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MDRfragt - das Meinungsbarometer für MitteldeutschlandCoronakrise: Stimmung so schlecht wie nie

26. Januar 2021, 05:00 Uhr

Fast ein Jahr nach Beginn der Corona-Krise in Deutschland sind die MDRfragt-Mitglieder pessimistischer denn je: Die Stimmung in der Krise ist auf einem neuen Tiefpunkt und besonders die Eltern von Schul- und Kitakindern fühlen sich stark belastet von den Corona-Auflagen. Der Großteil der mehr als 25.000 Mitteldeutschen, die sich an der Befragung beteiligt haben, findet den Lockdown richtig oder sogar zu lasch. Ein schnelles Ende der Einschränkungen erwarten die wenigsten. Viele fürchten, der Lockdown könnte noch mindestens bis Ostern andauern.

Mit dem langen Lockdown kommen immer weniger Menschen zurecht. Jedem dritten Mitteldeutschen geht es mittlerweile schlecht bis sehr schlecht. Seit Ende März fragen wir immer wieder danach, wie es den Menschen in der Coronakrise geht, und noch nie war der Anteil derjenigen, denen es nicht gut geht, so hoch. Zu Beginn der Pandemie hatte nur knapp jeder fünfte angegeben, dass es ihm schlecht geht.

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Dennoch: 67 Prozent und damit der deutlichen Mehrheit geht es nach wie vor eher bis sehr gut.

Mehr als die Hälfte empfindet Corona-Maßnahmen als starke Belastung

Mehr als die Hälfte (54 %) der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, empfinden die Corona-Auflagen derzeit als starke oder sehr starke Belastung. 46 Prozent fühlen sich weniger stark oder nicht belastet.

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Viele MDRfragt-Mitglieder haben uns auch in ihren Kommentaren geschrieben, für wie trostlos sie die derzeitige Situation empfinden:

Man quält sich Tag für Tag durch... Es gibt keinen wirklichen Lichtblick! Kein Ende ist in Sicht! Was bleibt ist Hoffnung, nur diese schwindet mit jedem Tag im Lockdown.

42-jähriger Teilnehmer aus dem Kreis Greiz

Es ist stinklangweilig, den ganzen Tag allein zu hocken, mit unstrukturiertem Tagesablauf. Spazieren gehen, lesen, fernsehen, Wii spielen, telefonieren, Frühgymnastik, putzen, kochen... So sieht momentan mein Tag aus! Ich sehne den Tag herbei, an dem ich wieder voll gestresst von Arbeit komme und mich auf das wohlverdiente Wochenende und einen bevorstehenden Urlaub freuen kann.

55-jährige Teilnehmerin aus dem Vogtlandkreis

Mir bereitet gerade nicht viel Freude, weil alles, was schön für mich ist, verboten ist. Dafür ist die Arbeit unter Corona doppelt belastend.

53-jährige Teilnehmerin aus dem Vogtlandkreis

Eltern von Kita- und Schulkindern derzeit besonders belastet

Seit mehr als einem Monat sind Kitas und Schulen in den mitteldeutschen Bundesländern bereits geschlossen. Für viele Eltern bedeutet das: Die Kindergartenkinder müssen zuhause betreut werden, die Schulkinder lernen am heimischen Schreibtisch und benötigen oftmals die Hilfe der Eltern, die jedoch auch ihren Alltag und ihre Arbeit damit vereinbaren müssen. Die MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt und angegeben haben, ein Kita- oder Schulkind zu haben, fühlen sich derzeit besonders stark belastet: Sind es in der Gesamtheit der Befragten 54 Prozent, die sich stark belastet fühlen, so sind es bei den Eltern 66 Prozent.

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Mehr als die Hälfte der Eltern kann Kinderbetreuung nur schlecht mit Alltag und Beruf vereinbaren

Ein Grund: Die Betreuung von Kindergarten- und Schulkindern neben dem normalen Alltag und Berufsleben fällt dem Großteil der Eltern, die sich an der Befragung beteiligt haben, schwer. 59 Prozent haben angegeben, dass es ihnen schlecht oder eher schlecht gelingt, alles unter einen Hut zu bekommen. Bei 38 Prozent lassen sich Betreuung der Kinder, Alltag und Beruf gut miteinander vereinbaren.

