Das VW-Kraftwerk auf dem Gelände des Volkswagen-Stammwerks
Der angeschlagene Autobauer Volkswagen hat die seit 30 Jahren geltende Jobgarantie für seine Mitarbeitenden gekündigt. Wie der Konzern mitteilte, sind damit ab Mitte nächsten Jahres betriebsbedingte Kündigungen möglich. Bildrechte: picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte

Sparpläne bei Volkswagen VW bereitet Kündigungen ab Mitte 2025 vor

10. September 2024, 20:15 Uhr

Im Streit um die neuen Sparpläne bei VW schafft der Konzern erste Fakten: Die seit 1994 geltende Job-Garantie wurde nun aufgekündigt. Bis der Kündigungsverzicht ausläuft, dauert es aber noch etwas.

Volkswagen hat die seit 1994 geltende Beschäftigungssicherung nun auch formal aufgekündigt. Das entsprechende Kündigungsschreiben sei der Gewerkschaft zugestellt worden, teilte Europas größter Autobauer mit. Der Vertrag laufe damit Ende des Jahres aus. Sechs Monate später sind dann betriebsbedingte Kündigungen möglich, also ab Juli 2025. Die sächsischen Werke sind davon bisher nicht betroffen, weil für sie andere Tarifverträge gelten. Das bestätigte die IG Metall dem MDR. Gleichzeitig geht die IG Metall allerdings davon aus, dass auch in Sachsen die Tarifverträge gekündigt werden. Das habe VW am Montag angekündigt.

Neben dem Vertrag zur Beschäftigungssicherung, der solche Kündigungen bisher ausschloss, seien auch mehrere andere Vereinbarungen gekündigt worden, darunter die Übernahmegarantie für Auszubildende und die Regelungen für Leiharbeit. Konzernkreisen zufolge hatte zuvor der Konzernvorstand beraten und die Kündigung der Verträge beschlossen.

Tarifrunde zum Entgelttarif wird vorgezogen

Der Konzern will zügig mit Gewerkschaft und Betriebsrat über eine Neureglung verhandeln, wie Personalvorstand Gunnar Kilian ankündigte. Ziel sei es, bis zum Auslaufen der Beschäftigungssicherung Mitte 2025 eine Anschlussregelung zu vereinbaren. "Dieser Zeitraum eröffnet uns jetzt die Möglichkeit, gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern Lösungen zu finden, wie wir Volkswagen nachhaltig wettbewerbs- und zukunftsfähig aufstellen", sagte Kilian laut Mitteilung. Die aktuelle Phase trage zu einer Verunsicherung bei.

Die eigentlich erst ab Oktober geplanten Tarifverhandlungen zum VW-Entgelttarif sollen vorgezogen und auf die jetzt gekündigten Verträge erweitert werden. Das hatte die IG Metall zuvor angeboten. "Damit spitzt sich die Tarifrunde 2024 massiv zu, noch bevor die erste Verhandlung überhaupt stattgefunden hat", erklärte die IG Metall und forderte VW auf, noch im September an den Verhandlungstisch zu kommen "und die Tarifrunde nicht auf die lange Bank zu schieben".

Betriebsrat kündigt Widerstand an

Volkswagen hatte vor gut einer Woche angekündigt, die seit 30 Jahren geltende Job-Garantie aufzukündigen und auch Werksschließungen nicht länger auszuschließen. Bisher hatte der Konzern aber keinen Zeitpunkt dafür genannt. Betriebsrat und IG Metall laufen seither Sturm gegen die Pläne

AFP, dpa (nvm)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 10. September 2024 | 17:30 Uhr

17 Kommentare

emlo vor 26 Wochen

@Britta.Weber: Ihrem letzten Satz stimme ich zu.
Die Probleme bei VW beruhen allerdings nicht vorrangig auf den E-Autos, sondern auf insgesamt zu teuren Produkten durch eine ineffiziente Modellpolitik mit zu wenig Komponenten, die in verschiedenen Modellen zum Einsatz kommen können.

C.T. vor 26 Wochen

... Aber die werden nun halt in China, Korea uns anderswo gebaut.

Zum Glück sonst ginge nämlich die "Mobilitätswende" an Millionen Bürgern vorbei. Denn bezahlbare nicht überbewertete E-Autos mit fairem Kosten/Nutzen Verhältnis hat VW bisher nicht zu bieten...

Lasst die Leute für max. 15 Cent / kWh tanken und stoppt die Strafsteuern auf ausländische Autoimporte - dann redet bald niemand mehr über Verbrenner :-)

Wagner vor 26 Wochen

Das ist nur die Spitze des Eisberges- VW werden noch etliche folgen. Meiner Meinung nach liegt die Ursache im falschen Ansatz der Energiewende—übers Knie gebrochen geht nicht. Und vor allem eins geht überhaupt nicht: sich von preiswerter Energieversorgung abkoppeln aus ideologischen Gründen. Transformationsprozesse brauchen Zeit. Und Köpfchen. Aber genau dies fehlt.

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