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MDRfragt - das Meinungsbarometer für MitteldeutschlandCorona-Lockdown: Verständnis für Kontaktbeschränkungen

02. November 2020, 05:00 Uhr

Die Kontaktbeschränkungen, die im November in Deutschland gelten sollen, stoßen bei den MDRfragt-Mitgliedern auf großes Verständnis, wie die aktuelle Befragung des Meinungsbarometers zeigt. An ihr haben sich mehr als 20.000 Menschen aus Mitteldeutschland beteiligt. 63 Prozent von ihnen finden die Einschränkungen für private Treffen angemessen. Großes Unverständnis gibt es hingegen für die angeordneten Schließungen in Gastronomie-, Kultur- und Tourismusbranche.

Die beschlossenen Einschränkungen im privaten Bereich – es dürfen sich maximal 10 Personen aus zwei Hausständen treffen – findet der Großteil der beteiligten MDRfragt-Mitglieder angemessen (63 %). Zu hart ist diese Regelung für 28 Prozent. 8 Prozent finden sie zu lasch.

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In ihren Kommentaren haben uns einige MDRfragt-Mitglieder ihre Haltung dazu begründet:

Wenn wir nicht jetzt handeln, wann dann? Wie hoch sollen denn die Zahlen noch steigen? [...] Einschränkungen sind nun jetzt mal nötig.

65-jährige Teilnehmerin aus Zwickau

Das Virus ist nun einmal da! Ich verstehe nicht, weshalb da immer rumdiskutiert werden muss. Jeder weiß es besser, selbst die Länder sind uneins. [...] Ich hoffe, die Einsicht in die Notwendigkeit der Maßnahmen kommt bei den vielen Meckerern noch rechtzeitig an!

57-jähriger Teilnehmer aus Görlitz

Andere schreiben, dass diese harten Einschnitte aus ihrer Sicht hätten verhindert werden können:

Wenn sich alle Menschen an die bisherigen Regeln gehalten hätten, wäre kein neuer Lockdown notwendig. So müssen viele unter der Unvernunft von wenigen leiden.

62-jährige Teilnehmerin aus dem Vogtlandkreis

Solange man ständig Menschen mit nicht richtig getragener Mund-Nase-Bedeckung sieht, braucht man sich über die steigenden Zahlen nicht wundern. Dass sich manche nicht an die Regeln halten, müssen nun alle ausbaden. Das ist nicht schön für die, die sich schon die ganze Zeit daran gehalten haben.

43-jährige Teilnehmerin aus Zwickau

Freiwillige, stärkere Kontaktbeschränkung: Mehr als die Hälfte will es versuchen

Neben der beschlossenen Kontaktbeschränkung (10 Personen / 2 Hausstände), die im November gelten soll, wurden die Bürgerinnen und Bürger auch aufgefordert, die Kontakte im Privaten freiwillig noch stärker einzuschränken. 54 Prozent der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, wollen dies versuchen:

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  • Ein großer Teil davon (37 %) möchte sich künftig mit weniger Leuten treffen, als die Kontaktbeschränkung fordert.

  • 17 Prozent wollen sogar versuchen, allein oder im eigenen Hausstand zu bleiben.

  • Für 17 Prozent kommt dies nicht in Frage: Sie wollen sich nicht über die beschlossenen Regeln hinaus einschränken.

  • Weitere 12 Prozent haben eine geringe Bereitschaft, sich überhaupt an die Kontaktbeschränkung zu halten.

  • 13 Prozent gaben an, die Kontakte schon seit Längerem rigoros eingeschränkt zu haben.

Auch auf Besuchsreisen von Verwandten soll nach Möglichkeit im November verzichtet werden. Der Großteil der Befragten will dies tatsächlich auch tun, wobei 40 Prozent angeben, dies bislang sowieso nicht geplant zu haben. Jede oder jeder Vierte (41 %) will jedoch die Besuche der Verwandten entweder komplett absagen oder zumindest einschränken. Für 15 Prozent ist das keine Option: Sie wollen sich in Sachen Besuchsreisen von Verwandten nicht einschränken.

