für den eigenen Betrieb sahen, überwiegen zuletzt aus ihrer Sicht deutlich die Risiken." Hohe Energiepreise würden zunehmend zu einem Produktions- und Investitionshemmnis. Insbesondere würde das Unternehmen mit hohen Strombedarf treffen, etwa Maschinenbaubetriebe und Betriebe, die Industriegüter produzieren.
Die zunehmenden Pläne zur Produktionseinschränkung und -verlagerung und tatsächliche Verlagerungen zeigten, dass die energiepolitischen Standortbedingungen für alle Unternehmen in Deutschland inzwischen ein klarer Wettbewerbsnachteil seien, so die DIHK. Unternehmen verlagerten Produktion nach Frankreich und andere europäische Länder sowie in die USA und China, so Dercks.
Das sächsische Solarunternehmen Meyer Burger hatte bereits ernst gemacht, das Werk in Freiberg geschlossen und will künftig Solarmodule in den USA produzieren. Geschäftsführer Gunter Erfurt hatte von der Politik immer wieder Fördermittel gefordert, wie es sie unter anderem in den USA gebe.
DIHK fordert Absenkung von Steuern auf Strom
Derecks zufolge sind die Strompreise momentan noch höher als vor dem russischen Angriffskrieg. In den USA etwa seien auch die Gaspreise günstiger. Es fehle die Perspektive, wie es weitergehe. Für die Unternehmen sei kein klares Konzept ersichtlich, die entscheidende Frage sei, wie Vertrauen und Zuversicht geschaffen werden könnten, was zu Investitionen führe. Bei den Unternehmen komme an: mehr Bürokratie, mehr Berichtspflichten, komplizierte Genehmigungsverfahren, so Derecks.
Die DIHK forderte, Steuern und Abgaben auf Strom zu senken. Umlagen sollten aus dem Bundeshaushalt finanziert werden. Die im Wachstumspaket vorgesehene dauerhafte Absenkung der Stromsteuer für das produzierende Gewerbe sollte auf alle Branchen ausgeweitet werden. Die Bundesregierung hatte aus Spargründen einen Bundeszuschuss für die Stromnetze von rund fünf Milliarden Euro gestrichen.
dpa (kar)
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 01. August 2024 | 14:30 Uhr
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