Einige Eltern haben uns in Kommentaren ihre Situation beschrieben:

Ich bin alleinerziehende Mama und betreue mein Kind 24/7, mir gehen die Ideen zur Beschäftigung aus und mein Kind braucht den Kontakt zu anderen Kindern.

37-jährige Teilnehmerin aus Zwickau

Wir nutzen keine Notbetreuung, damit das Kind sich nicht ansteckt; großes Geschwisterkind ist auch zuhause. Wir Eltern haben aber beide einen systemrelevanten Job. Deshalb gibt es keine Kinderbetreuungstage bzw -stunden mehr. Im 1. Lockdown gab's die noch. Deshalb Homeschooling nach Feierabend und damit Stress für alle.

46-jährige Teilnehmerin aus dem Saalekreis

Im ersten Lockdown war ich noch in Elternzeit. Jetzt teilen mein Mann und ich uns die Betreuung unserer Einjährigen. Wir arbeiten beide, ich im Home Office, er im Betrieb. Es ist kräftezehrend.

38-jährige Teilnehmerin aus Leipzig

Verlängerung des Lockdowns stößt auf große Zustimmung

Der Lockdown, der im Dezember eingeführt wurde, wurde in der vergangenen Woche noch einmal verlängert und sogar verschärft. Einem knappen Drittel (29 %) gehen die Beschlüsse zu weit: Sie halten die Maßnahmen alles in allem für zu streng. Zwei Drittel (66 %) dagegen befürworten den Lockdown und dessen Verlängerung. Sie finden die Beschlüsse entweder genau richtig (43 %) oder finden sogar, dass die Maßnahmen alles in allem noch zu lasch sind (23 %).

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Mehr als die Hälfte findet Maßnahmen ungeeignet für Corona-Eindämmung

Wirklich zufrieden mit den Maßnahmen ist jedoch die Mehrheit der MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer nicht: 54 Prozent finden, die Maßnahmen sind ungeeignet, um die Ausbreitung des Virus inklusive seiner Mutationen ausreichend einzudämmen. 43 Prozent halten sie dagegen für geeignet.

Die Befragungsergebnisse im Video

Deutliche Mehrheit rechnet mit Ende des Lockdowns frühestens zu Ostern

Dass die Lockdown-Maßnahmen zeitnah gelockert werden, glauben die wenigsten MDRfragt-Mitglieder. 70 Prozent der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, rechnen mit dem Ende des Lockdowns erst zu Ostern oder sogar deutlich danach. Dass bereits Mitte Februar – wenn der aktuell beschlossene Lockdown ausläuft – Lockerungen kommen werden, glauben nur 4 Prozent. 22 Prozent rechnen mit dem Lockdown-Ende zwischen Mitte Februar und Ostern.

Lockdown bis Ostern wäre für Hälfte problematisch

Rund die Hälfte (51 %) hätte Probleme damit, wenn der Lockdown erst Ostern gelockert würde: Sie kämen nach eigenen Angaben damit schlecht oder eher schlecht klar. 47 Prozent kämen gut oder eher gut damit klar. Und auch dieser Gedanke bereitet vor allem den Eltern, die sich an der Befragung beteiligt haben, Sorgen: 64 Prozent von ihnen kämen nur schlecht mit einer Verlängerung des Lockdowns bis Ostern zurecht.

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Mehrheit hat Sorgen vor Mutationen des Coronavirus

In den letzten Wochen wurde bekannt, dass es Mutationen des Coronavirus gibt, die sich teilweise nach den derzeitigen Erkenntnissen schneller verbreiten. 60 Prozent der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder macht dies Sorge. 37 Prozent dagegen nicht.

