Warnstreik in Geldtransporter-Branche Knappes Bargeld? Banken und Handel erwarten keine Einschränkungen – Verdi schon
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02. Oktober 2024, 13:30 Uhr
Der Warnstreik der Geld- und Werttransporteure geht unter anderem in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in die Verlängerung. Dazu aufgerufen hat die Gewerkschaft Verdi. Verhandlungsführerin Sonja Austermühle sagte MDR AKTUELL, gerade in Ostdeutschland lägen die Gehälter deutlich unter denen in anderen Bundesländern. Deshalb sei die Streikverlängerung nötig.
- Verdi hat dazu aufgerufen, den seit Montag laufenden Streik in der Geldtransportbranche in Mitteldeutschland auf drei Tage zu verlängern.
- Dass an Geldautomaten kein Bargeld mehr abzuheben sein wird, ist aber wohl nicht zu erwarten.
- Verdi selbst geht wiederum von vereinzelten Einschränkungen aus, etwa beim Wechselgeld im Einzelhandel.
Immer genügend Wechselgeld in den Kassen und ausreichend Bargeld im Bankautomat: Dafür sorgen bundesweit rund 10.000 Menschen. Sie arbeiten bei sogenannten Geld- und Wertdiensten, die zur kritischen Infrastruktur gehören, sagt Andreas Paulick. Er ist der Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Branche.
"Also, wenn Menschen mit Bargeld an der Kasse bezahlen, muss das Geld, was der Handel vereinnahmt, ja abtransportiert und bearbeitet und bei der Bundesbank eingezahlt werden. Und all das machen Dienstleister. Auch im Auftrag der Banken. Sie übernehmen die Hauptkassenfunktionen und Serviceleistungen und befüllen – was wir Verbraucher dann alle sehen – Bankautomaten für die Banken", erklärt Paulick
Ein Tag länger Streik in Mitteldeutschland
Eine hohe Arbeitsbelastung und einen hohen Krankenstand unter den Beschäftigten beklagt die Gewerkschaft Verdi. Sie hat deshalb seit Montag zum Warnstreik aufgerufen.
Dass insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern noch einen Tag länger gestreikt wird, hält die Verhandlungsführerin Sonja Austermühle für nötig: "Vor allem für die Beschäftigten in den neuen Bundesländern und auch in Schleswig-Holstein sind die Arbeitsbedingungen und die Gehälter zurzeit noch deutlich unter denen in den anderen Bundesländern liegend. [...] Sodass es klar ist, dass vor allem die Kolleginnen und Kollegen da einen Nachholbedarf sehen." Sie seien deshalb auch noch einen dritten Tag zum Streik aufgerufen worden.
Banken sind auf Streiks vorbereitet
Dass Bankautomaten durch den Streik jetzt leer bleiben könnten, glaubt Andreas Paulick von der Arbeitgeberseite aber nicht. Es käme eher zu einem Auftragsstau im Hintergrund. Dass Tarifverhandlungen anstehen und ein Risiko von Warnstreiks besteht, sei klar gewesen. Kunden seien deshalb entsprechend vorgewarnt worden.
Auch Thomas Rienecker, Sprecher der Deutschen Kreditwirtschaft, sagt: "Banken und Sparkassen sind auf die Streiks vorbereitet. [...] Sie reagieren dynamisch, falls dies irgendwie erforderlich wird, stehen in engem Austausch. Ansonsten hat die Kundschaft natürlich immer die Möglichkeit, bargeldlos zu bezahlen oder auch im Einzelhandel Bargeld zu beziehen."
Bei der Sparkasse Leipzig etwa fürchtet man gar keine Einschränkungen. Die Geldtransporte würden über ein eigenes Tochterunternehmen durchgeführt, das nicht bestreikt werde.
Verdi rechnet mit vereinzelten Einschränkungen
Beim Handelsverband heißt es, man könne die Auswirkungen noch nicht absehen.
Bei Verdi geht man dagegen sehr wohl davon aus, dass Kundinnen und Kunden in den nächsten Tagen hier und da vielleicht kein Bargeld abheben können. Gewerkschafterin Sonja Austermühle sagt: "Es wird aber auch so sein, dass sicherlich der ein oder andere Einzelhandelsladen seine Geldbestände nicht mehr abgeben kann, beziehungsweise kein neues Geld mehr geliefert wird. Auch hier kann es dazu kommen, dass es bei der Bezahlung an der Kasse zu Wechselschwierigkeiten kommt."
Bleibt die Kartenzahlung. Die ist gut an Streiktagen – sonst macht sie der Branche, die mit Bargeld arbeitet, eher zu schaffen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 02. Oktober 2024 | 06:05 Uhr
Karl Beschnitt vor 1 Wochen
Geldzulieferer für Bargeldbestand der Banken streiken!
Die Banken in Mettmann können über ihre Automaten kein Bargeld mehr auszahlen!
Die Bargeldbestände sind aufgebraucht!
Ein unmöglicher Zustand!
Mein Vorschlag:
Verstaatlichen!
Karl Beschnitt
Sharis vor 1 Wochen
Vielen Dank für Ihre Antwort! Ich sehe es an dieser Stelle dennoch eher als Aufgabe des MDR, diese Informationen kurz & knapp in den hiesigen Artikel zu integrierenm oder zumindest eine Quelle zu verlinken.
Micha R vor 1 Wochen
@ Hajoe
"...Aber die ostdeutschen Lebenshaltungskosten sind in der "Provinz" ebenfalls viel niedriger...Und die Tarife der Geldtransporter finanzieren am Ende die Banken/Geschäfte..."
Nicht nur in der ostdeuschen "Provinz" sind Lebenshaltungskosten niedriger, sondern beispielsweise auch im Nordosten Bayerns, wie der BR kürzlich mitteilte: "Im Nordosten Bayerns zum Beispiel würde bereits ein Mindestlohn von 11 bis 11,50 Euro die Kaufkraft von 12 Euro erreichen.",
siehe
https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/hoeherer-mindestlohn-in-bayern-was-es-bringt-wie-viele-profitieren-und-wo-es-unterschiede-gibt,ULPIIOY
Die anstehenden Kosten für Geldtransporte bezahlen die Kunden der BDGW-Unternehmen und das sind gewöhnlich keine Privatleute!
Allerdings führt zunehmende Nutzung bargeldloser Zahlungsmittel langfristig zur verminderter inanspruchnahme von Leistungen von Geldtansportunternehmen und das wiederum zu einen verminderten Mitarbeiterbedarf im Geldtransport...