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MDRfragt - Das Meinungsbarometer für MitteldeutschlandSorge vor zweiter Corona-Welle wächst

31. August 2020, 09:00 Uhr

Zwei Drittel der Menschen, die an der aktuellen MDRfragt-Befragung teilgenommen haben, äußern ihre Sorge vor einer zweiten Corona-Welle – deutlich mehr als noch Anfang Juli. Dennoch begrüßen 8 von 10 den geplanten Präsenz-Unterricht nach den Sommerferien. Außerdem hat die Mehrheit der Eltern keine Sorgen, ihre Kinder wieder in die Schule zu schicken – trotz steigender Infektionszahlen.

Mehr als zwei Drittel der mdrFRAGT-Mitglieder, die sich an der aktuellen Befragung beteiligt haben, äußern große oder sehr große Sorgen vor einer zweiten Corona-Welle (68 %). So gaben 44 Prozent an, große Sorgen zu haben, fast ein Viertel (24 %) hat sehr große Sorgen. Weniger große oder kleine Sorgen diesbezüglich haben zusammen 31 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Entwicklung: Sorge vor zweiter Welle stärker als Anfang Juli

Zuletzt hatten wir diese Frage unserer mdrFRAGT-Gemeinschaft Anfang Juli gestellt. Damals gaben 53 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, große oder sehr große Sorgen vor einer zweiten Corona-Welle zu haben. Somit ist der Anteil derer, die sich vor einer zweiten Welle sorgen, um 15 Prozentpunkte angestiegen.

Bildrechte: mdrFRAGT

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Große Mehrheit für Präsenz-Unterricht für alle Kinder

In wenigen Tagen startet in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen das neue Schuljahr. Geplant ist in den drei Ländern, dass alle Kinder wieder gleichzeitig Präsenz-Unterricht an den Schulen haben sollen. Eine deutliche Mehrheit von 82 Prozent der mdrFRAGT-Teilnehmerinnen und Teilnehmer findet das gut. 18 Prozent finden dies nicht.

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Zu dem Thema haben uns einige Kommentare unserer mdrFRAGT-Mitglieder erreicht:

Die Kinder und deren Bedürfnisse müssen mehr berücksichtigt werden. Es darf keine Schulschliessungen und Homeschooling mehr geben!

49-jährige Befragungsteilnehmerin aus dem Ilm-Kreis

Ich hätte es besser gefunden, wenn man nach den Sommerferien auch weiterhin auf eine Kombination aus Präsenzunterricht und Homeschooling gesetzt hätte, um auch Risikokinder nicht unnütz zu gefährden oder sie vom Unterricht ausschließen zu müssen. Wenn diese Situation noch länger andauert, hätte man dafür notfalls für alle derzeit schulpflichtigen Kinder ein Schuljahr anhängen können.

50-jährige Befragungsteilnehmerin aus Leipzig

Ich hoffe, dass nach den Sommerferien normale Schule stattfindet. Bei weiteren Einschränkungen wegen Corona habe ich Angst um die Schulbildung meiner Kinder. Die letzten Monate musste Lernstoff allein zu Hause bearbeitet werden, ohne Unterstützung der Lehrer und mit schlechten technischen Voraussetzungen, da in unserem Dorf nur sehr schlechte Internetverbindung besteht.

45-jährige Befragungsteilnehmerin aus dem Altenburger Land

Zwei Drittel gegen Mundschutzpflicht im Klassenzimmer

Diskutiert wurde auch, ob es für Schülerinnen und Schüler eine Mundschutzpflicht geben sollte. Mehr als zwei Drittel (68 %) derjenigen, die an unserer Befragung teilgenommen haben, sind dagegen. 17 Prozent würden dies jedoch begrüßen.

Mehrheit der Eltern hat keine Sorge, Kinder nach den Ferien wieder in die Schule zu schicken

Wir haben die Eltern von Schulkindern (2.442 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der aktuellen Befragung) dazu befragt, ob sie aufgrund der steigenden Corona-Infektionen Sorge haben, ihr Kind bzw. ihre Kinder wieder in die Schule zu schicken:

  • Fast drei Viertel (72 %) gaben an, dass sie keine Sorge haben.

  • Allerdings gaben 28 Prozent auch an, sich in Anbetracht der steigenden Zahlen vor dem Schulstart zu sorgen.

Corona-Maßnahmen sind einem Drittel zu lasch

Mehr als ein Drittel (36 %) aller Teilnehmenden sind der Meinung, dass die aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen in Deutschland zu lasch sind. Weniger als ein Fünftel (17 %) gehen die Maßnahmen zu weit. Für genau richtig erachten sie 43 Prozent der mdrFRAGT-Mitglieder, die abgestimmt haben.