Schließungen in Tourismus-, Gastro- und Kulturbranche empfindet der Großteil als zu hart

Die angeordneten Schließungen im Tourismus, der Gastronomie und der Kulturbranche findet der Großteil der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, zu hart. Vor allem die Schließung von Restaurants, Cafés, Bars & Co. finden fast zwei Drittel (64 %) überzogen.

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Viele MDRfragt-Mitglieder haben in Kommentaren ihr Unverständnis geäußert:

Zum ersten Mal seit Beginn der Krise kann ich die Maßnahmen nicht mehr nachvollziehen!

33-jährige Teilnehmerin aus Dresden

Ich finde die Maßnahmen undurchdacht und planlos. So wird man das Problem Corona-Virus nicht lösen. Es fehlt an einer transparenten Gesamtstrategie!

50-jähriger Teilnehmer aus Bautzen

Die Maßnahmen sind doch sehr widersprüchlich. Die mit den besten Hygienekonzepten müssen schließen. Privat sollen selbst draußen Kontakte nicht stattfinden bis auf maximal 10 Personen aus zwei Haushalten. Aber in den Schulen und Kitas treffen bis zu 30 Haushalte in einem Raum aufeinander.

58-jährige Teilnehmerin aus dem Salzlandkreis

Deutliche Zustimmung für Geisterspiele

Dass auch Profisportveranstaltungen, wie beispielsweise die Fußball-Bundesliga-Spiele, nun wieder vor leeren Rängen ausgetragen werden müssen, finden fast zwei Drittel angemessen (63 %). Für 17 Prozent ist diese Regelung noch zu lasch. Ein Teilnehmer hat uns seine Meinung diesbezüglich begründet: "Wieso müssen kleine Sportvereine den Spielbetrieb einstellen und gerade die Fussballbundesliga spielt einfach weiter?" Ebenso viele (17 %) finden die Regelung zu Geisterspielen jedoch auch zu hart.

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Weniger eindeutige Meinungen zum Verbot von Amateursport und Dienstleistungen

Sowohl das Verbot von Amateur- und Vereinssport als auch die Schließungen der Dienstleistungsbetriebe im Bereich der Körperpflege finden etwas mehr als die Hälfte der beteiligten MDRfragt-Mitglieder angemessen (51 %). Allerdings sind auch jeweils mehr als 40 Prozent der Ansicht, dass diese Regelungen zu hart sind.

Großteil für Beibehaltung von Mund-Nasen-Schutzpflicht

Die Pflicht, bei bestimmten Gelegenheiten einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, gilt bereits seit langer Zeit und bleibt nach wie vor gültig. Die große Mehrheit der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer ist dafür, dies beizubehalten – sowohl im ÖPNV als auch beim Einkaufen (85 bzw. 83 % Zustimmung).

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Geöffnete Schulen, Kitas, Läden, Frisörsalons: Mehrheit findet das richtig

Anders als im Frühjahr dürfen einige Einrichtungen geöffnet bleiben, unter anderem die Läden des Groß- und Einzelhandels. Das finden 93 Prozent der beteiligten MDRfragt-Mitglieder richtig. Etwas geringer, aber immer noch sehr deutlich ist die Zustimmung zur bestehen bleibenden Öffnung von Schulen und Kitas (85 %) sowie Frisörsalons (79 %).

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Mehr als die Hälfte findet, die Maßnahmen kommen zu spät

Dass es schon eher striktere Maßnahmen hätte geben sollen, finden 57 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. 39 Prozent finden dies jedoch nicht.

