Eine junge Frau lächelt.
Rapperin Alyona Alyona ist ausgebildete Erzieherin und verfügt über zwei Hochschulabschlüsse – in Psychologie und in Erziehung. Bildrechte: Alyona Alyona/Hitwonder

Ukraine Youtube-Star Alyona Alyona für deutschen Musikpreis nominiert

26. August 2019, 14:48 Uhr

Die Musikvideos von Alyona Alyona werden auf Youtube millionenfach geklickt. Ungewöhnlich, denn Rap ist in der Ukraine eine Männerdomäne. Sie dagegen spielt mit Geschlechterrollen und trifft damit einen Nerv. Nun steht die Ukrainerin auch in Deutschland vor ihrem musikalischen Durchbruch: Alyona Alyona ist für den deutschen Musikpreis "Anchor Award" nominiert.

Die New York Times wählte Alyona Alyona im Mai in die Liste der 15 wichtigsten europäischen Talente 2019. Nun ist die Musik der Ukrainerin auch in Deutschland angekommen: Alyona Alyona ist für den deutschen "Anchor Award" nominiert. Der Musikpreis wird im Rahmen des Reeperbahn Festivals vom 18. bis 21. September verliehen. Das Musikfestival gilt als eines der wichtigsten Clubfestivals Europas. Es scheint, als ob das der internationale Durchbruch der Rapperin sein könnte.

Alyona Alyona ist in der Ukraine schon längst berühmt

In der Ukraine ist Alyona Alyona ein Rap-Phänomen. Ihr im April 2019 erschienenes Musikvideo zu "Puschka" (wörtlich: "Kanone") schaffte es auf Youtube innerhalb eines Tages auf rund 240.000 Aufrufe. Gedreht wurde es in Berlin. Die Message des Songs: Ich bleibe so, wie ich bin. Bei den Fans kommt das gut an: Die Clips von Alyona Alyona werden millionenfach geklickt. Das ist ungewöhnlich für eine Frau in einer Männerdomäne. Immerhin gilt sie als erste Rapperin mit ukrainischen Texten, die ein breites Publikum erreicht.

Ich diskutiere darüber mit niemandem, ich will niemandem etwas beweisen. Ich mache einfach mein Ding und denke, dass jeder das Recht hat, glücklich zu sein. Und ich habe Fans, die das toll finden, was ich mache – das ist doch wunderbar. Aufdrängen will ich mich aber nicht.

Alyona Alyona, Rapperin

"Ribki" ist der Titel von Alyona Alyonas Debütsong. "Ribki" ("Fischlein") werden in der Ukraine auch Frauen gerufen. Mit dem Song gibt die Musikerin all jenen eine Stimme, die nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen: "Ich wollte damit ausdrücken, dass ich und meinesgleichen von nun an hinter Schutzglas sind." Tatsächlich traf "Ribki" einen Nerv und wurde zum Online-Hit. Denn Alyona Alyona provoziert - sie spielt ganz bewusst mit Geschlechterklischees und widerspricht dem Mainstream, von dem was als "schön" gilt.

Egal wie schlecht jemand über uns denkt, oder welche Steine er nach uns wirft – wir sind hinter Schutzglas und es ist uns egal.

Alyona Alyona, Rapperin

Die ukrainische Hip-Hop-Szene entwickelt sich nach Alyona Alyonas Einschätzung langsamer als in anderen Ländern. Hoch im Kurs stehe vor allem Old-School-Rap. Sie selbst habe kein bestimmtes Vorbild: "Meine Musik – das ist eine Mischung aus meinen Emotionen, Geschichten aus meinem Leben und aus dem Leben der Menschen um mich rum. Und die Basis dafür sind pumpende Beats."

Rapperin Alyona Alyona bei Aufnahmen im Studio.
Alyona Alyona bei Studioaufnahmen. Im April 2019 ist ihr Song "Puschka" erschienen – sowie das gleichnamige Album. Bildrechte: Alyona Alyona/Hitwonder

Von der Erzieherin zur Rapperin

Mit bürgerlichem Namen heißt die 27-Jährige Aljona Sawranenk, ist ausgebildete Erzieherin und verfügt über zwei Hochschulabschlüsse. Für den Erfolg hat sie mittlerweile ihre Heimatstadt im Umland von Kiew verlassen – und darüber auch einen Song aufgenommen. "Salischaju swij dim" ("Ich verlasse mein Haus") wurde mit mehr als 23,4 Millionen Aufrufen ihr bisher größter Erfolg.

Ich musste jeden Tag hin- und herfahren, was mich viel Zeit und Kraft gekostet hat, sodass ich aufgehört habe, neue Songs zu schreiben. Dann habe ich mich entschieden, 'mein Haus zu verlassen'. Ich bin schon oft in meinem Leben umgezogen. Für mich ist das wie eine neue Herausforderung. Aber ich erinnere mich immer daran, wo ich herkomme.

Alyona Alyona

Offenbar finden sich in ihrem Song zahlreiche Menschen wieder, die ihrer Heimat den Rücken kehren – innerhalb oder außerhalb der Ukraine.

(sb/adg)

Über dieses Thema berichtete MDR Aktuell auch im TV: 19.10.2018 | 17:45 Uhr

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