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Sieben von zehn finden, Einhaltung der Corona-Maßnahmen wird zu wenig kontrolliert

7 von 10 Menschen, die sich an der Befragung beteiligt haben, sind der Meinung, es wird zu wenig kontrolliert, wenn es um die Einhaltung der Corona-Maßnahmen geht. Jeweils ein Zehntel ist der Meinung, es wird genau richtig kontrolliert (10 %) bzw. zu viel kontrolliert (9 %).

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Zwei Drittel für bundeseinheitliche Strafen und Bußgelder

Strafen und Bußgelder bei Verstößen gegen Corona-Maßnahmen sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Mehr als zwei Drittel (68 %) finden, das sollte geändert werden: Sie sind für deutschlandweit einheitliche Regelungen. Fast die Hälfte aller Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer gaben an, dass ihnen der Überblick fehlt, welche Strafen wo gelten. Jede oder jeder Zehnte findet es in Ordnung, dass jedes Bundesland eigene Strafen verhängt und kommt gut klar damit.

4 von 10 finden Strafen gegen Corona-Verstöße zu gering

Wir haben die mdrFRAGT-Gemeinschaft auch gefragt, wie sie die bestehenden Strafen bei Verstößen gegen die Corona-Maßnahmen in Deutschland alles in allem finden. Die größte Gruppe der Antwortenden findet, die Strafen sind zu gering: 43 Prozent gaben dies an. Etwa ein Fünftel (19 %) findet die Strafen genau richtig. Zu hoch finden sie 15 Prozent. Allerdings gaben auch 22 Prozent an, dies nicht beurteilen zu können.

Zu den Corona-Maßnahmen und deren Einhaltungen haben uns einige Nutzer ihre Meinung geschrieben:

Mich regt es derzeit mächtig auf, dass sich die Menschen nicht an die Coronaregeln halten und damit die Zahlen der Ansteckungen wieder nach oben gehen. So wird ein normales Leben noch lange nicht möglich sein, was aber in die Köpfe mancher nicht geht. Einfach Dummheit oder Egoismus? Deshalb bin ich für härtere Strafen und Kontrollen.

53-jährige Befragungsteilnehmerin aus Zwickau

Keine Bußgelder die mit Corona in Zusammenhang stehen. Die Bevölkerung hat bereits genug Verluste erlitten.

55-jähriger Befragungsteilnehmer aus dem Saalekreis

Bezüglich der Coronakrise habe ich den Eindruck, dass die Eigenverantwortlichkeit zum eigenen Schutz und zum Schutz der Mitmenschen immer geringer wird. Deshalb befürworte ich bundesweit einheitliche Maßnahmen einschließlich Bußgelder. Natürlich sind dann auch entsprechende Kontrollen erforderlich.

67-jährige Befragungsteilnehmerin aus Magdeburg

Trotz Maskenpflicht steigen die Infektionszahlen. Ergo sollte diese abgeschafft werden. Durch viele Tests gibt es viele Infizierte, aber der größte Teil symptomlos oder mit milden Symptomen. Es gibt keine Rechtfertigung mehr für die Einschränkungen durch den Virus!

33-jähriger Befragungsteilnehmer aus Görlitz

Das Kontrollversagen beginnt in Bussen und Bahnen, in denen sich keiner für die Kontrolle zuständig fühlt, wer gesetzliche Regelungen erlässt, muss gleichzeitig reinschreiben, wer das kontrolliert und auch das Geld dafür gibt.

71-jähriger Befragungsteilnehmer aus Eisenach

Fast zwei Drittel für Reiseverbote in Risikogebiete

Ein großer Teil der Neuinfektionen ist auf Reiserückkehrer zurückzuführen. Wir wollten daher wissen, welche Reisebeschränkungen die Befragten befürworten:

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  • Eine Mehrheit von 61 Prozent derjenigen, die uns geantwortet haben, sind für Reiseverbote in Risikogebiete. Generelle Reiseverbote ins Ausland befürwortet ein Viertel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

  • Für eine Quarantäne unabhängig von Testergebnissen ist fast die Hälfte der Beteiligten der Befragung (45 %), wenn es sich um Rückkehrer aus Risikogebieten handelt. Etwas mehr als ein Viertel (28 %) ist auch dann dafür, wenn es sich generell um Rückkehrer aus dem Ausland handelt.

Auch zum Thema Reisen haben viele mdrFRAGT-Mitglieder ihre Meinung kommentiert:

Mich regt auf, dass Auslandsurlauber alle in einen Topf geworfen werden. Es kommt doch nicht darauf an, wo man war, sondern was man dort gemacht hat. Auch ein deutscher Kreis kann plötzlich zum Risikogebiet erklärt werden. Außerdem gibt es auch aus Deutschland Bilder, auf denen Menschen eng zusammen feiern, während man im Auslandsurlaub Abstand halten kann. Anstelle der Reiserückkehrer sollten lieber Menschen kostenlos getestet werden, die jemanden aus der Risikogruppe besuchen möchten.

