
Verdi und GEW Warnstreiks im öffentlichen Dienst – wo in Mitteldeutschland gestreikt wird
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05. März 2025, 06:40 Uhr
Am Donnerstag und Freitag sind die Mitarbeitenden des öffentlichen Diensts in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zum Streik aufgerufen. Das könnten Eltern von Kita-Kindern, Kunden der Arbeitsagentur oder die, die einen OP-Termin in Krankenhäusern haben, zu spüren bekommen. Die Gewerkschaft Verdi fordert von den Arbeitgebern eine Lohnerhöhung von acht Prozent.
- Für Donnerstag und Freitag haben die GEW und Verdi zum Streik in Kindertageseinrichtungen aufgerufen – einige Einrichtungen bleiben geschlossen.
- Die Gewerkschaft Verdi fordert eine Lohnerhöhung von acht Prozent sowie eine Neuregelung mit dem Umgang mit Überstunden.
- Auch in einigen Gemeinde- und Stadtverwaltungen sowie in Krankenhäusern wird gestreikt.
Zum Streik am morgigen Donnerstag hat zunächst der relativ kleine Sächsische Erzieherverband aufgerufen. Erzieherinnen und Erzieher aus ganz Sachsen wollen in Leipzig und Dresden auf die Straßen gehen. Der große Streiktag in Mitteldeutschland ist dann der Freitag: In Thüringen zum Beispiel seien 500 kommunale Kindertageseinrichtungen dazu aufgerufen, zu streiken, heißt es von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
Wenn 500 Erzieherinnen zum Streik nach Erfurt kämen, wäre die Gewerkschaft zufrieden, sagt Nadine Hübener, Tarifreferentin der GEW Thüringen: "Für Erfurt wissen wir schon, dass Einrichtungen geschlossen sein werden. Es gibt Einrichtungen, die bieten eine Notbesetzung an. Dann wird es Einrichtungen geben, die verkürzte Öffnungszeiten haben. Eltern sind dazu aufgefordert, sich bei ihren jeweiligen Einrichtungen zu erkundigen."
Auch in den großen Städten in Sachsen und Sachsen-Anhalt müssen Eltern mit Einschränkungen in Kitas und Horten rechnen. In beiden Ländern will die GEW gemeinsam mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi streiken. Mitarbeitende des öffentlichen Dienstes wollen in Magdeburg, Halle, Dresden und Leipzig auf die Straße gehen – bevor Ende kommender Woche die Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst bundesweit weitergehen, erklärt Daniel Herold, Geschäftsführer vom Verdi-Bezirk Sachsen West-Ost-Süd.
Forderungen der Gewerkschaft
Laut Herold fordert Verdi eine Lohnerhöhung von acht Prozent: "Mindestens 350 Euro soll die Entgeltsteigerung sein. Das ist ein großer Konfliktpunkt mit der Arbeitgeberseite."
Ein weiteres Thema ist laut Herold der Umgang mit Überstunden. Auch das soll nach Verdis Forderungen neu geregelt werden: "Um kurzfristig mehr Flexibilität bei der Belegschaft zu organisieren. Und langfristig soll es möglich sein, Arbeitszeitvolumen anzusparen, um eine längere Auszeit zu nehmen."
Streik auch in Krankenhäusern
Zum Streik in Sachsen aufgerufen sind zum Teil Mitarbeitende von Gemeinde- und Stadtverwaltungen, von Stadtreinigungen, von Theatern oder städtischen Krankenhäusern wie dem Städtischen Klinikum Dresden.
Der Ärztliche Direktor Sebastian Schellong beruhigt aber: "Wir haben eine klare Dienstvereinbarung für den Streikfall, die sicherstellt, dass die Intensivstationen, die Notaufnahme, die Krebsbehandlung und die Behandlung von Kindern und Jugendlichen in völlig uneingeschränktem Maße sichergestellt ist. Hier darf nicht gestreikt werden." Was passieren könnte, ist – je nach Streikbereitschaft –, dass geplante Operationen verschoben werden müssen.
Längere Wartezeiten bei der Arbeitsagentur
Auf jeden Fall stattfinden werden Termine, die Kundinnen und Kunden der Leipziger Arbeitsagentur haben. Man rechne höchstens mit geringen Einschränkungen wie längeren Wartezeiten, sagt Sprecherin Sandra Zechel: "Die Kolleginnen und Kollegen müssen uns das vorher anzeigen. Theoretisch reicht es aber auch, wenn sie es zehn Minuten vor dem Streik melden. Das heißt, ganz einschätzen können wir es noch nicht." Die Öffnungszeiten würden aber abgesichert sein.
Die Gewerkschaften hoffen auf die Solidarität und das Verständnis derjenigen, die von Einschränkungen betroffen sind.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 05. März 2025 | 06:11 Uhr
Thommi Tulpe vor 6 Wochen
steka
So man von den uns einst Regierenden nicht (wie ich seinerzeit) als "politisch labil" eingestuft wurde. In dem Falle war nach der Berufsausbildung trotz Abi Feierabend.
W.Merseburger vor 6 Wochen
Die Katze beißt sich doch wieder einmal in den Schwanz. Verdi zieht Streiks wegen Gehalts- bzw. Lohnerhöhungen in breiter Front unerbittlich durch. Wenn die Löhne bis zu 8% steigen ,erhöhen sich überall dafür die Kosten. Diese höheren Kosten werden weitergegeben und die saftige Lohnerhöhung ist wieder ausgeglichen. Das nennt man ein Nullsummenspiel.
Verdi sollte doch den Schuss von Trump gehört haben. Die Welt wird unter den sog. Grossmächten neu aufgeteilt. Die Folgen für die EU werden dramatisch mit einer deutlichen Senkung des gegenwärtigen Wohlstandes verbunden sein. Verdi leistet eines "hohen Beitrag" mit dem Kaputtstreiken der schon schwächelnden Volkswirtschaft.
Glück auf !!
MDR-Team vor 6 Wochen
Hallo "Graf Nikolai Iljitsch Rostow"
in der DDR waren Tarif- und Streikrecht durch die Verfassung vom 7. Oktober 1949 erst garantiert. In der neuen Verfassung von 1968 hatte das Streikrecht allerdings keinen Platz mehr. Streik war den Beschäftigten in den DDR-Betrieben zwar nicht juristisch verboten, er war aber politisch geächtet. Es gab nur wenige, kleine Streiks, die meist nicht groß an die Öffentlichkeit drangen. Für die achtziger Jahre registrierte der Bundesvorstand des FDGB bspw. insgesamt 38 Arbeitsniederlegungen, an denen meist nur drei bis vier Arbeiter beteiligt gewesen waren.
Freundliche Grüße