Heizen mit Strom Steigende Strompreise: Warum sich Wärmepumpen immer noch lohnen

21. Dezember 2022, 11:13 Uhr

Vor dem Hintergrund der steigenden Energiepreise haben sich Wärmepumpen in den vergangenen Jahren als die Heizlösung für die Zukunft herausgestellt. Aber: Die Pumpen können nicht in jedem Gebäude eingesetzt werden – jedenfalls nicht effizient. Und was passiert, wenn der Strompreis immer weiter steigt? Lohnt es sich dann überhaupt noch für Eigentümer, eine Wärmepumpe zu installieren?

Es gebe eine Faustregel, sagt Reinhard Loch, Energieexperte der Verbraucherzentrale NRW und Spezialist für Wärmepumpen. Und die Regel lautet: "Wenn der Wirkungsgrad 3,5 ist, sollte der Strompreis nicht 3,5 Mal teurer sein als der Gaspreis."

Das bedeutet: Eine Wärmepumpe macht aus einer Stromeinheit drei bis vier Wärmeeinheiten. Bei Gasheizungen liegt dieses Verhältnis etwa bei eins zu eins. Derzeit kostet die Kilowattstunde Strom zweimal so viel wie eine Kilowattstunde Gas und ist folglich eine lohnende Investition.

Energieexperte: Elektrische Lösung ist günstiger

Der Strompreis unterliege zwar Schwankungen, sagt Energieexperte Loch, aber: "Wir gehen davon aus, dass mittel- und langfristig – und wer eine Heizungsanlage baut, muss über 15 oder 20 Jahre kalkulieren – es auf jeden Fall so ist, dass die elektrische Lösung günstiger ist. Neben dem Gas- und Strompreis kommt ja noch etwas dazu. Nämlich, dass wir eine immer höhere CO2-Abgabe verlangen werden. Das ist von der Politik angekündigt und im Gaspreis auch schon drinnen, wird aber noch mehr werden."

Nicht alle Gebäude sind für Wärmepumpen geeignet

Dennoch ist die Effizienz einer Wärmepumpe immer auch abhängig vom Zustand des Hauses, das sie wärmen soll. Ist das Gebäude also schlecht gedämmt, sinkt der Wirkungsgrad. Und so befürchten einige Eigentümer, dass die Pumpen mehr Geld verbrennen als Wohnungen beheizen. Oder, dass sie eben nur mit sehr kostenintensiven Sanierungsarbeiten ihre Wirkung erzielen.

Solchen Befürchtungen tritt Jens Clausen vom Borderstep Institut entgegen. Die Denkfabrik beschäftigt sich mit der grünen Transformation der Wirtschaft und hat jüngst eine Studie zum Thema veröffentlicht. "Ungefähr 40 Prozent der Einfamilienhäuser und ungefähr 60 Prozent der Mehrfamilienhäuser liegen unterhalb von 120 bis 130 Kilowattstunden pro Quadratmeter. Und da sind Wärmepumpen im Regelfall hinzukriegen und haben auch nicht unbedingt eine schlechte Effizienz. Das heißt, ungefähr die Hälfte des Gebäudebestandes ist eigentlich schon heute für Wärmepumpen geeignet."

Das gelte auch für viele Gründerzeitbauten, die durch dicke Außenwände und Doppelverglasung zum Teil recht gut isoliert seien, sagt Clausen. Bei Gebäuden der 50er-, 60er- und 70er-Jahre sehe es dagegen deutlich schlechter aus.

Hohe Kosten, lange Wartezeiten: Installation birgt Probleme

Verbraucherschützer Loch wiederum sieht bei Mehrfamilienhäusern einige Probleme bei der Installation von Wärmepumpen. So sei es etwa eine Herausforderung, die passende Wärmequelle zu finden, also Luft oder Erdreich. Dann müsse der richtige Standort gefunden werden, genauso wie ein Verfahren, das Ganze technisch umzusetzen.

Billig werde das nicht, sagt Loch, der aber auch für Mehrfamilienhäuser in Wärmepumpen die künftige Standardlösung sieht. Wenn man denn überhaupt zeitnah ein Gerät beschaffen kann. Und selbst dann bräuchte man jemanden, der es installiert. Das sei ein großes Problem, sagt Loch. Handwerksbetriebe seien gut ausgelastet. "Das wird mit dem einkehrenden Winter natürlich nicht besser. Aber wir haben speziell bei der Wärmepumpe auch noch das Problem, dass die Hersteller Lieferprobleme haben. Also insbesondere die Lieferkette aus China: die Chips fehlen, die Kompressoren fehlen."

Sollten Interessenten einen Handwerker finden, der Ihnen ein Angebot macht, müssten sie mit einer erheblichen Wartezeit rechnen, sagt Loch. Nach derzeitigem Stand gehe frühestens im Herbst 2023 etwas.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 20. Dezember 2022 | 06:00 Uhr

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