34-jährige Befragungsteilnehmerin aus dem Vogtlandkreis

Wäre es bei einem generellen Reiseverbot geblieben, hätten wir garantiert keine 2. Welle. So hätten wir nächstes Jahr wieder Urlaub machen können.

56-jähriger Befragungsteilnehmer aus dem Salzlandkreis

Man hätte in Sachen Reisen und Corona so einfach zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können: Urlaub ja, aber nur im eigenen Land. Hotel und Gastgewerbe hätten ihre Verluste kompensieren können und allen wäre irgendwie geholfen.

35-jähriger Befragungsteilnehmer aus der Börde

Anstieg der Corona-Zahlen: Mehr als die Hälfte sieht keine Versäumnisse des Staates

Mehr als die Hälfte (59 %) der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der aktuellen Corona-Befragung von mdrFRAGT ist nicht der Meinung, dass der Anstieg der Infektionszahlen auf Versäumnisse des Staates zurückzuführen ist. Fast ein Drittel (30 %) denkt dies jedoch.

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Leichte Vertrauensverluste für die Politik in der Corona-Krise

In vielen unserer bisherigen Corona-Befragungen haben wir die mdrFRAGT-Gemeinschaft immer wieder dazu befragt, wie groß aktuell das Vertrauen in die Politik ist, dass sie in der Coronakrise die richtigen Entscheidungen trifft. Im Vergleich zur letzten Befragung Anfang Juli zeigt sich, dass die Politik auf allen Ebenen leicht an Vertrauen verloren hat:

  • So geben heute zusammengerechnet 53 Prozent an, großes oder sehr großes Vertrauen in die Bundespolitik zu haben (minus 4 Prozentpunkte zu Anfang Juli).

  • Auch auf Landesebene sprechen 53 Prozent der Politik großes oder sehr großes Vertrauen aus (minus 3 Prozentpunkte).

  • Die Kommunalpolitik verliert um 5 Prozentpunkte und erfährt jetzt von 41 Prozent noch großes oder sehr großes Vertrauen.

Alle Befragungsergebnisse zu diesem Thema hier herunterladen:

Über die BefragungIn einer Befragung vom 15. bis zum 24. August 2020 wollten wir von den mdrFRAGT-Teilnehmerinnen und Teilnehmern wissen: "Corona-Schutz – Eigenverantwortung oder Staatsaufgabe?"

An der Befragung haben 17.420 Menschen teilgenommen, davon 2.442 Erziehungsberechtigte von Schulkindern. Insgesamt sind mittlerweile 29.948 registrierte Mitglieder aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Teil der mdrFRAGT-Gemeinschaft.

51 Prozent der Befragten kommen aus Sachsen, 25 Prozent aus Sachsen-Anhalt und 24 Prozent aus Thüringen. Das entspricht in etwa der Verteilung der Einwohner in den drei Bundesländern.

55 Prozent der Befragten sind männlich und 45 Prozent weiblich.

Die Teilnehmer dieser Befragung verteilen sich auf folgende Altersgruppen:
344 Menschen sind zwischen 16 und 30 Jahre alt,
3.302 zwischen 31 und 50 Jahren,
7.219 zwischen 51 und 64 Jahren und
6.555 Teilnehmer sind 65 Jahre und älter.

Die Befragungen sind nicht repräsentativ, aber sie werden nach statistischen Merkmalen wie Geschlecht, Bildung und Beruf gewichtet. Die Gewichtung ist eine Methode aus der Wissenschaft bei der es darum geht, die Befragungsergebnisse an die real existierenden Bedingungen anzupassen. Konkret heißt das, dass wir die Daten der Befragungsteilnehmer mit den statistischen Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgleichen.

Wenn also beispielsweise mehr Männer als Frauen abstimmen, werden die Antworten der Männer weniger stark, die Antworten der Frauen stärker gewichtet. Die Antworten verteilen sich dann am Ende so, wie es der tatsächlichen Verteilung von Männern und Frauen in der Bevölkerung Mitteldeutschlands entspricht.

Dabei unterstützt ein wissenschaftlicher Beirat das Team von "mdrFRAGT". Mit dem MDR Meinungsbarometer soll ein möglichst breites Stimmungsbild der Menschen in Mitteldeutschland eingefangen werden – mit möglichst vielen Teilnehmenden.

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 25. August 2020 | 17:45 Uhr