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Strenge Maßnahmen, um in der Weihnachtszeit zu lockern: Großteil nimmt das in Kauf

Begründet wurden die neuen Beschlüsse unter anderem damit, dass nach diesen harten Einschnitten für den gesamten November die Weihnachtszeit mit weniger Auflagen gefeiert werden können soll. Der Großteil der MDRfragt-Mitglieder, die sich beteiligt haben, nimmt die strengen Maßnahmen jetzt in Kauf: So geben 28 Prozent an, die Auflagen nun in Kauf zu nehmen, wenn sie dafür Weihnachten mit weniger Auflagen feiern können. 40 Prozent sagen sogar: Ich würde auch in der Weihnachtszeit strenge Auflagen akzeptieren. 29 Prozent dagegen finden die strengen Maßnahmen jetzt überzogen und möchten auch in der Weihnachtszeit keine strengen Auflagen akzeptieren.

Harter November, entspannte Feiertage? Teilnehmer sind skeptisch

Viele MDRfragt-Mitglieder haben sich in ihren Kommentaren skeptisch gezeigt, dass es tatsächlich in der Weihnachtszeit Lockerungen geben könnte:

Warum sollen Weihnachten wieder Lockerungen sein? Dem Virus ist das egal, der wird nicht einfach mal pausieren, nur weil Weihnachten ist. Und dann beginnen wir das neue Jahr mit einem neuen, noch härteren Lockdown.

54-jährige Teilnehmerin aus dem Burgenlandkreis

Ich glaube einfach nicht daran, dass die Einschränkungen im Dezember zurückgenommen werden. Wenn 70 bis 80 % der Infektionen nicht nachvollziehbar sind, gibt es eventuell noch ganz andere Übertragungswege.

51-jähriger Teilnehmer aus dem Landkreis Leipzig

Die Zahlen werden vielleicht jetzt etwas zurück gehen, und was passiert danach? Was passiert, wenn sich Weihnachten die Leute wieder treffen? Unsere Regierung hat die Sommermonate einfach verpennt!

50-jähriger Teilnehmer aus Meißen

Zuversicht, dass Corona-Krise bald überstanden ist, auf Tiefstand seit Beginn der Pandemie

Die MDRfragt-Gemeinschaft ist so pessimistisch wie noch nie seit Beginn der Pandemie, dass die Corona-Krise bald überstanden ist. So gaben 21 Prozent an, eher bis sehr zuversichtlich zu sein, dass diese Zeit bald vorbei ist. 79 Prozent sind allerdings eher bis sehr pessimistisch diesbezüglich.

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Das ist der tiefste Wert seit Beginn unserer Befragungen zu diesem Thema:

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Auswirkungen auf Wirtschaft: MDRfragt-Gemeinschaft wieder pessimistischer geworden

Auch bei den Auswirkungen der Corona-Krise auf Wirtschaft und Gesellschaft zeigt sich, dass die Befragten wieder pessimistischer geworden sind. Bei der aktuellen Befragung gaben 74 Prozent an, eher bis sehr pessimistisch diesbezüglich zu sein.

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Seit Ende April befragen wir die MDRfragt-Gemeinschaft zu diesem Thema. Nach einer leicht zuversichtlicheren Zeit im Juni ist die Stimmung diesbezüglich nun wieder abgesunken.

Werden Wirtschaft und Gesellschaft die Corona-Krise ohne nachhaltige Schäden überstehen?
 Ende AprilMitte MaiMitte JuniMitte Sept.Ende Oktober
eher bis sehr zuversichtlich2225453326
eher bis sehr pessimistisch7774556674

Rund jeder Fünfte hat Existenzängste

17 Prozent der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, haben derzeit Sorge, ihren Arbeitsplatz oder ihre berufliche Existenz zu verlieren. 83 Prozent haben dies nicht. Rechnet man die Rentner und Arbeitslosen, die sich an der Befragung beteiligt haben, heraus, steigt der Anteil derjenigen, die Existenzängste haben, auf 20 Prozent.

