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InsolvenzenZahl der Firmenpleiten steigt erstmals seit Finanzkrise

13. Dezember 2022, 18:25 Uhr

Im laufenden Jahr ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen erstmals seit 2009 wieder gestiegen. Wirtschaftsforscher machen dafür auch die Corona-Hilfen verantwortlich. Zugleich erwarten sie weitere Pleiten im Jahr 2023. Auch bei Privatpersonen droht nach Ansicht der Ökonomen eine Zunahme von Insolvenzen.

Erstmals seit der Finanzkrise 2009 ist die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland wieder gestiegen. Das geht aus einer Schätzung der Auskunftei Creditreform hervor. Danach werden bis zum Jahresende 14.700 Unternehmen Insolvenz angemeldet haben.

Nach Berechnungen von Creditreform sind das vier Prozent mehr als 2021. Insgesamt waren von den Pleiten 175.000 Beschäftigte betroffen, 34.000 bzw. 19,4 Prozent mehr als 2021. Grund für den überproportionalen Anstieg ist eine Zunahme an insolventen Großunternehmen wie etwa der Kaufhauskette Galerie Kaufhof Karstadt.

Anstieg auch in Sachsen und Sachsen-Anhalt

Auch in Mitteldeutschland verzeichneten die Gerichte einen Anstieg an Insolvenzanmeldungen. In Sachsen gingen in diesem Jahr 45 von 10.000 Firmen vor das Insolvenzgericht. Im Jahr zuvor lag die Quote noch bei 39 von 10.000 Unternehmen. In Sachsen-Anhalt kamen auf 10.000 Firmen sogar 55 Insolvenzen, sechs mehr als im Jahr davor.

Thüringen weiter mit relativ niedriger Quote

Auch in Thüringen wurde ein Anstieg verzeichnet. Allerdings gehört der Freistaat weiter zu den Bundesländern mit den niedrigsten Insolvenzquoten. So verzeichnete Creditreform seit Jahresbeginn 36 Insolvenzen auf 10.000 Unternehmen. Niedriger war die Quote nur in Bayern (35). Im vergangenen Jahr waren in Thüringen 32 Pleiten je 10.000 Unternehmen verzeichnet worden.

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Wirtschaftsforscher rechnen mit Zunahme 2023

Im kommenden Jahr rechnen die Wirtschaftsexperten mit einem weiteren Anstieg der Insolvenzanmeldungen. Der Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch sagte: "Die anhaltende Inflation, die steigenden Zinsen und Energiekosten sowie eine zunehmend verschärfte Wettbewerbssituation gehen bei vielen Unternehmen an die Substanz."

Hinzu komme, dass staatlichen Hilfsmaßnahmen in der Corona-Zeit einen Anstieg der Insolvenzzahlen verhindert hätten: "Und mehr noch: Sie führten zu einem paradoxen Rückgang der Fälle." Die Energiekrise könne nun dafür sorgen, dass sich diese Zahlen wieder normalisierten.

Privatinsolvenzen gehen derzeit noch zurück

Gesunken ist trotz der Energiekrise die Zahl der Privatinsolvenzen. Creditreform geht für dieses Jahr von 65.300 Fällen aus. Das seien 17,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Ökonomen machen jedoch darauf aufmerksam, dass sich 2021 die Zahl der Verbraucherpleiten mit 79.000 Fälle fast verdoppelt hatten.

Grund für den Rekordwert sei eine Gesetzesänderung, die eine Befreiung von der Restschuld schon nach drei statt nach sechs Jahren möglich gemacht habe. Nach Ansicht der Experten hatten viele Betroffene diese Änderung abgewartet, ehe sie den Schritt in die Privatinsolvenz gingen.

Die Ökonomen warnten aber, mit einer zunehmenden Dauer der Belastungen drohten bei den Verbrauchern künftig wieder mehr Zahlungsausfälle.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL FERNSEHEN | 13. Dezember 2022 | 19:30 Uhr

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