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Mehr zu den Mutationen des Coronavirus erfahren:

Vertrauen in Politik auf Tiefpunkt

Seit Ende März 2020 fragen wir die MDRfragt-Gemeinschaft regelmäßig danach, wie groß aktuell das Vertrauen in die Politik ist, dass sie in der Corona-Krise die richtigen Entscheidungen trifft. Bereits seit Sommer schwindet das Vertrauen, allerdings ist nun ein neuer Tiefstand erreicht: Die deutliche Mehrheit von jeweils mehr als 60 Prozent gibt an, weniger großes oder kleines Vertrauen in die Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik zu haben. Beispiel Bundespolitik: Während im Frühling 2020 noch mehr als 60 Prozent großes oder sehr großes Vertrauen in die Bundespolitik setzte, sind es nun mehr als 60 Prozent, die dieser politischen Ebene eher wenig Vertrauen schenken.

Vertrauen in Bundespolitik
 Ende März 20Mitte April 20Anfang Juni 20Mitte August 20Anfang Dezember 20Ende Januar 21
groß / sehr groß606458534339
weniger groß / klein393541475661

Was Kraft gibt: Natur, Spiele, Zeit für das Wesentliche

Trotz der gedrückten Stimmung wollten wir von den MDRfragt-Mitgliedern auch wissen, ob es Dinge gibt, die ihnen in der Coronakrise Kraft geben. Hier einige der Antworten:

Kraft gibt mir die intensive Zeit mit meiner Familie! Vormittags wird gearbeitet, Schulaufgaben gemacht und dann geht es raus an die frische Luft. Ein toller Spaziergang mit den Kindern, ein schönes Spiel, ein tolles Buch - mitten am Tag - und dann geht es nachmittags mit der Arbeit weiter. Kein Stress, keine Hetze.

33-jährige Teilnehmerin aus Dresden

Jede Situation hat auch Ihre guten Seiten. Man hat wieder etwas mehr Zeit für das Wesentliche. Auch der "Druck" irgendwas zu unternehmen fällt weg.

46-jähriger Teilnehmer aus dem Kreis Anhalt-Bitterfeld

Wir wandern viel, erkunden unsere Heimat und entdecken immer wieder neue und wunderschöne Ecken hier.

38-järhige Teilnehmrin aus dem Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Ich freue mich, daß wir wieder analoge Spiele (Uno, SkipBo) mit den Kindern spielen. Und auch, unsere zwei Geister immer um mich zu haben, ist wundervoll.

40-jährige Teilnehmerin aus Bautzen

Alle Ergebnisse der Befragung als PDF zum Herunterladen:

Über die BefragungDie Befragung mit dem Titel "Corona-Regierungskurs - zielstrebig oder ziellos?" lief vom 22.-25.01.2021.

Insgesamt sind mittlerweile 38.855 registrierte Mitglieder aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Teil der MDRfragt-Gemeinschaft (Stand: 25.01.21). An der Befragung haben 25.137 Menschen teilgenommen.

Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 30 Jahre: 486 Teilnehmende
31 bis 50 Jahre: 4.311 Teilnehmende
51 bis 64 Jahre: 10.511 Teilnehmende
65+: 9.829 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 12.900 (51 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 6.092 (24 Prozent)
Thüringen: 6.145 (25 Prozent)

Verteilung nach Geschlecht:
Männlich: 53 Prozent
Weiblich: 47 Prozent

Die Befragungen sind nicht repräsentativ, aber sie werden nach statistischen Merkmalen wie Geschlecht, Bildung und Alter gewichtet. Die Gewichtung ist eine Methode aus der Wissenschaft bei der es darum geht, die Befragungsergebnisse an die real existierenden Bedingungen anzupassen. Konkret heißt das, dass wir die Daten der Befragungsteilnehmer mit den statistischen Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgleichen.

Wenn also beispielsweise mehr Männer als Frauen abstimmen, werden die Antworten der Männer weniger stark, die Antworten der Frauen stärker gewichtet. Die Antworten verteilen sich dann am Ende so, wie es der tatsächlichen Verteilung von Männern und Frauen in der Bevölkerung Mitteldeutschlands entspricht.

Dabei unterstützt ein wissenschaftlicher Beirat das Team von "MDRfragt". Mit dem MDR Meinungsbarometer soll ein möglichst breites Stimmungsbild der Menschen in Mitteldeutschland eingefangen werden – mit möglichst vielen Teilnehmenden.

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR um 2 | 26. Januar 2021 | 14:00 Uhr