Reaktionen auf Corona-Beschlüsse MDRfragt: Hälfte wünscht sich striktere Maßnahmen

19. Oktober 2020, 10:00 Uhr

Nach den Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel mit den Länderchefs gestern hätten sich viele MDRfragt-Mitglieder mehr beziehungsweise strengere Maßnahmen gewünscht. Für ein Viertel gehen die neuen Corona-Beschlüsse jedoch zu weit: Sie hätten sich weniger beziehungsweise lockerere Maßnahmen gewünscht. Das ist das Ergebnis der aktuellen Blitzbefragung zum Thema von MDRfragt, an der sich mehr als 11.500 Menschen aus Mitteldeutschland beteiligt haben.

Die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder haben gestern stundenlang mit Kanzlerin Merkel über die Corona-Maßnahmen diskutiert. Die zentralen Beschlüsse, die gefasst wurden, gelten hauptsächlich für Corona-Hotspots. Für fast die Hälfte der MDRfragt-Mitglieder, die sich heute an einer Blitzbefragung zu den neuen Corona-Bestimmungen beteiligt haben, geht das nicht weit genug: 48 Prozent hätten sich mehr bzw. schärfere Maßnahmen gewünscht. Für fast ein Viertel (23 %) gehen die Entscheidungen zu weit: Sie hätten deutlich oder etwas weniger bzw. lockerere Maßnahmen begrüßt. Dass die getroffenen Maßnahmen in etwa den eigenen Erwartungen entsprechen, haben 25 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der MDRfragt-Blitzbefragung angegeben.

Reaktionen auf die Corona Beschlüsse
Bildrechte: mdrFRAGT

Meinungen zu den einzelnen Maßnahmen: Maskenpflicht, Kontaktbeschränkungen, Gastro-Sperrstunde

Wir haben außerdem danach gefragt, wie die MDRfragt-Mitglieder die jeweiligen beschlossenen Maßnahmen finden:

Meinung zu einzelnen Maßnahmen
Bildrechte: mdrFRAGT

  • Personenbegrenzung bei privaten Treffen: Schon ab 35 neuen Corona-Fällen pro 100.000 Einwohnern und Woche sollen in der jeweiligen Region die Teilnehmerzahlen bei privaten Treffen auf 15 begrenzt werden. Liegen die neuen Fallzahlen über 50, dann dürfen sich nur noch 10 Menschen oder zwei Hausstände treffen. Diese Entscheidung findet rund die Hälfte (49 %) der beteiligten MDRfragt-Mitglieder genau richtig. 29 Prozent geht es zu weit, 20 Prozent geht es nicht weit genug.

  • Sperrstunde in der Gastronomie: In Regionen mit 35 Neuinfektionen pro Woche und 100.000 Einwohnern wird es eine Sperrstunde in der Gastronomie ab 23 Uhr geben. Das findet weniger als die Hälfte richtig so (46 %). 24 Prozent geht es nicht weit genug, 26 Prozent geht es jedoch zu weit.

  • Maskenpflicht: Spätestens ab 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern und Woche in einer Region soll eine erweiterte Maskenpflicht gelten. Das findet die Mehrheit der MDRfragt-Mitglieder, die heute abgestimmt haben, genau richtig (55 %). 28 Prozent geht diese Regelung jedoch zu weit und 16 Prozent noch nicht weit genug.

Beherbergungsverbot: Fast die Hälfte für generelle Abschaffung

Zum umstrittenen Beherbergungsverbot wurde vorerst keine einheitliche Regelung für alle Bundesländer getroffen. Fast die Hälfte der beteiligten MDRfragt-Mitglieder (44 %) findet, dass das Beherbergungsverbot generell abgeschafft werden sollte. 31 Prozent finden dagegen, dass das Beherbergungsverbot in ganz Deutschland gelten sollte. Dass die derzeitige Lösung, von Land zu Land unterschiedlich zu entscheiden, so richtig ist, finden 22 Prozent der Befragten.

Meinung zum Beherbergungsverbot
Bildrechte: mdrFRAGT

Fast drei Viertel bereitet die Corona-Entwicklung Sorgen

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete heute Morgen einen neuen Rekord an Corona-Neuinfektionen: 6.638 neue Fälle innerhalb eines Tages – so viele gab es in Deutschland noch nie. Fast drei Viertel (72 %) der MDRfragt-Mitglieder, die sich heute an der Blitzbefragung beteiligt haben, bereitet diese Entwicklung Sorgen. So haben 45 Prozent angegeben, dadurch sehr besorgt zu sein. 27 Prozent zeigten sich eher besorgt. Eher oder gar nicht besorgt sind nach eigenen Angaben 28 Prozent der Teilnehmenden.

Sorgen aufgrund der Neuinfektionen
Bildrechte: mdrFRAGT

Über die Befragung Die Blitzbefragung zu den Beschlüssen für Corona-Hotspots von Kanzlerin Angela Merkel und den Länderchefs am Donnerstag, den 15.10., zwischen 9.30 und 16 Uhr.

An der Befragung haben 11.556 Menschen teilgenommen. Insgesamt sind mittlerweile 30.839 registrierte Mitglieder aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Teil der MDRfragt-Gemeinschaft.

Die Befragungen sind nicht repräsentativ, aber sie werden nach statistischen Merkmalen wie Geschlecht, Bildung und Beruf gewichtet. Die Gewichtung ist eine Methode aus der Wissenschaft bei der es darum geht, die Befragungsergebnisse an die real existierenden Bedingungen anzupassen. Konkret heißt das, dass wir die Daten der Befragungsteilnehmer mit den statistischen Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgleichen.

Wenn also beispielsweise mehr Männer als Frauen abstimmen, werden die Antworten der Männer weniger stark, die Antworten der Frauen stärker gewichtet. Die Antworten verteilen sich dann am Ende so, wie es der tatsächlichen Verteilung von Männern und Frauen in der Bevölkerung Mitteldeutschlands entspricht.

Dabei unterstützt ein wissenschaftlicher Beirat das Team von "MDRfragt". Mit dem MDR Meinungsbarometer soll ein möglichst breites Stimmungsbild der Menschen in Mitteldeutschland eingefangen werden – mit möglichst vielen Teilnehmenden.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 24. Juli 2020 | 17:45 Uhr