Einige der MDRfragt-Mitglieder, die sich in ihrer beruflichen Existenz bedroht sehen, haben uns ihre Sorgen in Kommentaren geschildert:

Ich habe sehr große Existenzsorgen. Gerade auch in Hinblick auf meine 1-jährige Tochter, die vielleicht alles mitbekommt, wenn ich manchmal Angst habe und verzweifelt bin.

23-jähriger Teilnehmer aus Mittelsachsen

Ich bin Taxifahrerin, ich verdiene nur, wenn ich fahre. Mache ich Bereitschaft und es kommt keine Fahrt zustande, habe ich nichts verdient. Abgesehen davon ist es auch fürs Gemüt nicht gut. Ich war jahrelang arbeitslos, ich weiß, wie rumsitzen ist. Die Hölle.

54-jährige Teilnehmerin aus dem Vogtlandkreis

Der Tourismus war im Erzgebirge, vor allem in der Weihnachtszeit, die Hauptverdienstmöglichkeit. Von den Einnahmen aus dem Dezember konnte ich die Zeit Januar, Februar, März und April überbrücken. Nun muss ich schon jetzt am Existenzminimum Leben.

68-jährige Teilnehmerin aus dem Erzgebirgskreis

Mehr als ein Drittel findet, Politik konzentriert sich zu sehr auf Corona-Schutz und zu wenig auf Wirtschaftsinteressen

Wir haben die MDRfragt-Gemeinschaft auch dazu befragt, inwiefern der Politik der Balanceakt zwischen Corona-Schutz und wirtschaftlichen Interessen gelingt.

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  • Für mehr als ein Drittel (38 %) konzentriert sich die Politik zu sehr auf Corona-Schutzmaßnahmen und zu wenig auf die wirtschaftlichen Interessen.

  • Allerdings sind 35 Prozent auch der Meinung, dass die Politik zwischen beidem ein Gleichgewicht gefunden hat.

  • Dass sie sich zu sehr auf die wirtschaftlichen Interessen und zu wenig um den Schutz vor Corona kümmert, finden 16 Prozent.

Alle Ergebnisse der Befragung als PDF zum Herunterladen:

Über die BefragungDie Befragung mit dem Titel "Lockdown Light - angemessen oder überzogen?" lief vom 29.10.-01.11.2020.

Insgesamt sind mittlerweile 32.087 registrierte Mitglieder aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Teil der MDRfragt-Gemeinschaft (Stand: 01.11.20). An der Befragung haben 20.241 Menschen teilgenommen.

Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 30 Jahre: 367 Teilnehmende
31 bis 50 Jahre: 3.897 Teilnehmende
51 bis 64 Jahre: 8.716 Teilnehmende
65+: 7.261 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 10.265 (51 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 5.229 (26 Prozent)
Thüringen: 4.747 (23 Prozent)

Verteilung nach Geschlecht:
Männlich: 54 Prozent
Weiblich: 46 Prozent

Die Befragungen sind nicht repräsentativ, aber sie werden nach statistischen Merkmalen wie Geschlecht, Bildung und Alter gewichtet. Die Gewichtung ist eine Methode aus der Wissenschaft bei der es darum geht, die Befragungsergebnisse an die real existierenden Bedingungen anzupassen. Konkret heißt das, dass wir die Daten der Befragungsteilnehmer mit den statistischen Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgleichen.

Wenn also beispielsweise mehr Männer als Frauen abstimmen, werden die Antworten der Männer weniger stark, die Antworten der Frauen stärker gewichtet. Die Antworten verteilen sich dann am Ende so, wie es der tatsächlichen Verteilung von Männern und Frauen in der Bevölkerung Mitteldeutschlands entspricht.

Dabei unterstützt ein wissenschaftlicher Beirat das Team von "MDRfragt". Mit dem MDR Meinungsbarometer soll ein möglichst breites Stimmungsbild der Menschen in Mitteldeutschland eingefangen werden – mit möglichst vielen Teilnehmenden.

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR um 2 | 02. November 2020 | 14:00 Uhr