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Steigende PreiseBaubranche in Sorge: Massiver Rückgang beim Wohnungsbau befürchtet

14. Dezember 2022, 09:44 Uhr

400.000 neue Wohnungen – in diesem Jahr wird das wohl ein frommer Wunsch der Bundesregierung bleiben. Aktuell wird davon ausgegangen, dass es nur 280.000 werden. Trotzdem hält die Bundesregierung weiter an diesem Ziel fest. Das hat Bauministerin Geywitz vor kurzem noch einmal klargestellt. Doch auch im nächsten Jahr könnte die Marke von 400.000 neuen Wohnungen in weite Ferne rücken. Baufirmen fürchten, dass dann noch weniger gebaut wird.

Wer zurzeit einen Blick in die Auftragsbücher von Baufirmen riskiert, der bekommt einen Schreck. So drückt es Volker Lux aus. Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Leipzig blickt mit Sorge auf das neue Jahr. "Es gibt viele Betriebe, die ab Januar tatsächlich leere Auftragsbücher haben und das hat eben auch den Grund, dass aufgrund der Kostensteigerung, die die Betriebe weitergeben müssen, von Vorhaben Abstand genommen wird."

Weil durch die Sanktionen gegen Russland Energie teurer geworden ist, steigen auch die Kosten für Baustoffe. Und das macht das Bauen insgesamt teurer.

Vonovia will Bauprojekte pausieren

Auch bei Vonovia, dem größten Wohnungsunternehmen Deutschlands müssen manche Bauprojekte erst einmal ruhen, sagt Matthias Wulff, Sprecher des Konzerns. "Mir ist sehr wichtig, dass wir bestehende, angefangene Projekte jetzt weiterbauen. Wir halten jetzt nicht plötzlich alles an. Aber wir schauen vor allem nach vorne raus, welche Projekte sich möglicherweise pausieren lassen, wo fangen wir erstmal nicht an, wo drücken wir erstmal auf die Stopp-Taste, um dann zu sehen, dass sich die Situation wieder bessert und wir dann wieder anfangen können."

Eine konkrete Prognose, wie viele Projekte das betreffen wird, will Wulff noch nicht abgeben. Investitionen in den Neubau aber sollen 2023 bei 350 Millionen Euro liegen. Damit sei die Summe erstmals rückläufig gegenüber den Vorjahren.

Zahl der Neubauten könnte 2023 deutlich zurückgehen

Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes geht davon aus, dass im kommenden Jahr die Zahl der neugebauten Wohnungen deutlich zurückgeht. Andreas Geyer, Abteilungsleiter für Wirtschaft, rechnet mit 245.000 Wohnungen im nächsten Jahr. In diesem Jahr war noch eine Marke von 280.000 erreicht worden. "Und wenn wir es nicht hinbekommen wieder Stabilisierung reinzubekommen, dann wird es in 2024 und 2025 nochmal deutlich runtergehen, weil die Fertigstellungsdauer für Wohngebäude gerade im Mehrfamilienhausbau eben auch zwei, drei Jahre beträgt. Das heißt, was heute in den Auftragsbüchern fehlt, wird sich dann in der Fertigstellung deutlich niederschlagen."

Doch auch wenn die Auftragsbücher bei einigen Baubetrieben leer sind: Einen Handwerkertermin bekommt man trotzdem nicht schneller, sagt Volker Lux von der Leipziger Handwerkskammer. "Ich glaube nicht, dass es einfacher wird, einen Handwerker zu bekommen, weil die Decke ja einfach immer noch sehr dünn ist. Gerade in den Gewerken, die für die Klimaertüchtigung an Bauwerken gefragt sind, wie Elektrotechniker und Sanitär- und Heizungsanlagenbauer. Bei denen ist die Nachfrage so hoch, dass wir dort definitiv keine Entspannung sehen, wenn es darum geht, Termine zu bekommen."

Lux glaubt auch nicht, dass die dürre Auftragslage im Wohnungsbau für mehr Insolvenzen bei Baufirmen sorgen wird. Vielmehr würden ältere Betriebsinhaber zeitiger in Rente gehen und dann ihren Betrieb auflösen.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 14. Dezember 2022 | 06:00 Uhr