Wohnmobilistin auf einem Campingplatz
Outdoor-Abenteuer mit Komfort: Das ist das Erfolgsrezept des Caravaning. Bildrechte: Colourbox.de

Camping-Boom Reisemobile und Wohnwagen so beliebt wie nie zuvor

05. Juli 2022, 17:33 Uhr

Über 13 Millionen Deutsche lieben Urlaub im Reisemobil und es werden immer mehr. Das zeigen neueste Zahlen zum Mega-Trend Camper-Urlaub. Doch wie ist die Klimabilanz? Das Interesse an Elektro-Wohnmobilen wächst. Aber die Reichweite bleibt aus Expertensicht ein "Angst-Thema". Wir machen den Praxis-Test: Wie weit kommt man mit einem E-Camper Marke Eigenbau?

Caravan-Begeisterung auf Rekordhoch

Urlaub mit Reisemobil und Wohnwagen erfreut sich seit Jahren großer Beliebtheit und dennoch bricht die Branche immer neue Rekorde. 14 Milliarden Euro setzte allein der deutsche Caravaning-Bereich 2021 um. Ein deutliches Plus von über zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und trotzdem verzeichnen die Händler über das nunmehr achte Rekordjahr in Folge. Der Trend scheint anzustecken, denn immer mehr Deutsche entdecken ihre Freude am sogenannten “Vanlife“.

Neuwagen-Geschäft brummt

Neuwagen, Gebrauchtwagen und Zubehör – alles ist gefragt. Aber besonders gut läuft der Verkauf von neuen Caravans. Davon verkauften die Händler zuletzt 24 Prozent mehr als im Vorjahr. 1,1 Milliarden Euro gaben die Deutschen dafür aus. In neue Reisemobile investierten sie sogar über sechs Milliarden Euro.

Spannend der Vergleich zur Zeit vor Corona und heute: Waren Anfang 2020 rund eine halbe Million Reisemobile zugelassen, sind es zu Beginn dieses Jahres schon fast 800.000.

Reisen mit dem Wohnmobil
#vanlife : Traumfotos wecken Begeisterung für den Outdoor-Urlaub mit Komfort. Bildrechte: MAGO / Westend61

#vanlife: Fangemeinde wächst weiter

Während der Reisemarkt durch die Corona-Pandemie insgesamt Einbußen hinnehmen musste, wuchs die Fangemeide des Vanlifes stetig weiter. Zwei Millionen Menschen entdeckten während der Pandemie die Freude am Camping. Das ergab eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach. Insgesamt zählt das Institut rund 14 Millionen Campingurlauber in Deutschland. Bei über einer Million von ihnen sei die Begeisterung so groß, dass sie ein Freizeitfahrzeug kaufen wollen in den nächsten ein bis zwei Jahren.

Freizeitfahrzeug-Industrie
Bildrechte: CIVD/MDR.DE

Wie umweltfreundlich ist Reisen im Wohnmobil?

Caravaning-Urlauber suchen das Outdoor-Abenteuer. Deshalb legen viele von ihnen Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Doch wie fällt die Klimabilanz von Wohnmobil & Co aus? Das Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) hat verschiedene Urlaubsformen analysiert und die CO2-Emissionen verglichen. Ein Beispiel: Zwei Personen fahren für zwei Wochen nach Skandinavien. Mit dem Wohnmobil verursachen sie dabei rund 1,5 Tonnen Kohlenstoffdioxid. Gehen sie auf eine Kreuzfahrt, emittieren sie fast doppelt so viel CO2. Auch im Vergleich zu Flugreisen schneidet der Trip mit dem Wohnmobil besser ab, so die Forscher. Caravanreisen seien dann vorteilhaft, wenn sie als langsames Reisen verstanden werden – also wenige lange Urlaube mit möglichst kurzen Strecken. Die Bahn als emissionsfreundliches Reisemittel hat allerdings auf kurze und lange Distanz die Nase vorn bei der Klimabilanz.

Ein Wohnmobil in der Natur, mit zwei Stühlen davor
Naturnah und klimafreundlich zu reisen, macht Caravaning für Urlauber attraktiv. Bildrechte: imago images / Kickner

Elektro-Wohnmobil als Alternative?

Wer aktuell mit einem elektrischen Wohnmobil oder Wohnwagen verreisen möchte, hat momentan noch keine große Auswahl. Es gibt bisher kaum marktreife Fahrzeuge. Eine Ausnahme ist das Elektro-Reisemobil Iridium, das in Baden-Württemberg hergestellt wird. Dieses Modell gibt es inzwischen bereits in zweiter Generation. Der Preis liegt bei 169.000 Euro. 30 Stück davon könnten pro Jahr hergestellt werden.

Der Hersteller Dethleffs bietet einen Wohnwagen mit eigenem E-Antrieb, der ein Elektroauto unterstützt. Das Gespann schaffte eine Testfahrt vom Allgäu an den Gardasee ohne Ladepause – insgesamt eine Strecke von fast 400 Kilometern. Doch bis das Modell in Serie geht, hat es noch einige Hürden zu überwinden. "Die Gesetzgebung hat zwei wichtige Kriterien bei Anhängern. Sie müssen gezogen werden," erklärt Stefan Hentschke, Experte für Elektrocamping: "Das zweite ist, sie dürfen keinen Motor haben. Ein Motor wie bei Dethleffs ist permanent an der Achse dran und damit wäre es nach heutiger Gesetzgebung verboten."

E-Camper Marke Eigenbau

Der Weg zum eigenen E-Camping-Traum ist durchaus ungewöhnlich. Marcus Finselberger ist einer der wenigen, die ein elektrisch betriebenes Mobil besitzen. Für rund 6.000 Euro hat er seinen Bus zum Camper umgebaut. Zu seinen Neuerungen gehört eine kleine Küche und eine Liegefläche, die über den umgeklappten Rücksitzen aufgebaut wird. Die Idee für den Camper Marke Eigenbau war alternativlos, beschreibt Marcus Finselberger: "Es gibt heute ein, zwei Modelle. Aber keines in Serie. Ich bin Fan von Elektromobilität und wollte das gern mit Camping verbinden. Da es keines gab, habe ich selbst eines gebaut."

Wohnmobil
E-Freizeitfahrzeug-Experte: Die Reichweite ist noch das größte Problem. Bildrechte: Colourbox.de

Reichweite im Praxistest

Wie macht sich der E-Camper in der Praxis? Eine Familie aus Sachsen hat für das MDR-Magazin UMSCHAU eine Probe-Tour mit dem zum Camper umgebauten Elektro-Kleinbus gemacht.

Experte: Reichweite ist ein "Angstthema"

Die Reichweite ist die größte Herausforderung für E-Wohnmobile. So die Einschätzung von Stefan Hentschke, Experte zum Thema Elektromobilität und Camping. Er spricht sogar von einer "Reichweiten-Angst": "Wenn ich eine Reichweite von 300 Kilometern habe und in 20 bis 30 Minuten wieder vollladen könnte, dann ist eine gewisse Langstreckentauglichkeit da. Wenn ich aber nur 200 Kilometer schaffe und dann anderthalb Stunden zum Nachladen brauche, dann lässt die Reichweitentauglichkeit zu wünschen übrig."

Quelle: MDR UMSCHAU

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Umschau | 05. Juli 2022 | 20:15 Uhr

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